Bei Pkw ist die Elektroauto-Revolution in vollem Gang, bei schweren Nutzfahrzeugen aber lässt sie noch auf sich warten. Zwar stellte Tesla schon Ende 2017 den Elektro-Sattelschlepper Semi vor, doch dessen Start wurde wiederholt auf zuletzt mindestens Ende dieses Jahres verschoben. Trotzdem geht die Entwicklung auch hier erkennbar in Richtung von Batterie-Antrieben: In dieser Woche kündigten die Nutzfahrzeug-Töchter der Konzerne Volkswagen und Renault an, wie Tesla E-Lastwagen auch für den Fernverkehr zu entwickeln.
Tesla Semi gibt Richtung vor
Vom Semi war in den vergangenen Wochen zwar wieder vermehrt zu lesen, weil Tesla offenbar einige neue Prototypen produziert hat und testet. Nach Gerüchten soll in diesem August die Serienproduktion beginnen. Ende Januar sagte Tesla-CEO Elon Musk allerdings noch, einem schnellen Start stehe Mangel an Batterien entgegen.
So oder so bekommt er – wenn auch auf längere Sicht – mit seinen Elektro-Plänen für den Nutzfahrzeug-Bereich zunehmend Gesellschaft. Bei Pkw ist Volkswagen schon länger auf einem konsequent erscheinenden Tesla-Kurs, und auf den begab sich am Montag auch Matthias Gründler, Chef der Lastwagen-Sparte Traton bei VW: „Traton setzt klar auf den Elektro-Lkw“, sagte er laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung.
Unterstützung bekam er kurz darauf von Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess, der sich neuerdings wie Tesla-CEO Musk auf Twitter aktiv zeigt. „Die Zukunft wird elektrisch, digital und autonom sein“, schrieb er auf Englisch. Dazu veröffentlichte er Design-Skizzen mit zukünftigen Fahrzeugen, von deinen eine offensichtlich die Front eines Lastwagens zeigt.
The future will be electric, digital and autonomous – opens also new opportunities for design. Our Group design chief Klaus Zyciora showed me together with his brand colleagues how we are facing the new competition from startups like Xpeng, NIO, Lucid & Co. What’s your favorite? pic.twitter.com/zTdWg8LqR1
— Herbert Diess (@Herbert_Diess) March 24, 2021
Laut Traton-Chef Gründler will die Holding mit den Marken MAN und Scania bis 2025 jetzt 1,6 Milliarden Euro in elektrische Forschung und Entwicklung investieren statt zuvor 1 Milliarde Euro. 2024 werde bei MAN der letzte neue Diesel-Motor kommen. Scania wolle 2025 jedes zehnte Fahrzeug in Europa mit E-Antrieb verkaufen und 2030 jedes zweite. Bei MAN soll der E-Anteil nach Angaben von Gründler dann im Lieferverkehr 60 Prozent und im Fernverkehr 40 Prozent betragen.
Mehr Elektrofahrzeuge will auch Renault Trucks auf den Markt bringen, wie die Tochter der schwedischen Volvo Group (nicht zu verwechseln mit dem Pkw-Geschäft unter Volvo Cars, das dem chinesischen Konzern Geely gehört) am Mittwoch mitteilte. Ab 2023 werde die Marke „eine elektrische Baureihe für jedes Marktsegment“ anbieten, ließ sie wissen, einschließlich eines Sattelschleppers für den regionalen und überregionalen Verkehr. Als Ziel nannte Renault Trucks 35 Prozent Elektrofahrzeuge im Jahr 2030.
Wasserstoff für Traton nur „Nische“
Bis 2040 sollen sogar „alle unsere Fahrzeugreihen zu 100 Prozent ohne fossile Brennstoffe angetrieben werden“, heißt es in der Mitteilung weiter. Hier weicht Renault allerdings von den Plänen von Tesla und neuerdings Volkswagen ab: Fernverkehr-Lastwagen sollen ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts von Brennstoffzellen angetrieben werden.
Tesla-Chef Musk bezeichnet diese Technologie als „im Grunde verrückt“ und „fool cells“, und auch die VW-Marke Scania erklärte vor kurzem, ihre Erfahrungen mit Wasserstoff-Bussen sprächen dafür, dass Brennstoffzellen nur „begrenzt“ Anwendungspotenzial hätten. Der Traton-Chef Gründler sagte dazu jetzt, auch Wasserstoff-Nutzfahrzeuge würden in den nächsten zehn Jahren angeboten, aber nur in „Nischen“ wie bei Zementmischern oder Fernreisebussen.