An diesem Mittwoch müssen Tesla-Beobachter in Europa Überstunden machen: Für kurz nach Börsenschluss in den USA hat das Unternehmen die Veröffentlichung seiner Geschäftszahlen für das vierte Quartal und damit auch das Gesamtjahr 2020 angekündigt. Dann ist es in Deutschland schon nach 22 Uhr, und bis anschließend die übliche Telefon-Konferenz beginnt, müssen Neugierige sogar bis 0.30 Uhr am Donnerstag warten. Aber das könnte sich lohnen, denn üblicherweise nutzen CEO Elon Musk und sein oberstes Führungsteam die live im Web übertragene Konferenz auch, um lange offene oder neue Fragen zu Produkten zu beantworten.
Tesla-Gewinn soll sich mehr als verdoppeln
Mit Blick auf die Zahlen erwarten Analysten derzeit den sechsten Quartalsgewinn von Tesla in Folge und damit den ersten überhaupt in einem kompletten Jahr. Im Durchschnitt rechnen sie nach einem Bericht von TheStreet für Q4 2020 mit einem bereinigten Quartalsgewinn von 1,04 Dollar je Aktie, was insgesamt rund 1 Milliarde Dollar entspricht. Der Gewinn würde sich damit gegenüber dem vierten Quartal ein Jahr zuvor mehr als verdoppeln. Nach offizieller GAAP-Berechnung (also unter anderem einschließlich der Kosten für Aktien-Optionsprogramme) werden laut Marketwatch 85 Cent pro Tesla-Aktie erwartet.
Beim Umsatz im vierten Quartal 2020 rechnen Analysten im Durchschnitt ebenfalls mit einer fast runden Zahl: 10,5 Milliarden Dollar nach 7,4 Milliarden Dollar im Schlussquartal 2019, also rund 35 Prozent mehr. Dass Tesla im letzten Viertel von 2020 gut 180.000 Elektroautos ausgeliefert (und damit das Mindestziel von 500.000 Stück im Gesamtjahr trotz Coronavirus-Krise so gut wie erreicht) hat, wurde schon Anfang Januar mitgeteilt. Diese Verkäufe dürften erneut den Löwenanteil des Umsatzes ausmachen. Für den Energie-Bereich mit Photovoltaik und Akku-Speichern erwarten Analysten laut Zacks Investment Research einen Umsatzanstieg um etwa die Hälfte auf 528 Millionen Dollar.
Noch wichtiger für die weitere Entwicklung der Tesla-Aktie ist natürlich der Ausblick auf die Zukunft und darin vorerst erneut die Angabe zu den angestrebten Auslieferungen 2021. Einen Hinweis dazu hat ein Analyst CEO Musk schon nach den Zahlen zum dritten Quartal 2020 entlockt: Ob Tesla im neuen Jahr zwischen 850.000 und 1 Million Elektroautos erreichen könne, fragte er, was Musk als „nicht weit daneben“ bezeichnete. Optimisten hoffen, dass er damit mehr als 1 Million verkaufte Teslas in 2021 andeuten wollte, Analysten rechneten zuletzt aber meist mit dem unteren Wert.
Europa-Fragen zu Model Y und FSD
Zu welchen Produkt-Fragen Musk und Team anschließend Auskunft geben werden, ist völlig offen, aber zu erzählen gäbe es viel. So wird seit einigen Wochen zunehmend intensiv über eine Auffrischung von Tesla Model S und Model X spekuliert – wenn Tesla dazu nichts sagt, dürfte sie vorerst ausbleiben. Außerdem werden nicht nur Anleger Neuigkeiten über Tesla Cybertruck und Semi hören wollen: Der Produktionsstart dieser beiden Nutz-Elektroautos steht für dieses Jahr an, und Musk hat länger nichts Konkretes mehr dazu gesagt.
Speziell für europäische Kunden ist natürlich interessant, wie es mit dem Tesla Model Y aussieht: Kommt es wirklich erst auf den alten Kontinent, wenn die neue Gigafactory in Grünheide bei Berlin läuft, oder vielleicht schon früher aus China, wo die Produktion dieses Modells Anfang Januar begonnen hat? Und wer lange genug wach bleibt, wird vielleicht auch live erfahren, wann Tesla den Beta-Test seiner neuesten FSD-Software für autonomes Fahren nach Europa ausweitet und ob es bald ein Abo-Angebot dafür gibt.