Der Kurs der Aktien von Tesla hat sich in diesem Jahr in etwa vervierfacht – noch spektakulärer aber war die Entwicklung bei dem Elektroauto-Startup Nio aus China. Zuletzt musste es nach dem kritischen Bericht eines Leerverkäufers zwar Verluste an der Börse wegstecken, aber seit Anfang 2020 hat sich der Nio-Kurs sogar verzehnfacht. Dabei verkauft das chinesische Unternehmen, gegründet 2014, bislang nur relativ niedrige Stückzahlen und hat noch nie Gewinn gemacht – wie Tesla in seiner Anfangszeit.
Tesla Model Y könnte gefragter sein
Davon berichtet aktuell die Nachrichten-Agentur Bloomberg – und weist dabei darauf hin, dass allein die Größen-Parallele Nio noch nicht zu einem zweiten Tesla macht. Unter anderem mit dem E-SUV ES6 hat Nio seine Verkäufe in China als seinem bislang einzigen Markt seit diesem März zwar stetig gesteigert und insgesamt mehr als verdoppelt. Das Wachstum war zuletzt stärker als beim Tesla Model 3 in China. Allerdings sind dessen Verkaufszahlen immer noch mehr als doppelt so hoch – und bald kommt das Model Y, das sich nach Ansicht von Bloomberg-Analysten besser verkaufen könnte.
China ist der einzige Markt, auf dem Tesla zumindest im Segment der elektrischen Kompakt-SUV oder Crossover nicht Gejagter ist, sondern Jäger. Das Model Y ist zwar auch in Europa noch nicht verfügbar, aber das gilt auch für den größten Teil seiner kommenden Konkurrenten. In China dagegen gibt es bereits Alternativ-Angebote nicht nur von Nio. Und laut dem Bloomberg-Bericht werden die Modelle des derzeitigen Börsen-Stars 2021 zusätzliche Konkurrenz nicht nur mit Teslas Model Y bekommen. Lokal zählten dazu Elektroautos von BYD, Great Wall Motor, Xpeng und Li Auto, deren Aktien in 2021 ebenfalls massiv zugelegt haben; und auch westliche Autokonzerne drängten auf den chinesischen Elektro-Markt.
Wachstum in China, Nio nach Europa
Anders als anderen Volumen-Konkurrenten gelingt es Nio bislang, für seine Elektroautos höhere Preise zu nehmen als Tesla. Der SUV ES6 kostet laut Bloomberg ab 54.000 Dollar, ein Drittel mehr als beim Model 3 in China. Doch Nio macht mit Innovationen wie Batterie-Wechselstationen von sich reden, hat soeben einen größeren Akku vorgestellt, der auch nachgerüstet werden kann und schickt Service-Fahrzeuge zum Laden. Es gebe eine „klare Differenzierung der Marken“ von Nio und Tesla, wird in dem Bericht der CEO zitiert.
Das und neue Modelle wie ein SUV-Coupe, eines pro Jahr, sollen Nio sozusagen im Windschatten von Tesla weiter wachsen lassen. Für kommendes Jahr steht zudem der Start in Europa an, zunächst nur im Elektroauto-Land Norwegen. In der Heimat wiederum kommt dem Startup, dessen Börsenwert schon den General Motors aus den USA übertrifft, laut Bloomberg allgemeines Wachstum des Automarktes zugute. Und die chinesische Regierung sorge konsequent dafür, dass genügend Anreize für mehr Elektroautos bestehen.