Mit 164 Stationen in fünf Ländern gehört Fastned zu den wichtigsten Akteuren auf dem wachsenden Markt für das schnelle Laden von Elektroautos in Europa. Auch wenn die Netze von Tesla und Ionity (sowie im deutschen Raum EnBW) bereits deutlich größer sind, lohnt es sich deshalb, das Startup aus den Niederlanden im Auge zu behalten – und seine neueste Entscheidung setzt einen Trend fort, der Elektroauto-Fahrern und -Interessenten nicht gefallen dürfte.
Fastned-Ladepreis nähert sich Ionity
Denn ab diesem Donnerstag (11. November) steigen, nachdem zuvor schon Tesla und der in Deutschland wichtige Anbieter EnBW diesen Schritt gegangen waren, auch bei Fastned die Preise, wie das Unternehmen in seinem Blog mitteilte. In den drei EU-Ländern Deutschland, Niederlande und Belgien kostete die Kilowattstunde ohne Abo bislang 59 Cent, aus denen jetzt 69 Cent werden. In der Schweiz steigt der Fastned-Preis analog von 0,59 Franken auf 0,69 Franken, nur in Großbritannien scheint er mit 0,39 Pfund stabil zu bleiben. In Frankreich will Fastned nach eigenen Angaben bald starten und dann 59 Cent pro Kilowattstunde nehmen.
Zumindest bei Angeboten ohne Abo nimmt damit der Preisvorteil für Tesla-Fahrer zu, die bislang noch weitestgehend exklusiv an den eigenen Superchargern des Unternehmens laden können. Zwar stieg auch hier der Preis in diesem Jahr schon mehrere Male auf zuletzt 40 Cent pro Kilowattstunde Tesla-Strom in Deutschland. Aber das war schon vorher deutlich weniger als bei Fastned und ist es jetzt natürlich erst recht. Dies gilt umso mehr, als Tesla als einziger der großen Anbieter keine einheitlichen Preise für die Euro-Zone hat – und die deutschen zählen zu den höchsten.
Ebenfalls über Tesla liegt EnBW liegt nach einer merklichen Erhöhung in diesem Mai mit 55 Cent an Gleichstrom-Stationen. Der teuerste Europa-Anbieter bleibt Ionity mit 79 Cent pro Kilowattstunde. Aber angesichts der neuen 69 Cent bei Fastned hört sich das gar nicht mehr so sehr nach dem Wucher an, der dem von den deutschen Autokonzernen gegründeten Joint-Venture vorgeworfen wurde, als es dieses Niveau einführte. Bei Tesla dienen die Supercharger auch als Verkaufsargument für die eigenen Elektroautos, EnBW hat eine eigene Lade-Tochter gegründet und viel Geld für deren Expansion zur Verfügung gestellt. Also wäre denkbar, dass diese beiden Unternehmen in der Anfangsphase länger Verluste oder niedrigere Margen in Kauf nehmen als die reinen Lade-Anbieter Ionity und Fastned.
Auch Tesla protestierte gegen Preisgrenze
EnBW begründete seine Preis-Erhöhung im Frühjahr mit einem erhöhten Ausbau-Tempo und einer „dynamischen Kostenentwicklung“, Fastned führte jetzt nur die „beispiellosen Niveaus“ bei den Energie-Preisen in Europa an. Die dürften alle Lade-Anbieter ungefähr gleich betreffen, sodass sich weitere Runden anschließen könnten. Beunruhigend auch für Tesla-Fahrer in diesem Zusammenhang: Die Ausschreibung für neue Schnell-Stationen im Rahmen des massiv geförderten Deutschland-Netzes sieht einen Maximalpreis von 44 Cent pro Kilowattstunde vor – aber dagegen ging im Vorfeld fast die gesamte Branche einschließlich Tesla auf die Barrikaden.