Die Zeiten des kostenlosen Elektroauto-Ladens gehen erkennbar zu Ende. Tesla gab schon mit der Einführung des Model 3 die Strategie auf, zusammen mit seinen Elektroautos freies Supercharging für deren gesamte Lebensdauer zu verkaufen, und auch verbleibende Gratis-Angebote werden nach und nach abgeschafft. In Deutschland zum Beispiel bekam man bis vor kurzem kostenlosen Elektroauto-Strom an immerhin rund 500 Säulen bei Aldi-Süd, muss aber seit Juni dafür bezahlen. Und auch die Schwarz-Gruppe mit den bekannten Ketten Lidl und Kaufland mit derzeit 1300 Ladepunkten führt jetzt eine Abrechnung ein – überlasst Aldi aber die Preis-Führerschaft.
Halbes Discount-Angebot für Elektroauto-Laden
Über den Umstieg auf bezahltes Elektroauto-Laden informierte die Schwarz-Gruppe laut der Süddeutschen Zeitung an diesem Montag. Auslöser ist demnach die zunehmende Popularität des kostenlosen Angebots: Die Nutzung soll sich seit 2020 vervielfacht haben, was kein Wunder ist, wenn man sich die zunehmenden Elektroauto-Neuzulassungen und rapide steigende Ladepreise nicht zuletzt bei Tesla seit Oktober 2020 vor Augen hält.
Immerhin wird Lidl seiner Kategorisierung als Discounter auch beim Elektroauto-Laden zumindest teilweise gerecht, und auch bei Kaufland soll der Preis nicht höher sein. Die Schwarz-Gruppe differenziert wie die meisten anderen Anbieter nach Wechselstrom und Gleichstrom-Ladungen, geht laut SZ aus ihrer Mitteilung hervor. Eine Kilowattstunde mit bis zu 43 Kilowatt AC (die meisten Elektroautos nehmen auf diesem Weg nur 11 Kilowatt) kostet 29 Cent. Für schnelles Gleichstrom-Laden wollen Lidl und Kaufland ab nächstem Montag 48 Cent pro Kilowattstunde bis 149 Kilowatt haben und sogar 65 Cent bei noch höherer Leistung.
Der Wechselstrom-Preis entspricht dabei exakt dem, was Aldi-Süd seit Juni von ladenden Kunden verlangt. Bei schnellem Gleichstrom aber will die Schwarz-Gruppe mit dem konkurrierenden Discounter Lidl deutlich mehr: Aldi begnügt sich hier mit 39 Cent pro Kilowattstunde, also 9 Cent weniger. Ladesäulen mit mehr als 150 Kilowatt Leistung gibt es dort noch nicht. Wer bei Lidl oder Kaufland eine stärkere nutzt, soll pro Kilowattstunde sogar 26 Cent mehr bezahlen als bei Aldi-Süd, also ungefähr 66 Prozent.
Höchste Leistung teurer als an Tesla-Supercharger
Selbst im Vergleich mit Superchargern ist Lidl-Laden auf dieser Stufe für Tesla-Fahrer kein Discount-Angebot mehr. Im Netz der eigenen Marke bezahlen sie nach der jüngsten Erhöhung im Mai 56-58 Cent pro Kilowattstunde bei bis zu 250 Kilowatt Leistung. Eine häufig genutzte Alternative ist EnBW mit einem großen Netz aus eigenen und Partner-Stationen, an denen man ohne Abo für 55 Cent pro Kilowattstunde Gleichstrom laden kann und bei 5,99 Euro Grundgebühr ab 46 Cent. Zumindest wenn es auf maximale Leistung nicht ankommt, kann man bei Lidl und Kaufland Elektroauto-Strom also billiger bekommen – aber bei Aldi-Süd kostet es einstweilen deutlich weniger.