Der Markt für den Handel mit den so genannten THG-Quoten, die private Elektroauto-Besitzer durch Laden statt Tanken erwerben und ab 2022 an Mineralöl-Firmen verkaufen können, kommt in Schwung. Ein erster Bericht von teslamag.de über diese Extra-Einnahme sorgte für großes Interesse – und mit ZusammenStromen teilte einer der darin genannten Anbieter anschließend mit, seine Zahlung von bislang 100 Euro auf 130 Euro erhöhen zu wollen. Das mit 162 Euro pro Elektroauto höchste Angebot scheint aktuell fairnergy zu machen. Aber wie funktioniert dieses neue Geschäft eigentlich und unterstützt man damit womöglich indirekt den Ausstoß von mehr Treibhausgasen? Diese Fragen hat Yannic Neubauer von smartificate uns per E-Mail beantwortet.
Alle Elektroautos zählen gleich – noch
Bei den Angeboten für THG-Quoten fällt auf, dass keiner der Anbieter einen festen Wert für die Einnahme zu nennen scheint. Wird der letztliche Preis erst beim Verkauf im Großhandel festgelegt?
Der Verkaufspreis ist ein reiner Marktpreis. Dieser schwankt das Jahr über signifikant. Darüber hinaus wollen quotenverpflichtete Unternehmen in möglichst wenig Transaktionen ihre Quoten erfüllen, ohne mit vielen kleinen Playern Verträge schließen zu müssen. Der genaue Preis ist extrem schwer vorherzusagen, da sich zum Jahreswechsel auch einiges daran ändert, wodurch Quoten generiert werden, und auch wieviel THG-Quote die Unternehmen kaufen müssen. Generell hängt der Preis von Angebot und Nachfrage ab, wobei wir davon ausgehen, dass der Quotenpreis in Zukunft eher steigen wird, da die quotenverpflichteten Unternehmen eine steigende Menge an THG-Quoten am Markt kaufen müssen.
Gibt es unterschiedliche Preise für unterschiedliche Autos (wir haben es bei smartificate mit Tesla und Ford probiert, und die waren gleich)?
Aktuell erzeugen alle reinen Elektrofahrzeuge genau gleich viel Quote, da vom Gesetzgeber ein Pauschalwert festgelegt wurde. Dies wird sich aber wohl in absehbarer Zeit ändern, sodass wir bereits jetzt die Marke abfragen. Die Abfrage des Zulassungsjahres ist hingegen relevant für die Berechnung der Quote, sofern diese im aktuellen Jahr stattgefunden hat. Dann bekommen wir vom Umweltbundesamt nämlich nur anteilig für die Zeit der Zulassung auf den Halter ein Zertifikat ausgestellt.
Restliche Quoten verkauft der Staat
Wenn man sich anmeldet, ist man dann automatisch für mehrere Jahre dabei oder erstmals nur für eines?
Im letzten Abschnitt unserer Registrierung kann der Nutzer frei entscheiden ob er sich für ein, zwei oder drei Jahre anmeldet. Wir zahlen natürlich einen Bonus, wenn man sich für mehrere Jahre entscheidet. Bei zwei Jahren sind es 10 Euro mehr pro Jahr, bei drei Jahren 20 Euro mehr pro Jahr.
Manche Elektroauto-Fahrer befürchten, dass sie das fossile System unterstützen, wenn sie Mineralöl-Firmen ihr Treibhaus-Guthaben verkaufen. Betreiben Sie eine Art Ablasshandel?
Nein, der Gesetzgeber sieht vor, dass jede Quote, die von den privaten Haltern nicht angemeldet wird, von der Bundesregierung verkauft werden kann. Somit kann man durch das Nicht-Registrieren seines Autos nicht „die Ölkonzerne schädigen“. Wir setzen uns lieber dafür ein, dass dieses Geld direkt bei Teilnehmern der Elektromobilität ankommt.