Lange Zeit wurde der Markt für große SUV in westlichen Ländern ausschließlich vom Tesla Model X bedient, wenn sie denn elektrisch sein sollten, während etablierte Hersteller nichts dergleichen zu bieten hatten. Mittlerweile aber kehrt sich dieses Verhältnis zumindest in Europa um, weil Tesla das Model X seit der Modellpflege Anfang 2021 hier noch nicht wieder ausgeliefert. Mitte des Jahres brachte zunächst BMW das SUV-Elektroauto iX in einer ähnlichen Preis- und Größenklasse auf den Markt. Und in dieser Woche präsentierte Mercedes die SUV-Variante seines im vergangenen Jahr gestarteten EQS. Wie den Tesla gibt es sie sogar mit sieben Sitzen.
Mercedes-Elektroauto als großes SUV
Gleichzeitig zeigen die Daten des am Dienstag vorgestellten Mercedes EQS SUV, wie sehr das höhere Format auf Kosten der Reichweite gehen kann. Die neue Variante steht auf derselben Plattform wie die Limousine und hat mit 108 Kilowattstunden netto dieselbe Akku-Kapazität. Doch während Mercedes mit der Limousine EQS neue Rekorde bei der Reichweite aufstellte, fällt sie beim SUV mehr als 100 Kilometer niedriger aus.
Die laut Hersteller bis zu 660 Kilometer nach WLTP können sich allerdings immer noch sehen lassen. Tesla gibt für das Model X in Europa derzeit 536 Kilometer geschätzte Reichweite an, wobei es sich allerdings um eine direkte Umrechnung des Meilen-Werts nach der strengeren US-Norm EPA handeln dürfte. BMW nennt für seinen iX mit ebenfalls etwas mehr als 100 Kilowattstunden Netto-Kapazität bis zu 630 Kilometer, bietet das SUV allerdings anders als Mercedes auch nur mit Hinterrad-Antrieb an.
Beide deutschen Elektroauto-SUV laden nach den Angaben ihrer Hersteller mit bis zu 200 Kilowatt Gleichstrom. Mit 5,1 Metern ist der Mercedes noch etwas länger als Model X und BMW iX. Wie den Tesla in der Version Long Range kann man das EQS SUV optional mit sieben Sitzen bestellen, was bei dem BMW-Elektroauto nicht möglich ist. Als „Highlight“ im Innenraum bezeichnet Mercedes die schon mit der Limousine eingeführte optionale Bildschirm-Einheit Hyperscreen, die sich über die gesamte Breite des Armaturenbretts erstreckt. Luftfederung und ein feiner Hepa-Luftfilter sind wie (theoretisch) bei Tesla Standard, und laut Mercedes sind „in mehreren Bereichen“ Funk-Updates der Software möglich.
EQS SUV vor Tesla Model X in Europa?
In der zweiten Hälfte dieses Jahres soll der EQS SUV nach den Mercedes-Angaben auf den Markt kommen, produziert im Werk Tuscaloosa in den USA. Das könnte abhängig von der Konkretisierung bedeuten, dass er in Europa ebenfalls vor dem Model X zu haben ist, für das Tesla seit Ende 2021 gar keine Termin-Aussage mehr macht. Das Gleiche gilt für den Preis, den allerdings jetzt auch Mercedes vorerst offen ließ. BMW bietet den iX auch in einer Basis-Version mit kleinerer Batterie für in Deutschland knapp 80.000 Euro an. Bei Mercedes ist immer Allrad und der große Akku dabei, sodass der EQS SUV später kaum noch für fünfstellige Preise zu haben sein dürfte.