Im Jahr 2010 ging noch vor der Produktion des Model S Tesla an die Börse, die globale Auto-Industrie steckte nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 weiter in Schwierigkeiten, und für nur 1,8 Milliarden Dollar übernahm die Geely Group aus China mit Volvo Cars einen der großen Namen aus Europa. Seitdem ist Tesla zum mit Abstand wertvollsten Autohersteller der Welt herangewachsen, und der Rest der Branche hat begonnen, ebenfalls auf intelligente Elektroautos zu setzen. In diesem Umfeld will Geely Volvo jetzt parallel zu der gemeinsamen Tochter Polestar an die Börse bringen – mit einer Gesamtbewertung von 40 Milliarden Dollar.
Volvo und Polestar einzeln an die Börse
Polestar war anfangs ein unabhängiger Tuner in Schweden und wurde 2015 von Volvo übernommen. 2017 machte das Unternehmen daraus zusammen mit der neuen Mutter eine eigene Marke zunächst für hybride und inzwischen für reine Elektroautos. Auf dem Markt ist aktuell der Polestar 2 zu haben (s. Foto oben), der in etwa in der Klasse des Tesla Model Y spielt. Diese Geely-Tochter teilte schon Ende September mit, dass es sie im Westen an die Börse zieht: In einer der bei kleineren Elektroauto-Unternehmen beliebten Spac-Transaktionen soll Polestar mit einem Vehikel namens Gore Guggenheim fusionieren, um gut eine Milliarde Dollar zusätzliches Kapital sowie eine Notierung an der Nasdaq zu bekommen.
Auch eine Bewertung für Polestar wird in der Mitteilung genannt: 20 Milliarden Dollar. Und damit wäre die reine Elektroauto-Tochter in etwa so viel wert wie Volvo Cars selbst. Denn dieses Unternehmen in Geely-Besitz gab eine Woche später bekannt, eine Notierung an der Börse Nasdaq Stockholm anzustreben. Zur Bewertung sagte es nichts, aber die Financial Times erfuhr nach eigenen Angaben von ebenfalls 20 Milliarden Dollar, zuzüglich des Polestar-Anteils von Volvo, der nach dem Spac-Börsengang weitere 10 Milliarden Dollar ausmachen soll.
Das lässt erkennen, wie viel beliebter reine Elektroauto-Hersteller heutzutage an der Börse sind – dabei will auch Volvo selbst ab 2030 nichts anders mehr produzieren. So sieht es nach dem raketenhaften Anstieg der Tesla-Aktie ab Anfang 2020 schon länger aus. Allerdings profitieren auch klassische Auto-Hersteller wie Volkswagen, wenn sie entschlossene Elektroauto-Pläne verkünden. Zuletzt wurde das Börsen-Geschehen selbst Tesla-CEO Elon Musk zu viel: Die laut Berichten angestrebte Bewertung des Konkurrenten Rivian von 80 Milliarden Dollar bezeichnete er als „wahnsinnig“.
Tesla-Bewertung fast 20-mal so hoch
Volvo und Polestar für zusammen 40 Milliarden Dollar nehmen sich im Vergleich dazu geradezu bescheiden aus. Aber für Geely hätte sich das Zugreifen in Nachklang der Krise trotzdem gelohnt. Die Investition von 1,8 Milliarden Dollar in Volvo Cars hätte ihren Wert innerhalb von elf Jahren um den Faktor 22 erhöht, auch wenn nach dem doppelten Börsengang nicht mehr alles davon den Chinesen gehört. Für denselben Preis wäre beim IPO 2010 allerdings rechnerisch auch ganz Tesla noch zu haben gewesen, das zuletzt eine Marktkapitalisierung von knapp 800 Milliarden Dollar hatte.