Bislang lehnte Tesla-CEO Elon Musk diese Idee ab, aber sie gewinnt erkennbar an Popularität: Mit der zunehmenden Zahl von Elektroautos in vielen Ländern weltweit setzt sich die Erkenntnis durch, dass deren Akkus nicht nur zum Fahren nützlich sind – die Energie darin lässt sich auch zur Versorgung von anderen Geräten (V2L) und ganzen Häusern (V2H) oder sogar zur Stabilisierung des Stromnetzes (V2G) verwenden. Und laut einer aktuellen Befragung würden viele private Elektroauto-Besitzer solche Möglichkeiten tatsächlich nutzen.
Fast jeder 2. Elektroauto-Fahrer will V2H
Vor kurzem sagte Jeff Dahn, bekannter Batterie-Forscher aus Kanada und Partner von Tesla in diesem Bereich, Batterien seien noch lange viel zu knapp und wertvoll, um sie nur zum Fahren zu nutzen. Die einfachste Form V2L bieten zum Beispiel bereits Elektroautos von Hyundai und Kia, in Form eines Steckdosen-Adapters für elektrische Verbraucher. Volkswagen will mit einem Software-Update in diesem Jahr alle ab Ende 2021 produzierten ID-Elektroautos mit großem Akku V2H- und später V2G-fähig machen. Und Ford hat seit kurzem ein bezahlbares Heim-Ladegerät im Angebot, das mit dem E-Pickup F-150 Lightning V2H mit bis zu 9,6 Kilowatt Leistung ermöglichen soll.
Und genau solche Angebote wollen viele deutsche Kunden haben, geht aus einer Befragung der Beratungsfirma UScale hervor. Insgesamt rund 1800 Elektroauto-Fahrer seien im Januar zu verschiedenen Aspekten des Oberthemas Smart Charging befragt worden, teilte UScale in dieser Woche dazu mit. Mit knapp 50 Prozent zeigte sich demnach zwar nicht ganz die Mehrheit für V2H ansprechbar, aber ein hoher Anteil. 40 Prozent der Befragten wären für bidirektionales Laden zu haben, also V2G. Dabei hätten sie sich als nicht nur finanziell motiviert erwiesen, sondern auch von dem Wunsch, mit ihrem Elektroautos zur Energie-Wende beizutragen.
Noch allerdings haben sie kaum die Möglichkeit dazu. Das Angebot von Ford in den USA für eine V2H-Wallbox ist eines der frühesten und am wenigsten teuren, wird im Web-Shop aber weiterhin als nicht auf Lager angezeigt. Laut UScale müssen für Smart Charging Auto, Ladetechnik, Haustechnik und Energie-Versorgung vernetzt werden, was technisch anspruchsvoll sei. Und die Befragten hätten keinem Anbieter aus diesen unterschiedlichen Bereichen zugetraut, eine solche Lösung sicher und leicht bedienbar aus einer Hand umzusetzen.
Volkswagen und Tesla könnten integrieren
Volkswagen scheint sich mit der Lade-Tochter Elli, die auch Wallboxen und Ökostrom verkauft, und mit der kommenden V2H-Software für ID-Elektroautos darauf vorzubereiten, ein solcher Integrator zu werden. Tesla wiederum ist es auf gewisse Weise schon, denn das Unternehmen ist auch im Energie-Markt aktiv und bietet zum Beispiel Kunden in Kalifornien an, ihre Powerwalls zu einem großen verteilten Speicher zusammenzuschalten.
Nach früheren Aussagen von CEO Musk ist nicht geplant, für solche Lösungen auch die Akkus in Tesla-Elektroautos zu verwenden – es sei besser, sie mit rein stationären Speichern zu realisieren. Aber bald will er die zweite Fortsetzung seines „Masterplans“ von 2006 veröffentlichen. Teil von Musks drittem großen Plan könnte ein „Internet of Power“ sein, das auch Elektroautos in das System einbinde, spekulierte im Vorfeld ein Analyst. Zudem würde ihn nicht überraschen, wenn V2G-Fähigkeit in Zukunft für Elektroautos gesetzlich vorgeschrieben werde, wie er schrieb.