In der Gunst des Publikums sind die kreischenden und stinkenden Rennwagen der Formel 1 immer noch weit vorn, bei den Fahrleistungen aber – und ein wenig vielleicht auch bei der Dramatik – will die 2014 erstmals ausgetragene Elektroauto-Variante Formel E ab der nächsten Saison nachziehen. Ende April stellte sie das neue Fahrzeug vor, auf dessen Basis mitsamt Akku bislang sieben Teams antreten wollen (s. Foto). Als erste verfügt die dritte Generation über Antriebe an beiden Achsen. Das ermöglicht schnelleres Beschleunigen und so viel Rekuperation, dass die elektrischen Rennwagen hinten ohne Hydraulik-Bremse auskommen. Laden lassen sie sich mit 600 Kilowatt – was erstmals Boxen-Stopps wie früher zum Tanken in die Formel E bringt.
Laden im Elektroauto-Rennen
In den ersten Formel-E-WMs wurden die Akkus nach etwa der Hälfte des jeweiligen Rennens getauscht, und zwar zusammen mit dem Auto. Auch mit den Fahrzeugen der zweiten Generation ab 2018 wurde unterwegs nicht geladen. Stattdessen bekamen sie einen 54 Kilowattstunden fassenden Akku, der für die gut 45 Minuten am Stück ausreicht. Die Kapazität in der dritten Generation nannten die Ausrichter jetzt nicht, aber die enorme Brems- und Ladeleistung von 600 Kilowatt.
Dadurch kann man für das Verzögern erstmals auf eine hydraulische Bremse hinten verzichten, teilten die auch für die Formel 1 zuständige Fia und die Formula E mit. 600 Kilowatt zum Bremsen bedeuten, dass die Teams mit dieser Leistung auch laden können, und davon sollen sie auch Gebrauch machen. Eine Energie-Aufnahme während der Rennen ist laut der Mitteilung mit dem Start der neuen Generation vorgesehen. Ähnlich wie in der Formel 1 wird man hier also vielleicht in Zukunft unterschiedliche Strategien sehen können, wobei zusätzlicher Strom für ein Elektroauto anders als Benzin so gut wie überhaupt nichts wiegt.
Bis zu ihrer aktuellen Saison 2021/22 hat die Formula E eine Reihe von namhaften Auto-Herstellern zur Teilnahme bewegen können. Tesla war mangels Werbebudgets noch nie dabei, aber aus Deutschland tritt Mercedes-EQ an, das zudem Antriebe für ein weiteres Team liefert. Seit 2019 beteiligt sich außerdem Porsche zusammen mit Tag Heuer und stellt für dieses Jahr zudem einen Taycan Turbo S als Safety Car. BMW und Audi sind allerdings Ende 2021 ausgestiegen, auch wenn sie ebenfalls noch Antriebe für andere liefern. Chassis und Akku sind in der Formel E stets für alle gleich, bei Motoren, Kühlung oder Getriebe dürfen die Teams variieren.
Porsche-Team bleibt bei Formel E
Für die nächste Saison mit der dritten Generation des E-Rennwagens wollen Audi und BMW offenbar nicht zurückkommen, aber laut Formel E haben sich sieben andere weltweit führende Auto-Hersteller für Tests ab diesem Winter angemeldet. Porsche bleibt ebenso im Feld wie DS Automobiles, Jaguar, Mahindra, Nio und Nissan, neu eintreten soll für 2022/23 Maserati. Außer zum Bremsen oder Nachladen lassen sich die zusammen 600 Kilowatt an Vorder- und Hinterachse natürlich auch zum Fahren nutzen. Laut Formel E reicht das für Geschwindigkeiten bis zu 322 km/h. In der Formel 1 geht es noch etwas schneller geradeaus, aber die Beschleunigung der neuen Renn-Elektroautos dürfte dank Allrad mit viel elektrischer Kraft schon überlegen sein.