Im Vorfeld seines für die erste Hälfte dieses Jahres geplanten Börsengangs tut Polestar viel dafür, auf sich aufmerksam zu machen. Die Marke mit Sitz in Schweden und Produktion in China gehört zur Hälfte Volvo Cars und der Geely Group aus diesen Ländern, wobei sich Volvo inzwischen selbst im Besitz des chinesischen Konzerns befindet. Nach dem Start mit einem teuren Plugin-Hybrid setzt sie für die Zukunft auf reine Elektroautos und hat mit dem Polestar 2 seit dem Jahr 2000 eines davon im Programm. Nummer 3, 4 und 5 sind schon angekündigt – und zusätzlich präsentierte das Unternehmen jetzt das Konzept für einen Roadster, aus dem eine Alternative zum gleichnamigen Tesla werden könnte.
Roadster-Elektroauto wie bei Tesla
Das Konzept für den Polestar-Roadster heißt allerdings gar nicht so, sondern O2. Dennoch hat das Format Ähnlichkeit mit dem Ende 2017 vorgestellten Über-Elektroauto, das Tesla zunächst schon drei Jahre ausliefern wollte. Beide sind schnittig und optional oben offen, und die hinteren Sitze nicht sehr großzügig. Im Tesla Roadster ist auf der zweiten Reihe mehr Platz, aber mit dem von CEO Elon Musk angekündigten SpaceX-Paket würde sie wohl ganz wegfallen.
Anders als Tesla für den Roadster nannte Polestar für sein O2-Konzept jetzt keinerlei Daten. Ebenso ist bei den schwedischen Chinesen noch offen, ob die Studie zum Serien-Auto wird. Die Entscheidung dürfte auch von den Reaktionen abhängen: Anfang 2021 hatte das Unternehmen mit dem Precept eine andere sportliche Studie präsentiert, die gut ankam und jetzt ab dem Jahr 2024 als Polestar 5 verkauft werden soll. Auch zu diesem Elektroauto sind noch kaum Daten bekannt, der Akku soll aber bis zu 100 Kilowattstunden fassen. Vorher sind noch das SUV Polestar 3 und der Polestar 4 als Coupe dazu geplant.
Wenn auch das scharf geschnittene Roadster-Konzept zum Serien-Elektroauto wird, könnte es also den Namen Polestar 6 tragen. Laut dem Unternehmen gibt die Studie einen Ausblick darauf, was optisch und technisch mit den eigenen Mitteln möglich wäre. Sie sei eine Vision für ein neues Sportwagen-Zeitalter sowie eine Mischung aus Technologie und Kunst. Zu überzeugendem Fahrverhalten soll eine neuartige Bauweise mit verklebten Aluminium-Komponenten beitragen, die schon für den Polestar 5 geplant ist. Mono-Material für den Innenraum soll zudem späteres Recycling erleichtern.
Polestar-Drohne dürfte nicht weit kommen
Darüber hinaus hat sich Polestar für das Konzept ein besonderes Extra ausgedacht – oder eigentlich nur neu aufgegriffen: Zu dem O2-Elektroauto gehört eine Drohne, die sich vom Cockpit-Bildschirm aus steuern lässt. In ähnlicher Form hatte Renault diese Idee schon seiner Offroad-Studie Kwid von 2014 mitgegeben, und 2019 zeigte Lexus ein Elektroauto-Konzept mit fliegendem Begleiter, der Gepäck aus dem Kofferraum zum Haus tragen sollte. Bei Polestar soll die Drohne nur mitfliegen, wahlweise für ruhige oder dramatische Aufnahmen, die man hinterher im Auto ansehen und über soziale Medien teilen kann.
Wie bei den früheren Studien wird es dieser Teil fast garantiert nicht in die Serie schaffen – zumal ein Drohnen-Professor dem Magazin Wired sagte, der Quadrocopter in einem Computer-Video von Polestar hätte bei höherem Tempo wohl nur Energie für maximal 10 Sekunden Flug an Bord. Aber mit dem Rest könnte Polestar eine interessante und höchstwahrscheinlich bezahlbarere (sowie langsamere) Alternative zum Tesla Roadster anbieten. Allerdings dürfte sie nicht vor 2025 kommen und damit noch später als der Tesla-Sportwagen, der nach den neuesten Angaben von CEO Musk dazu „hoffentlich“ 2023 in die Produktion geht.