Als die damals noch schwarz-rote Bundesregierung im November 2020 ein großzügiges Förderprogramm für private Elektroauto-Ladestationen einführte, ließen sich die Bürger nicht lange bitten. Zum Beispiel mit einem Wall Connector von Tesla (s. Foto) reichten die bis zu 900 Euro Zuschuss oft mehr als aus, um eine Wallbox zu kaufen und installieren zu lassen, und nach knapp einem Jahr war das mehrfach auf insgesamt 800 Millionen Euro erhöhte Fördervolumen endgültig erschöpft. Mit der vorgeschriebenen Anmeldung ihrer Elektroauto-Stationen scheinen es die Geförderten aber nicht zu genau genommen zu haben – und ein Netzbetreiber warnte jetzt, dass man in Haftung genommen werden kann, wenn es dadurch zu Störungen kommt.
Elektroautos als neue Last im Netz
Im Netzgebiet des Versorgers EWE im deutschen Nordwesten und in Brandenburg habe die KfW bis Ende vergangenen Jahres 37.000 Zusagen für eine Wallbox-Förderung erteilt, berichtete am Montag heise online. Elektroauto-Lader mit maximal 11 Kilowatt Leistung müssten in Deutschland nicht genehmigt werden, aber beim lokalen Bettreiber angemeldet. Doch bis Ende Juni 2022 waren laut dem Bericht im EWE-Netzgebiet insgesamt nur 14.000 private Ladepunkte registriert.
Das spricht, wenn es nicht zu langen Verzögerungen zwischen Förderantrag und Installation im großen Stil gekommen ist, für eine gewisse Nachlässigkeit bei der Anmeldung. Die kann allerdings teuer werden, wie ein Entwickler bei EWE Netz heise online in einem Interview sagte: Sollte es durch nicht angemeldete Ladeeinrichtungen zu Störungen im Stromnetz kommen, „könnten die Aufwände für den entstandenen Schaden an die Verursacherin oder den Verursacher weiterberechnet werden“, erklärte er.
Das dürfte nichts anderes bedeuten, als dass man in Haftung genommen werden kann, wenn das eigene Elektroauto an der unangemeldeten heimischen Wallbox lädt und dadurch das Netz überlastet wird. Denn der Boom bei Elektroautos und Wärmepumpen bedeutet laut dem Entwickler, dass viele „signifikante Lasten“ neu ins Netz kommen und insbesondere abends den Energie-Bedarf erhöhen. Wenn starke Verbraucher ordnungsgemäß angemeldet seien, könnten die Betreiber ihre Netze entsprechend planen und wenn nötig ausbauen. Doch wenn sie unbekannt bleiben, würden im schlimmsten Fall lokale Strom-Unterbrechungen drohen.
Wallbox-Anmeldung schnell und digital
Wie wahrscheinlich das ist, sagte der EWE-Vertreter nicht, aber man sollte es wohl nicht darauf ankommen lassen. Das gilt umso mehr, als nach heutigem Kenntnis-Stand praktisch auszuschließen sei, dass ein Netzbetreiber die Installation eines Elektroauto-Laders untersage. Die Anmeldung soll außerdem einfach und digital funktionieren und nur 5-10 Minuten dauern. Laut einer Umfrage in diesem März würden 40 Prozent der deutschen Besitzer ihr Elektroauto als flexiblen Speicher für das Stromnetz (V2G) zur Verfügung stellen, auch motiviert von dem Wunsch, zum Gelingen der Energie-Wende beizutragen. Einige von ihnen müssen aber offenbar erst noch den kleinen Schritt gehen, ihre Wallbox anzumelden.