Seit Februar organisieren Gegner der politischen Betätigung von CEO Elon Musk Proteste an unterschiedlichen Tesla-Standorten vor allem in den USA, und am letzten März-Wochenende sollten diese Aktionen einen vorläufigen Höhepunkt finden. Aktionen waren unter anderem in Deutschland geplant, wo es im Vorfeld möglicherweise einen Brandanschlag gab. Musk ließ sich davon nicht beirren und gab Medien die Schuld an der Eskalation. Jenseits von Tesla, aber in Zusammenhang damit, verkündete er die Fusion des Sozialmediums X mit seiner KI-Firma xAI. Außerdem bekommt das Model Y in der Basis-Version einen etwas größeren Akku, und wie es aussieht, hat Tesla im ersten Quartal erneut weniger Elektroautos verkauft als vor einem Jahr.
Tesla-Proteste auch in Deutschland
500 Aktionen gegen Musks Wirken als Verbündeter von US-Präsident Donald Trump hatten sich seine dezentral als „Tesla Takedown“ organisierten Gegner für das Wochenende vorgenommen. Etwa 200 waren bis Freitag konkret angekündigt, und am Samstag begannen sie tatsächlich auch in Deutschland. An Tesla-Standorten in Berlin und Parsdorf demonstrierten Klima-Aktivisten laut Berichten mit orangefarbenen Regenschirmen. Die Gigafactory in Grünheide bei Berlin bekam Besuch von lokalen Gegnern, die seit langem gegen sie kämpfen. Ihr Versuch, Tesla satirisch einen Preis zu überreichen, scheiterte an verschlossenen Toren, berichtet der Tagesspiegel.
Diese Proteste blieben also gewaltlos, doch sie werden nicht nur zahlreicher, sondern auch zunehmend destruktiv oder gefährlich, auch in Deutschland. In der Nacht auf Mittwoch wurden laut NDR in Hannover drei Elektroautos von Tesla sowie eine Ladestation und Häuser von Unbekannten mit Parolen besprüht. Drei Tage später kam es womöglich zu einem Brandanschlag: Nach Angaben der Polizei brannten in der Nacht auf Samstag sieben Elektroautos auf dem Gelände der Tesla-Vertretung im niedersächsischen Ottersberg. Das Feuer konnte rasch gelöscht werden, der Schaden soll dennoch mehrere 100.000 Euro betragen. Zur Ursache wird noch ermittelt.
Wenn er sich zu dem breiten Widerstand gegen sein politisches Engagement äußert, dann bezieht sich Tesla-CEO Musk meist auf den gewalttätigen Teil davon. Den Beschäftigten des Unternehmens und seinen Kunden werde damit großes Unrecht angetan, sagte er am Donnerstag in einem Fox-Interview. Die „wahren Bösewichte“ seien diejenigen, die zu solchen Taten anstacheln, und man werde sie verfolgen. Zu einem Brandanschlag auf eine Tesla-Filiale in Las Vegas (s. Foto oben) schrieb er auf X, Propaganda alter Medien habe den Täter dazu gebracht, so wie sie auch zu versuchten Attentaten auf Trump geführt habe.
Musk als Grund gegen Tesla-Kauf
Die Aktie von Tesla, die zuvor neun Wochen am Stück gefallen war, erholte sich unterdessen leicht. Nur am Freitag schloss sie in einem allgemein schwachen Markt 3,5 Prozent niedriger bei 263,55 Dollar. Zu der klar überdurchschnittlichen Entwicklung trug der Musk-Verbündete Trump bei: Am Donnerstag verkündete er Strafzölle von 25 Prozent auf Importe von Autos und Auto-Teilen in die USA. Auch auf Tesla werde das bedeutende Auswirkungen haben, kommentierte Musk. Nach Ansicht von Analysten wäre das Unternehmen jedoch weitaus weniger betroffen als Konkurrenten: Tesla produziert Autos für den US-Markt vor Ort und bezieht nur 20-25 Prozent der Teile dafür aus dem Ausland.
Insofern könnte die Trump-Politik doch noch positiv für Tesla werden – wenn auch nur relativ gesehen, weil andere Hersteller stärker unter den Zöllen zu leiden haben. Dem steht allerdings zunehmende Unbeliebtheit des CEO gegenüber, die sich auch auf die Kaufbereitschaft auswirkt: Laut einer Umfrage von Yahoo Autos und YouGov sehen aktuell 55 Prozent der Amerikaner den Tesla-Chef negativ und 39 Prozent positiv. Im November 2024 war dieses Verhältnis noch etwa umgekehrt. Zwei Drittel gaben jetzt zudem an, ein Tesla komme für sie nicht in Frage, und 56 Prozent davon sagten, das liege vollständig oder teilweise an Musk.
Tesla-Verkauf in Q1 wohl gesunken
Wie sehr sich sein politisches Engagement tatsächlich auf die Verkäufe weltweit auswirkt, dürfte ab Mittwoch klarer werden, wenn Tesla Daten für das erste Quartal 2025 veröffentlicht. Die ersten beiden Monate waren insbesondere in Europa schwach – in Deutschland brachen die Tesla-Neuzulassungen im Februar um 76 Prozent ein. Zum Teil dürfte dies daran liegen, dass das Model Y im Januar aufgefrischt präsentiert wurde und in dieser Form erst seit März ausgeliefert wird.
Insgesamt rechnen Analysten jedenfalls nicht mehr damit, dass Tesla in Q1 2025 mehr Elektroautos verkaufen konnte als vor einem Jahr: Die Konsens-Prognose lag laut dem Blog Electrek zuletzt bei knapp 378.000 Auslieferungen. Das wären etwa 10.000 Stück oder 2,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Insgesamt sind die Schätzungen seit Jahresbeginn deutlich gesunken. Für ganz 2025 erwarten Analysten jetzt nur noch minimales Tesla-Wachstum.
Mehr Kapazität für neues Model Y
Wie gut das neue Tesla Model Y wirklich ankommt, wird aber auch die Q1-Meldung noch nicht endgültig verraten, denn die Umstellung darauf erfolgt in China, Europa und den USA in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. In Fernost präsentierte Tesla das überarbeitete Model Y zuerst und stellte auch den Konfigurator zuerst von der anfänglichen „Launch Series“ komplett auf die regulären Varianten um. Europa folgte Ende Februar. In den USA dagegen ist das neue Model Y weiterhin nur als Erstauflage mit Allrad, großem Akku und Extras zu bestellen. Erst in der zurückliegenden Woche soll die Produktion anderer Varianten in Texas begonnen haben.
Wer in Deutschland am Samstag ein Model Y bestellte, sollte es nach Konfigurator-Angaben noch im März bekommen. Das gilt allerdings nur für die aktuelle Top-Version. Model Y mit Heckantrieb sollen ab Mai ausgeliefert werden. Und wie jetzt bekannt wurde, bekommt das Elektroauto in der Basis-Ausführung mit kleinerem Akku eine etwas höhere Kapazität: Laut einer EU-Genehmigung, von der in dem Forum TFF berichtet wurde, fasst der neu angemeldete LFP-Akku von CATL 62,5 Kilowattstunden, etwa 2 Kilowattstunden mehr als der bisherige. Das dürfte Teil der Erklärung für die wie in China rund 10 Prozent höhere Reichweite des neuen Tesla Model Y RWD sein.
Musk kauft mit xAI Sozialmedium X
Darüber hinaus will Tesla nach früheren Angaben noch im ersten Halbjahr ein neues Elektroauto zu einem niedrigen Preis vorstellen oder auf den Markt bringen. Für CEO Musk allerdings ist dieses klassische Geschäft ohnehin nur noch „Rauschen“, wie er Mitte 2024 sagte. Viel wichtiger für die Tesla-Zukunft sei „Autonomie“ in Form von selbstfahrenden Autos und humanoiden Robotern. Die Grundlage dafür bildet künstliche Intelligenz, an der Musk auch mit seinem eigenen Startup xAI arbeitet. Und wie er am Freitag überraschend wissen ließ, fusioniert dieses junge Unternehmen jetzt mit dem Sozialmedium X, das der Tesla-Chef Ende 2022 unter dem alten Namen Twitter gekauft hatte.
xAI habe sämtliche Anteile an X übernommen, informierte Musk. Als Bewertung von Ex-Twitter in der Transaktion nannte er 33 Milliarden Dollar, also recht genau die Summe die er für den Kauf an Eigenkapital eingebracht hatte. Laut Bloomberg beträgt der rechnerische Wert der neuen xAI Holding mehr als 100 Milliarden Dollar ohne Schulden – Musk hat nach Tesla und SpaceX inzwischen also das dritte Unternehmen mit dreistelliger Milliarden-Bewertung herangezogen.
@xAI has acquired @X in an all-stock transaction. The combination values xAI at $80 billion and X at $33 billion ($45B less $12B debt).
Since its founding two years ago, xAI has rapidly become one of the leading AI labs in the world, building models and data centers at…
— Elon Musk (@elonmusk) March 28, 2025
Von der Transaktion könnte zudem auch der Elektroauto-Hersteller mit Autonomie-Ambitionen noch profitieren, der inzwischen nicht mehr den Großteil des Musk-Vermögens ausmachen soll. Denn zum einen ist der CEO durch die Kombination mit der KI-Firma nicht mehr auf Verkäufe von Tesla-Aktien zur Deckung von X-Verlusten angewiesen. Zum anderen hatte Musk ebenfalls schon Mitte 2024 eine Beteiligung von Tesla an xAI vorgeschlagen, was große Zustimmung fand. Davon war seitdem nichts mehr zu hören, doch möglicherweise war die X-Fusion nur der Auftakt zu einer weiteren Konsolidierung des Musk-Imperiums.