Nach der Bekanntgabe der Geschäftszahlen für 2020 in diesem Januar endete der bis dahin unaufhaltsam scheinende Anstieg der Aktie von Tesla vorerst. Denn das Unternehmen hatte zwar einen weiteren, wenn auch unter den Erwartungen liegenden, Gewinn im vierten Quartal sowie sein erstes profitables Gesamtjahr gemeldet, aber für seine Verhältnisse vorsichtig in die Zukunft geblickt: Durchschnittlich 50 Prozent Wachstum der Auslieferungen pro Jahr über einen längeren Zeitraum würden erwartet, ließ Tesla wissen. Dass 2021 laut Finanzchef Zachary Kirkhorn deutlich besser werden könnte, wurde dabei fast überhört – und jetzt gibt es weitere Anzeichen dafür, dass Tesla intern sogar mit dem Doppelten plant.
Von 500.000 auf 1 Million Teslas?
Erstmals war davon Mitte Februar die Rede, mit einer privaten Quelle als Grundlage für die Meldung: Ein aktiver Tesla-Beobachter auf Twitter schrieb, das Unternehmen strebe für dieses Jahr tatsächlich mindestens eine Million Auslieferungen seiner Elektroautos an. Als seine Quelle nannte er einen mit der Verkaufsstrategie für 2021 vertrauten Tesla-Insider.
Eine Million Auslieferungen in diesem Jahr wären gut doppelt so viele wie die 499.450, mit denen Tesla 2020 trotz Coronavirus-Krise sein Mindestziel von 500.000 für das Jahr fast exakt erreicht hatte. Ebenso wäre das Wachstum gegenüber 2020 mit 100 Prozent doppelt wie die 50 Prozent, die das Unternehmen Ende Januar als langjährigen Durchschnitt prognostizierte.
Reduction gear supplier Hota, its chairman also reveals Tesla’s 1m unit target in 2021. At 6:25 – https://t.co/fb5i45DrsN
— Kelvin Yang (@KelvinYang7) April 20, 2021
Während hinter der Millionen-Meldung von Mitte Februar zunächst nur der gute Twitter-Name von @sawyermeritt stand, kamen seit vergangener Woche drei Hinweise in die gleiche Richtung. Für zwei davon muss man einem weiteren bekannten Twitter-Nutzer vertrauen: @KelvinYang7, der sich unter anderem mit Hinweisen auf chinesische Medien engagiert.
Für 2021 habe Tesla bei Sysgration 4 Millionen Einheiten von dessen Reifendruck-Kontrollsystemen als Ziel genannt, berichtete er zunächst mit einem Link zu einer chinesischen Publikation; das reiche für 1 Million Autos. Auch der Chairman von Hota, eines Herstellers von Untersetzungsgetrieben, habe von 1 Million Einheiten für Tesla 2021 gesprochen, meldete @KelvinYang7 wenig später, was er mit einem Video aus China belegte. Beide Informationen dürften von der Messe Auto Shanghai 2021 stammen, die vergangene Woche mit einem lauten Protest einer Tesla-Besitzerin begann.
$TSLA breaking: ST-micro SiC revenues this year will be $550m, vs. $450-500m expected only a few months ago. They are sole supplier to Tesla and Tesla is >>80% of their SiC. Tells you how confident Tesla is about this year. $550m SiC could well be 1m inverters!!
— Pierre Ferragu (@p_ferragu) April 29, 2021
Den dritten neuen Millionen-Hinweis steuerte dann am Donnerstag ein dritter Twitter-Nutzer bei, der zudem auch außerhalb des Internet als Tesla-Analyst bekannt ist: Pierre Ferragu von New Street Research. Als wichtige Nachricht meldete er, dass der Elektronik- und Chip-Hersteller STMicroelectronics für dieses Jahr deutlich mehr als 550 Millionen Dollar Umsatz mit Siliziumcarbid-Transistoren erwarte. Tesla nutzt diese für die Leistungselektronik in seinen Elektroautos und macht damit laut @p_ferragu 80 Prozent des STM-Geschäfts in diesem Bereich aus. Das genannte Volumen könne gut 1 Million Inverter bedeuten, schätzte er.
Tesla-Aktie am Freitag 5% im Plus
Nach dem hervorragenden ersten Quartal, das an der Börse zunächst ebenfalls nicht gut ankam, mehren sich also die Anzeichen dafür, dass Tesla für dieses Jahr eine glatte Verdoppelung plant. Genügend Gigafactory-Kapazität gibt es laut dem Q1-Bericht jedenfalls – 450.000 Model 3 und Model Y in China (beim Model Y allerdings noch im Hochlauf) plus insgesamt 600.000 Teslas aller Modelle aus Fremont. Zumindest von der Entdeckung des Analysten Ferragu schien die Börse denn auch Notiz zu nehmen. Am Freitag stieg die Aktie von Tesla ohne erkennbare andere Kurs-Nachrichten um knapp 5 Prozent auf 709,44 Dollar.