Kurz vor ihrer Ablösung brachte die alte Bundesregierung noch eine Ausschreibung auf dem Weg, in deren Rahmen private Unternehmen subventioniert ein Netz aus 1000 Standorten für schnelles Elektroauto-Laden aufbauen sollen. Der Plan wurde weithin begrüßt, aber fast alle heutigen Betreiber von Ladestationen protestierten gegen die Regel darin, dass eine Kilowattstunde im Deutschland-Netz maximal 44 Cent kosten darf. Einer davon war Tesla, obwohl das Unternehmen an seinen deutschen Superchargern als einziger großer Anbieter auch ohne Abo weniger verlangte. Doch auch damit ist es jetzt vorbei: Am Donnerstag wurden die Supercharger-Preise ein weiteres Mal auf jetzt 45 Cent pro Kilowattstunde erhöht.
Tesla-Preis 36% höher als in 2020
Das teilte das Unternehmen zwar wie üblich nicht mit, wurde aber von Beobachtern auf Twitter entdeckt. Auch in anderen europäischen Ländern wurde das Laden am Supercharger erneut teurer. Für Frankreich zum Beispiel meldeten Tesla-Fahrer eine Erhöhung von 37 Cent auf 40 Cent, für Spanien von 29 Cent auf 36 Cent pro Kilowattstunde. Der deutsche Supercharger-Preis hatte zuvor bei 40 Cent pro Kilowattstunde gelegen, woraus sich eine Erhöhung um 12,5 Prozent ergibt.
Damit liegt Tesla in einem Trend, der Kunden nicht gefallen dürfte. Unter den großen Anbietern hatte zuletzt Fastned die Preise für spontanes Elektroauto-Laden an seinen Stationen angehoben. Kunden in Deutschland, Belgien und den Niederlanden bezahlen jetzt 69 Cent statt zuvor 59 Cent. Schon im Juli hatte es bei EnBW, das in Deutschland das nach Standorten größte Ladenetz betreibt, einen ähnlichen Schritt gegeben. Der Preis ohne Abo stieg an Gleichstrom-Säulen auf 55 Cent pro Kilowattstunde. Bei einer um einen Euro auf 5,99 Euro pro Monat erhöhten Grundgebühr bezahlt man seitdem bei EnBW für schnelles Laden 46 Cent an eigenen und 49 Cent an fremden Stationen.
Mit der neuesten Erhöhung bei Tesla ist dieses Niveau fast erreicht, wobei Kunden bislang allerdings keine monatliche Gebühr entrichten müssen. Zuletzt hatte das Unternehmen seinen Preis für schnellen Elektroauto-Strom am Supercharger in diesem August um 3 Cent erhöht, was der fünfte Schritt dieser Art innerhalb von zehn Monaten war: Im Oktober 2020 konnte man in Deutschland noch für 33 Cent pro Kilowattstunde bei Tesla laden. Seitdem ist dieser Preis mit der neuesten Erhöhung um insgesamt 36 Prozent gestiegen.
Supercharger für fremde Elektroautos teurer
Die Preise am Supercharger sind zunehmend nicht nur für Besitzer eines der Elektroautos von Tesla relevant. In den Niederlanden läuft seit Anfang November ein Test mit zehn Stationen, die für alle Marken nutzbar sind, und auf längere Sicht soll die Öffnung laut CEO Elon Musk weltweit umgesetzt werden. Von Fremdkunden verlangte Tesla zunächst 57-58 Cent pro Kilowattstunde, mit einem Abo für 12,99 Euro pro Monat bekamen sie Supercharger-Strom wie die eigenen Kunden für 24 Cent pro Kilowattstunde. Am Donnerstag stiegen auch diese Preise: auf 64-69 Cent bei spontanem Laden und 32 Cent pro Kilowattstunde mit monatlicher Grundgebühr.