Bei seiner Vorstellung im November 2017 sorgte der Tesla-Sattelschlepper Semi wahlweise für Begeisterung oder Unglauben – und jedenfalls mit Blick auf den Zeitplan behielten die Skeptiker Recht. Schon ab 2019 wollte Tesla mit der Produktion der elektrischen Zugmaschine mit enormer Leistung und Reichweite zu mäßigen Preisen beginnen. Daraus wurde dann erst Ende 2020, und im Mai 2020 verschickte Tesla Briefe an Semi-Besteller, laut denen wegen der Coronavirus-Pandemie die Produktion „mit geringem Volumen“ erst in 2021 starten werde. Immerhin diesen Termin scheint Tesla weiter halten zu wollen – äußerte sich auf der anderen Seite aber vorsichtiger zu seinem Elektro-Pickup Cybertruck.
Aufbau von Tesla-Zellproduktion im Plan
„Mit Glück“ werde es vor Ende dieses Jahres ein paar Auslieferungen des Cybertruck geben, sagte CEO Elon Musk am Mittwoch in der Telefonkonferenz zu den Tesla-Geschäftszahlen im vergangenen Jahr. Das ist keine echte Verschiebung, denn schon bei der Vorstellung im November 2019 hatte Tesla von einem Produktionsstart Ende 2021 gesprochen. Auch auf der Website heißt es seitdem, die Produktion werde sich zum Ende dieses Jahres hin „nähern“. Neu ist allerdings Musks Aussage, dass es dafür Glück braucht.
Zum Semi wiederum erwähnte Tesla im Bericht für Q4 2020 zwar, die Auslieferungen würden in diesem Jahr beginnen, was grob der Aussage von vergangenem Mai entspricht. In der anschließenden Konferenz aber nannte Musk einen neuen Grund dafür. „Wir könnten problemlos mit dem Semi in die Produktion gehen“, sagte er. Aber aktuell habe Tesla einfach nicht genügend Batterien dafür – die würden erst ausreichend vorhanden sein, wenn die Volumen-Produktion der eigenen 4680-Zellen laufe. An anderer Stelle in der Konferenz erwähnte der Tesla-Chef zwar, dass dabei weiter keine unüberwindbaren Hindernisse zu erkennen seien, machte aber keine konkreten Angaben zum Fortschritt.
Wie Teslas Technik-Chef Drew Baglino zu diesem Thema sagte, wurden bislang alle beim Aufbau der 4680-Pilotproduktion auftretenden Probleme gelöst. Zu dem dafür genutzten Gebäude neben dem Elektroauto-Werk in Fremont seien schon die Anlagen für eine Kapazität von 10 Gigawattstunden (vermutlich pro Jahr) geliefert worden, und Tesla liege im Plan, dieses Ziel bis Ende des Jahres zu erreichen.
Noch größere Pressen für Cybertruck
Mit jährlich 10 Gigawattstunden würde die Zellfabrik in Fremont, die von Tesla wegen der noch viel größeren Pläne als „Pilotproduktion“ bezeichnet wird, wohl schon zu den zehn größten der Welt gehören, wiederholte CEO Musk dazu. Für die Akku-Gigafactory zusammen mit Panasonic im US-Bundesstaat Nevada zum Beispiel wurden zuletzt rund 35 Gigawattstunden pro Jahr genannt.
Aber Tesla hat noch mehr vor als den Semi, und so herrscht dort trotz der Verstärkung aus dem eigenen Haus wie schon seit Jahren akuter Zellmangel: Ein Semi brauche üblicherweise fünfmal so viele davon wie ein Elektroauto, sagte Musk jetzt, aber man könne nicht den fünffachen Preis dafür verlangen. Also sei es für Tesla nicht sinnvoll, schon die Produktion des E-Lasters zu starten. Das Gleiche dürfte für den Cybertruck gelten, der nach Aussagen von Musk vom Batterie-Tag ebenfalls die 4680-Zellen braucht – und wie er jetzt sagte, noch größere Giga-Pressen als die weltweit größten, die seit kurzem für das Model Y in Fremont eingesetzt werden.