Die Internet-Nutzung in Flugzeugen könnte bald deutlich schneller und besser funktionieren – dank des Netzes aus Starlink-Satelliten von Elon Musks Raumfahrt-Firma SpaceX. Der Vizepräsident und Marketingchef von Starlink, Jonathan Hofeller, sagte vor einigen Tagen auf einer Konferenz, man stehe in Gesprächen mit verschiedenen Fluglinien. Seit März reichte Starlink zudem Anträge bei der amerikanischen Regulierungsbehörde für Telekommunikation (FCC) ein, mobile Sende- und Empfangseinheiten nutzen zu dürfen.
Besseres Flugzeug-Internet in Sicht
Bislang ist Starlink auf fest montierte Sende-/Empfangsantennen beim Endkunden ausgelegt. Sie messen 59 Zentimeter im Durchmesser und werden durch Elektromotoren automatisch auf den richtigen Satelliten ausgerichtet. Eine Nutzung unterwegs ist damit bisher nicht vorgesehen. Die neuen mobilen Sende-/Empfangseinheiten dagegen sollen auf Schiffen, in LKWs und vor allem an Bord von Flugzeugen funktionieren.
Dort verspricht Starlink deutlich schneller zu sein als bisherige fliegende Internet-Dienste. Diese arbeiten mit geostationären Satelliten, die in 36.000 Kilometern Höhe um die Erde kreisen. Dadurch sind sie so schnell, wie sich die Erde selbst dreht: Ein geostationärer Satellit steht quasi permanent über einem Punkt auf der Erde und kann so pausenlos Kontakt mit seiner Bodenstation halten. Doch geostationäre Satelliten sind groß, teuer und eben weit von der Erde entfernt, während die kleinen Starlink-Satelliten auf viel niedrigeren Umlaufbahnen in nur gut 500 Kilometern Höhe kreisen.
Die für 499 Dollar für jedermann erhältlichen Antennen im Rahmen des Beta-Betriebs machen momentan Downloads mit 50 bis 150 Megabit/s möglich. Und da die Zahl der Starlink-Satelliten in den kommenden Monaten und Jahren weiter steigen wird, wird auch die Bandbreite weiter zulegen – mindestens ein Gigabit pro Sekunde ist geplant. Bislang brachte die Falcon-9-Rakete von SpaceX bei mehr als 30 erfolgreichen Starts für Starlink nicht weniger als 1747 Satelliten auf den Weg zu ihren Bahnen. Die Zahl soll bald auf 4400 für weltweite Vollversorgung und schließlich auf 12.000 steigen. Hunderte Passagiere an Bord eines Flugzeugs könnten dann gleichzeitig Video-Streams empfangen, Videokonferenzen führen oder Mulitplayer-Games spielen.
Starlink braucht Kontakt zum Boden
Eine Herausforderung bleibt jedoch. Da sich die Starlink-Satelliten auf ihren niedrigen Orbits wesentlich schneller um die Erde drehen als klassische geostationäre Kommunikationssatelliten, können sie jeweils nur begrenzte Zeit lang Kontakt mit einer Bodenstation auf der Erde halten; die wird aber gebraucht, um die Verbindung vom Endkunden im Flugzeug über den Satelliten ins Internet herzustellen. Solange das Flugzeug über einen Kontinent fliegt, ist das kein Problem, denn dort gibt es viele Bodenstationen. Über einem Ozean aber fehlt es daran.
Die Satelliten müssten stattdessen also zunächst direkt mit anderen kommunizieren, die sich gerade über einem Kontinent befinden. Das in der Tat geplant. Erste gestartete Starlink-Satelliten haben bereits die Laser-Funktion, um von Satellit von Satellit zu funken, ab 2022 sollen alle damit ausgestattet werden. In naher Zukunft will SpaceX seine Internet-Satelliten außerdem mit dem Starship befördern. Bis zu 400 Exemplare pro Start wären damit möglich. Allerdings wird es noch etwas dauern, bis die Starships ihren Schritt von den bisherigen suborbitalen Tests zu verlässlichen Orbital-Transportern – und schließlich zu Mars-Raketen machen.
Not connecting Tesla cars to Starlink, as our terminal is much too big. This is for aircraft, ships, large trucks & RVs.
— Elon Musk (@elonmusk) March 8, 2021
Besseres Flugzeug-Internet dürfte sich mit SpaceX und Starlink schon vorher zunehmend realisieren lassen. Doch bevor wieder Begehrlichkeiten laut werden, in mobiler Form würde sich der Dienst doch bestens auch für die Elektroautos von Tesla eignen: Das mag sein, aber Tesla-CEO Elon Musk hat schon mehrmals deutlich gemacht, dass dergleichen nicht geplant ist. Zuletzt in diesem März erklärte er, die eigenen Elektroautos würden Starlink nicht nutzen, weil die Schüssel dafür deutlich zu groß sei. Stattdessen sei die mobile Variante für Flugzeuge, Schiffe, große Lastwagen und Camping-Mobile gedacht.