Auf diesen Preis lässt sich selbst ein Mercedes EQS in der teuersten Variante AMG 53 4Matic+ nicht bringen: Wenn man zu dem deutschen Elektroauto absolut alle Optionen und Extras anwählt, die der für ein solches Vorhaben quälend langsame Online-Konfigurator konfliktfrei ermöglicht, kommt man auf 215.110,35 Euro, etwa 40 Prozent davon für eine lange Liste von Sonderausstattungen. Aber das liegt immer noch etwas unter dem Preis, den jetzt das US-Startup Lucid Motors für sein ebenfalls im Luxus-Segment antretendes Elektroauto Air in Deutschland nannte: Wie in den USA soll es zunächst nur in der Dream Edition zu haben sein – und hierzulande 218.000 Euro kosten. Allerdings übertrifft der Lucid Air den bisherigen Rekord-Halter Mercedes EQS bei der Reichweite noch deutlicher.
Erstes Studio für Lucid Air in München
Nach Gerüchten will Lucid Mitte dieses Jahres die ersten Air Dream Edition in Deutschland als erstem Markt Europas ausliefern, offiziell nannte das Unternehmen jetzt Ende 2022. Außer nach Deutschland soll „eine sehr begrenzte Zahl“ seiner Elektroautos laut einer Mitteilung auch in die Niederlande, die Schweiz und nach Norwegen kommen. In dieser Woche soll zudem in München das erste Lucid Studio in Europa eröffnet werden (s. Foto oben) – wie anfangs bei Tesla an einem teuren City-Standort. Noch in diesem Jahr sind laut dem Unternehmen weitere Showrooms in deutschen Städten sowie den anderen drei Start-Ländern und später in weiteren europäischen geplant.
Die Eröffnung des Studios in München und die Bestätigung der ersten Air-Auslieferungen in 2022 bedeuten allerdings trotz des stolzen Preises nicht, dass man sich noch Hoffnungen machen könnte, als neuer Kunde eine Grand Edition zu bekommen. Die Reservierungen dafür sind geschlossen, und nur wer schon eine hat, wird jetzt gefragt, ob daraus eine feste Bestellung werden soll. Europäische Preise für einfacher ausgestattete Air will Lucid später in diesem Jahr nennen. Als Schätzung enthält die aktuelle Meldung aber schon rund 100.000 Euro für die Basis-Variante Pure in Deutschland.
Dafür wird es allerdings nicht die neue Rekord-Reichweite geben, die Lucid in seiner Pressemitteilung zum ersten Mal als geschätzten Wert nach der Europa-Norm WLTP angibt. Mercedes hatte hier mit dem EQS und bis zu 769 Kilometern einen neuen Maßstab weit über dem Tesla Model S gesetzt (das es seit Anfang 2021 ohnehin nicht mehr neu in Europa gibt). Mit dem Air Dream Edition aber wird Lucid die europäische Reichweiten-Krone wohl klar in die USA zurückholen: Genannt werden rund 900 Kilometer. Das ist so viel mehr als bei Mercedes, dass man wohl darüber hinwegsehen darf, dass dieser Schätzwert laut einer Fußnote für den Air mit 19-Zoll-Felgen gilt, obwohl die Dream Edition serienmäßig auf 21 Zoll fährt.
Reichweite vor Mercedes EQS und Tesla Model S
In den USA ist bereits offiziell, dass der Lucid Air nach der dortigen Norm EPA viel weiter kommt als Model S oder EQS. Gleichzeitig lädt er auch schneller als beide: mit bis zu 300 Kilowatt statt 250 Kilowatt bei Tesla und 200 Kilowatt bei Mercedes. Aus einer reinen Elektroauto-Betrachtung hat der Mercedes EQS dem neuen US-Konkurrenten somit nichts voraus, was er sich aber auch teurer bezahlen lässt. Der Air Grand Touring, der ebenfalls EPA-Reichweiten jenseits von 800 Kilometern ermöglicht, kostete in den USA nur etwa 18 Prozent weniger als die limitierte Dream Edition, und in Europa dürfte der Abschlag ähnlich mäßig ausfallen. In den meisten Fällen würde man damit immer noch über Mercedes-Niveau enden – aber immerhin beschleunigt der Lucid Air zusätzlich deutlich schneller als der EQS selbst in seiner AMG-Version.