Tesla-CEO Elon Musk und seine Anhänger begeistern sich weiterhin vor allem für Robotaxis, die jetzt wie angekündigt auch in Kalifornien unterwegs sind – allerdings mit menschlichem Aufpasser am Steuer statt wie in Texas nur auf dem Beifahrersitz. Die zurückliegende Woche brachte jedoch auch interessante Elektroauto-Neuigkeiten wie die erste Sichtung eines abgespeckten Model Y, das laut Musk noch 2025 auf den Markt kommen soll. Außerdem brachte ein Tesla-Manager einen verkleinerten Cybertruck ins Spiel. Und in Florida fiel das erste Urteil zu einem tödlichen Unfall mit aktiviertem Autopilot. Es könnte Tesla einen dreistelligen Millionen-Betrag kosten.
Abgespecktes Tesla Model Y gefilmt
Seit April 2024 kündigte Tesla regelmäßig den Produktionsstart eines „bezahlbareren“ Elektroautos im ersten Halbjahr 2025 an, und vor kurzem gab es erste konkrete Informationen dazu. Während Analysten mit einem kompakteren Model Q rechneten, sagte CEO Musk Ende Juli, bei dem heiß erwarteten neuen Tesla handele es sich „nur um ein Model Y“. Dabei lachte er, weshalb nicht klar war, ob er sich möglicherweise nur einen Spaß erlaubte. Doch in China wurde jetzt ein verhülltes Fahrzeug beim Laden gefilmt, das tatsächlich stark an das Model Y erinnert, aber offenbar etwas vereinfacht wurde.
Unter der Hülle erkennbar war, dass dieser Tesla anders als das aktuelle Model Y keine durchgehenden Lichtbänder an Front und Heck hat. Ebenso fehlt der mit der Modell-Pflege Anfang dieses Jahres eingeführte Bildschirm für die hintere Sitzreihe; die Sitze sind mit Stoff statt Kunstleder bespannt. Anders als seit Jahren alle Elektroautos von Tesla hatte das getarnte Fahrzeug kein Dach mit großen Glasflächen, sondern aus Blech. Kurz nach der Sichtung wurden zudem Gerüchte zur Batterie öffentlich: Sie soll mit rund 50 kWh etwa 20 Prozent weniger Kapazität haben als das bislang billigste Tesla Model Y, das in Deutschland aktuell 44.990 Euro kostet.
Rätselraten um Model S und Model X
Gar nicht mehr im Tesla-Konfigurator für europäische Länder zu finden sind neuerdings die Premium-Elektroautos Model S und Model X, deren Verkäufe zuletzt deutlich gesunken waren. Wer hier auf „bestellen“ klickt, wird jetzt auf die Seite mit Neuwagen im Bestand umgeleitet. In Deutschland war der am Samstag beim Model S offenbar schon komplett erschöpft, während es in anderen Ländern noch einige Auswahl gab. Vom Tesla Model X standen auch in Deutschland noch mehrere vorproduzierte Exemplare zu Preisen ab knapp 120.000 Euro zur Verfügung.
Nicht klar wurde zunächst, ob die Premium-Modelle weltweit auslaufen sollen oder ob der Schritt als Vorbereitung für ihre weltweite Modernisierung zu verstehen ist. Für die USA hatte Tesla im Juni neue Model S und Model X mit minimalen Modifikationen gegenüber den Vorgängern (s. Foto oben) vorgestellt. Die Streichung aus dem Europa-Konfigurator könnte also vorübergehend sein, bis Tesla bereit ist, die überarbeiteten Elektroautos auch für außerhalb der USA zu produzieren. Auf der anderen Seite können Model S und Model X in China schon seit diesem April nicht mehr neu konfiguriert werden.
Tesla-Manager über kleineren Pickup
Außerhalb Nordamerikas ebenfalls nicht einmal mehr zu reservieren ist seit einiger Zeit der stählerne Tesla-Pickup Cybertruck, von dem Ende 2023 nach langer Verzögerung die ersten Exemplare ausgeliefert wurden. Nach Angaben von CEO Musk ist das Fahrzeug in der bisherigen Form nicht für die Zulassung in Europa geeignet. Vereinzelte Cybertrucks wurden schon aus den USA importiert, brauchten aber eine Einzelabnahme und Modifikationen an der kantigen Karosserie. Europäische Interessenten hofften deshalb auf einen Tesla-Pickup, der auch für sie regulär verfügbar wird. Und so etwas könnte tatsächlich kommen.
Tesla-Chef Musk hat den Cybertruck mehrfach als seinen Favoriten bezeichnet, aber auch eingeräumt, dass er möglicherweise nicht den Massen-Geschmack trifft – die zuletzt eingebrochenen Verkaufszahlen scheinen das bestätigen. Vor diesem Hintergrund wurde sein oberster Fahrzeug-Entwickler Lars Moravy jetzt bei einem Tesla-Treffen nach einem kompakteren Cybertruck für internationale Märkte gefragt. Man habe schon immer über einen kleineren Pickup gesprochen, lautete seine Antwort darauf, ohne dass er die Bezeichnung Cybertruck wiederholte.
Zudem schien Moravy passend zur allgemeinen Tesla-Konzentration auf autonomes Fahren nicht unbedingt ein Elektroauto für menschliche Fahrer anzusprechen: Er stellte die Äußerung in den Kontext, dass immer mehr Robotaxis in die Welt kommen würden. Diese könnten laut dem Vice-President nicht nur zur Beförderung von Personen, sondern auch für Waren nützlich sein. Mit Optionen für die Bedienung dieses Segments beschäftige sich Tesla bereits in seinem Design-Studio.
Tesla-Robotaxi mit Mensch am Steuer
Nach oder zeitgleich mit dem für 2026 angekündigten Cybercab ohne Pedale und Lenkrad für zwei Passagiere, könnte also ein autonomes Tesla-Nutzfahrzeug auf den Markt kommen. Technologie und Regulierung dafür sind allerdings noch nicht so weit, wie Musk es gern hätte. Das zeigt sich auch an der Erweiterung des begrenzten „Robotaxi“-Dienstes von Tesla in Austin im Bundesstaat Texas auf die Bay Area in Kalifornien in der zurückliegenden Woche: Hier sitzt sogar ein Mensch auf dem Fahrersitz, denn laut einem Politico-Bericht hat Tesla für die Region bislang nicht einmal eine Lizenz für überwacht autonom fahrende Fahrzeuge wie in Austin beantragt.
Trotzdem dürften die Model Y in Austin weitgehend von der Software FSD gesteuert werden, die Ende 2020 in einer ersten Beta-Version für die USA erschienen. Bis dahin war das Autopilot-System von Tesla nur für Fernstraßen vorgesehen, technisch aber nicht darauf begrenzt, weshalb viele Kunden es entgegen der offiziellen Hinweise dazu auch in anderen Umfeldern und wie ein bereits autonomes System nutzten. Dadurch kamen 2016 und 2018 Tesla-Besitzer ums Leben, die ihrem Autopilot-System zu sehr vertrauen. Im April 2019 gab es einen weiteren Todesfall mit Autopilot-Bezug – der jetzt für Tesla teuer werden soll.
Urteil zu tödlichem Autopilot-Unfall
Damals war der Besitzer eines Model S nahe Key Largo in Florida mit Autopilot-Hilfe unterwegs und bückte sich, um sein heruntergefallenes Telefon aufzuheben. Das System blieb aktiviert, und kurz darauf rammte der Tesla ein SUV am Straßenrand, neben dem ein junges Pärchen stand. Die Frau wurde dabei getötet, der Mann schwer verletzt. Die Familie der Toten verklagte Tesla auf Schadensersatz, und tatsächlich gab die Jury in dem Verfahren dem Unternehmen am Freitag eine Teilschuld an dem Unfall.
We will
— Elon Musk (@elonmusk) August 1, 2025
Zum Teil wurde berichtet, Tesla müsse deshalb die volle Forderung von 329 Millionen Dollar bezahlen. Wegen der nur mit 33 Prozent Anteil festgestellten Schuld dürfte die Summe niedriger ausfallen und könnte vom Richter weiter reduziert werden. Ein dreistelliger Millionen-Betrag aber ist immer noch wahrscheinlich, wenn Musk nicht den postwendend angekündigten Berufungsprozess gewinnt. Mittlerweile überwacht bei Tesla eine Innenkamera, ob Autopilot-Nutzer aufmerksam sind. Aus früheren Zeiten läuft in den USA laut CNBC jedoch noch etwa ein Dutzend ähnlicher Verfahren, für die das aktuelle Urteil zum Präzedenzfall werden könne.