Produktion und Auslieferungen bei Tesla haben sich im zweiten Quartal dieses Jahres wie erwartet zum ersten Mal seit langem verringert, aber noch nahezu die zuletzt gesenkten Analysten-Prognosen erfüllt. Wie das Unternehmen am Samstag mitteilte, hat es in Q2 2022 insgesamt 254.695 Elektroautos ausgeliefert und 258.580 produziert. Das waren knapp 18 Prozent weniger Auslieferungen als im ersten Quartal, für das Tesla noch die neue Rekord-Zahl von 310.048 gemeldet hatte. Ein spürbarer Rückgang war jetzt weithin erwartet worden, weil die Gigafactory in China im April fast drei Wochen lang geschlossen war und weitere Wochen nur begrenzt produzieren konnte.
Tesla-Produktion in China deutlich niedriger
Die Produktion hatte schon im ersten Quartal dieses Jahres anders als die Auslieferungen keinen neuen Höchststand erreicht. Hier machte sich bemerkbar, dass Tesla bereits im März die Produktion in China tageweise unterbrechen musste, bevor sie Ende des Monats bis Mitte April wegen neuer Corona-Lockdowns komplett ruhte. Auch das anschließende neue Hochfahren verzögerte sich. Nachdem die Gigafactory in China im Dezember 2021 schon mehr als 70.000 Model 3 und Model Y produziert hatte, wurden es in diesem April nur noch 10.757 und im Mai 32.165 Elektroautos. Offizielle China-Zahlen für Juni sind noch nicht bekannt, laut Berichten produzierte Tesla ab Mitte des Monats aber wieder 17.000 Model 3 und Model Y pro Woche.
Gegenüber dem zweiten Quartal vor einem Jahr sehen die neuen Zahlen immer noch gut aus: Mit knapp über 200.000 hatte Tesla damals den dritten Auslieferungsrekord in Folge erzielt, jetzt waren es noch einmal 26,5 Prozent mehr. Das entspricht aber bei weitem nicht dem Tesla-Ziel von mindestens 50 Prozent Wachstum jährlich. Bei der Telefon-Konferenz zu den Geschäftszahlen in Q1 2022 hatten sich CEO Elon Musk und Finanzvorstand Zachary Kirkhorn noch optimistisch gezeigt, es in diesem Jahr übertreffen zu können. Dann aber kam die Gigafactory in China nicht so schnell wieder auf höhere Stückzahlen wie erwartet, wodurch sich auch die Belieferung der deutschen Tesla-Fabrik mit Akkus und Antrieben verzögert haben dürfte.
Rekord im Juni mit neuen Gigafactorys
Viele Angaben zum Geschehen im zweiten Quartal machte Tesla in der Mitteilung von Samstag wie gewohnt nicht. Sie enthält aber die Information, dass die Produktion in diesem Juni die höchste in der Geschichte des Unternehmens gewesen sei. Die neuen Fabriken in den USA und Deutschland müssen im letzten Monat also zumindest schon den China-Rückgang bis Mitte Juni ausgeglichen haben.
CEO Musk hatte am Samstag seine Twitter-Pause von gut einer Woche mit einem Foto von einer Papst-Audienz in Rom beendet, gab aber zunächst keinen Kommentar zu den Zahlen ab. Im Vorfeld versorgte seine Anleger-Betreuung wichtige Markt-Teilnehmer mit einer Übersicht zu Analysten-Prognosen für die anstehenden Q2-Zahlen. Dabei berechnete Tesla einen eigenen Durchschnitt nur mit den Beobachtern, die nach seinen Angaben die China-Schließung berücksichtigt hatten, und hier kamen 256.717 erwartete Auslieferungen heraus, also rund 2000 mehr als jetzt gemeldet. Im Durchschnitt aller Prognosen wurden noch etwa 10.000 mehr erwartet, und Medien verbreiteten zum Teil noch höhere Konsens-Prognosen.