Längere Zeit über waren die Elektroautos von Tesla buchstäblich so gut wie konkurrenzlos, denn es gab praktisch keine anderen. Das Gleiche gilt für die weit reichenden Assistenz-Funktionen, die Tesla unter der Bezeichnung Autopilot schon mit dem Model S einführte, doch inzwischen hat sich beides geändert. Etablierte Hersteller wie Startups bauen nicht nur zunehmend interessante Elektroautos, sondern ziehen auch bei den Assistenten nach. Der von Volkswagen soll nach einem Update in Europa sogar besser sein als Teslas Autopilot-System – und Kunden des Pioniers zeigen sich zunehmend unzufrieden darüber.
Tesla-Beobachter: „Die Europäer warten“
Bis vor kurzem galt die Aussage von CEO Elon Musk, ungefähr in diesem März werde ein Update deutliche Autopilot-Verbesserungen für Europa bringen. Seit dem Delivery Day zum Start der deutschen Gigafactory Ende des Monats ist das weniger sicher, denn bei dieser Gelegenheit sagte Musk, dieses Jahr solle auch in Europa der Beta-Test mit der neuesten Version FSD beginnen. In den USA läuft er seit Oktober 2020. Das wäre ein größerer Schritt als erwartet. Aber laut Musk steht er erstens noch unter dem Vorbehalt der regulatorischen Zulassung und soll zweitens der FSD-Test in Europa frühestens im Sommer starten.
Dass Tesla vorher noch einmal die bisherige Autopilot-Software stark überarbeitet, ist unwahrscheinlich. Auch in den USA scheint sich das Unternehmen eher auf die FSD-Weiterentwicklung zu konzentrieren. Und so hatte Volkswagen genügend Zeit, um ein umfassendes Update für seine ID-Elektroautos vorzubereiten. Vielleicht symbolisch für die Mühen des Nachziehens dort müssen Kunden schon verkaufter ID.3 bis ID.5 in die Werkstatt, um es zu bekommen – nicht für die Software selbst, aber weil für das stundenlange Funk-Update ein größerer 12-Volt-Akku eingebaut werden muss. Aber in einem Test der Elektroauto-Vermietung nextmove (s. Foto oben) kam sie gut weg, und der testende Geschäftsführer sagte, VWs Travel Assist sei jetzt in mehrerlei Hinsicht besser als der Autopilot.
Was watching a video about VW Software 3.0 by @nextmove_de. Travel assist got huge improvements.
– automatic lanechange
– detection of roundabouts
– slowing prior to sign
– emergency lane in traffic jams
– sign recognitionyour turn now @Tesla @elonmusk. Europeans are waiting. pic.twitter.com/xEd8lZs5Hj
— Tesla_Adri (@tesla_adri) April 11, 2022
Manchmal handelt man sich mit derlei Tesla-Kritik, zumal in Verbindung mit VW-Lob, den Vorwurf ein, gekauft zu sein, doch in diesem Fall schien er auszubleiben. Im Gegenteil schloss sich der bekannte deutsche Beobachter @tesla_adri am Montag der Einschätzung von nextmove an, nachdem er das Video des Tests gesehen hatte. Mit der Software 3.0 beherrsche das VW-System Travel Assist automatische Spurwechsel, erkenne Kreisverkehre, bremse rechtzeitig vor neuen Tempolimits, bilde im Stau eine Rettungsgasse und erkenne Verkehrszeichen, hielt er fest. All das macht der Tesla-Autopilot in Europa bislang nicht oder im Fall der Zeichen nur teilweise. „Du bist dran, Elon Musk“, schrieb @tesla_adri deshalb, „die Europäer warten“.
Autopilot-Protest schon vor einem Jahr
Auch das rief zunächst keine Unterstellungen hervor, sondern Unterstützung. nextmove meldete sich ebenfalls noch einmal und schrieb unwidersprochen, dass die Autopilot-Konkurrenz in Europa inzwischen Vorteile habe, sei eine Tatsache. So etwas zur Sprache zu bringen, sei wichtig, damit Tesla selbst Verbesserungen einführt. Tatsächlich hat anschwellender Internet-Druck möglicherweise schon einmal geholfen, bei Tesla für Bewegung in Europa zu sorgen: Vor einem Jahr warteten Kunden immer noch auf den ab März 2020 vorgesehenen Austausch alter Autopilot-Computer in manchen Model 3, und mehrere deutsche beschwerten sich abgestimmt auf Twitter darüber. In einem Forum kursierte schon ein Musterbrief für eine Fristsetzung für den Wechsel, aber kurz darauf begann Tesla, Termine zum Einbau der neuen FSD-Hardware zu vergeben.