Mit der Präsentation und den ersten Auslieferungen des aufgefrischten Tesla Model S vergangene Woche in Fremont wurden einige Fragen zu dem neuen Premium-Tesla geklärt. So ist jetzt bekannt, dass die Reichweite der Variante Long Range nur leicht um 3 Meilen auf 405 Meilen (gut 650 Kilometer) gestiegen ist. Doch die Veranstaltung drehte sich hauptsächlich um das extraschnelle Model S Paid als dreimotorigen Nachfolger der Performance-Version und um die Tesla-Heimat USA. Und so blieb eine der wichtigsten Fragen für das neue Model S (und auch das Model X) für Europa weiter offen: Wie schnell werden sie hier eigentlich laden können?
Tesla in Europa mit CCS-Adapter
Bei dem Event in Fremont zeigte Tesla-CEO Elon Musk eine Folie, laut der das neue Model S Plaid innerhalb von 15 Minuten genügend Strom für 187 Meilen (gut 300 Kilometer) Reichweite nachladen kann. Nach den ersten Tesla-Angaben zur Modellpflege von diesem Januar sollten es 200 Meilen innerhalb von 15 Minuten sein, was sich aber auf die Variante Long Range bezogen haben dürfte. Deren Reichweite wurde mittlerweile etwas nach unten korrigiert: Im Januar sollten es bis zu 412 Meilen werden, jetzt sind es laut Tesla nach EPA-Schätzung 405 Meilen.
So steht es umgerechnet in 652 Kilometer an verschiedenen Stellen auch auf der deutschen Tesla-Website, wie bei den anderen Daten meist mit dem Hinweis, dass es sich dabei um die US-Spezifikationen handelt. Auch „Laden Sie bis zu 322 km in 15 Minuten“, ist bei Tesla Deutschland wie in den USA (hier mit 200 Meilen) zu lesen. Für europäische Kunden aber geht es um weit mehr als ein paar Meilen in einer Viertelstunde: Bislang sind Model S und Model X hier auf höchstens 142 Kilowatt Ladeleistung begrenzt, also deutlich weniger als die 250 Kilowatt, die in den USA möglich sind. Und noch hat Tesla nicht klar gesagt, ob sich das mit dem Refresh ändern wird.
Für die volle Tesla-Ladeleistung sind Supercharger der Generation V3 erforderlich, die in Europa mit Steckern nach dem Standard CCS installiert werden. Beim Model 3 hat Tesla die dafür nötige größere Buchse gleich eingebaut, für Model S und Model X kam bald ein CCS-Adapter. Damit können auch die teureren Teslas reine V3-Supercharger nutzen. Aber der Adapter ist, wie seit einiger Zeit auch im Shop zu lesen ist, auf 142 Kilowatt begrenzt.
Wie wichtig sind Model S und Model X?
Wenn sich das nicht ändert, bliebe Tesla mit seinen beiden Premium-Elektroautos deutlich unter dem Model 3 und auch unter der zunehmenden Konkurrenz anderer Marken. Aber hartnäckige Nachfragen dazu eines deutschen Beobachters auf Twitter an CEO Elon Musk blieben bislang unbeantwortet. Nahezu jeden Tag findet @tesla_adri einen Anlass, zur CCS-Frage nachzuhören, bislang ohne Erfolg. Ein anderer aktiver Twitter-Nutzer, @raffaeru, interessiert sich ebenfalls sehr für das Thema. In dieser Woche zeigte er mit Hilfe einer Papp-Schablone sogar einige Varianten, wie Tesla die größere CCS-Buchse in der Rücklicht-Einheit des Model S unterbringen könnte (s. Foto oben).
Being on the topic, will the Refesh s/x have a ccs port in Europe to utilize the full potential of v3?
— Tesla_Adri (@tesla_adri) June 16, 2021
Aber Musk schweigt dazu. Auch von teslamag.de kontaktierte Tesla-Kreise in Europa hatten keine belastbaren Informationen anzubieten und verwiesen lediglich auf die Aussagen des CEO und die Website. Doch zumindest im Web wird recht deutlich, dass es auch auf den deutschen Seiten beim Model S nur um die US-Version geht.
Konkretere Informationen soll es laut den Tesla-Kreisen voraussichtlich geben, wenn der Marktstart des neuen Model S in Europa ansteht, laut Website mit den ersten Auslieferungen in Q1 2022. Bis dahin müssen Interessierte aber weiter rätseln – und könnten angesichts der zunehmenden Auswahl an anderen Premium-Elektroautos mit bereits bestätigt hoher Ladeleistung verführt sein, entweder abzuwarten oder sich für ein anderes Modell zu entscheiden. Bei Tesla wiederum wird die Entscheidung über die CCS-Frage hauptsächlich erkennen lassen, für wie wichtig das Unternehmen den europäischen Premium-Markt noch hält. Denn möglich wäre eine größere Ladebuchse für Model S und Model X gewiss, offen ist nur, ob Tesla diesen Aufwand in seine Top-Modelle investieren will. Schon bei der Raven-Überarbeitung von Model S und Model X im Frühjahr 2019 hatte das Unternehmen darauf jedenfalls verzichtet.