Kurz vor der Veröffentlichung der Tesla-Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2021 an diesem Montag hatte CEO Elon Musk quasi nebenbei angekündigt, beginnend in diesem Jahr das eigene Supercharger-Netz für fremde Elektroautos freizugeben. Details nannte er nicht, was zu intensiven Spekulationen über die Ausgestaltung und mögliche Nachteile für die eigenen Kunden führte. Auch bei einer Anleger-Abstimmung über Fragen für die Telefon-Konferenz nach den Tesla-Zahlen stand das Thema Supercharger-Öffnung weit oben, und tatsächlich gingen Musk und sein Technik-Chef Drew Baglino dann darauf ein.
Tesla-App für fremde Elektroautos
Die geschäftlich wohl interessanteste Informationen aus der Konferenz lautet, dass Tesla wohl direkt auf die Besitzer fremder Elektroautos zugehen will statt auf die Hersteller. Derzeit sei angedacht, dass sie die Tesla-App herunterladen und darin eingeben können, an welcher Säule welches Superchargers sie sich befinden, erklärte Musk. Auf diese Weise lasse sie sich zum Laden aktivieren, und das werde voraussichtlich mit Elektroautos fast jedes Herstellers funktionieren.
Außerdem sind laut Musk Zeit-Beschränkungen geplant. „Wenn die Laderate superlangsam ist, dann wird mehr berechnet“, erklärte der Tesla-Chef, denn die Belegung sei bei Superchargern ein entscheidender Faktor. Damit wäre eine wichtige Sorge der eigenen Kunden adressiert: Vorher herrschte zum Teil die Befürchtung, langsam ladende Fremd-Elektroautos könnten die Tesla-Supercharger unangemessen lang besetzt halten.
Dynamische Preise am Supercharger
Nicht eindeutig waren dagegen weitere Aussagen von Musk zu Preisen. „Wir werden zudem intelligenter bei der Art und Weise sein, wie wir Strom am Supercharger berechnen“, sagte er in Zusammenhang mit der Öffnung. Auch das könnte sich nur auf fremde Lader bezogen haben, scheint aber eher allgemein zu verstehen sein. Laden in der Rush-Hour werde in Zukunft teurer sein als in der Nebenzeit, um eine gleichmäßigere Auslastung zu erreichen, sagte der Tesla-Chef. Sein Technik-VP Baglino ergänzte, Experimente mit einer derartigen Differenzierung am Supercharger habe es schon gegeben, und die Kunden hätten auf die Preis-Signale reagiert.
Musk selbst nutzte dann die Gelegenheit, die Motivation dafür zu erläutern, dass Tesla offenbar ohne Not die exklusiven Supercharger als Wettbewerbsvorteil aufgibt. Das Ziel des Unternehmens sei, den Übergang auf nachhaltige Energie zu beschleunigen. Vor diesem Hintergrund sei nicht zu rechtfertigen, wenn Tesla einen „eingezäunten Garten“ schaffe und ihn nutze, um seinen Konkurrenten zu schaden, sagte der CEO. Andere Unternehmen dagegen würden durchaus so vorgehen, ergänzte er, was manche Beobachter als Seitenhieb gegen Apple verstanden.
Teslas Lade-Netz soll schnell wachsen
Die eigenen Kunden will Tesla dabei trotzdem nicht vergessen, gaben Musk und Baglino zu erkennen und sprachen damit eine weitere häufige Sorge an. Eine höhere Auslastung des Supercharger-Netzes bedeute niedrigere Kosten, erklärte Baglino; dadurch könne Tesla die Ladepreise senken und das Netz schneller ausbauen. Allgemein seien eine aggressive Expansion, höhere Ladeleistungen und verbesserte Routen-Planung mit dynamischen Supercharger-Preisen geplant, sämtlich mit dem Ziel, die Wartezeiten für alle Kunden zu minimieren. CEO Musk machte zudem deutlich, dass das Supercharger-Netz schneller wachsen soll als die Produktion bei Tesla. Das bedeute zwar höllisch viel Arbeit für das zuständige Team, aber ansonsten hätten die Supercharger für fremde Elektroautos laut Musk keinen Nutzen.