Mit seinem Vorschlag, unter UN-Aufsicht über von Russland besetzte Regionen in der Ukraine abstimmen zu lassen und sie dann nach diesem Votum einer der Seiten zuzuschlagen, hat Tesla-CEO Elon Musk vergangene Woche selbst manche seiner engen Anhänger verstört, wenn nicht sogar verloren. Dass die Ideen nicht populär sein würden, war ihm dabei nach eigener Twitter-Aussage bewusst. Und kaum hatte sich die Ukraine-Aufregung etwas gelegt, machte Musk weiter mit kontroverser Weltpolitik: In einem Interview regte er an, das von China beanspruchte Taiwan zu einer Sonderverwaltungszone des mächtigen Landes zu machen.
Zwei unpopuläre Vorschläge von Tesla-Chef
Auch dieser Vorschlag werde „nicht jeden glücklich machen“, sagte der Tesla-Chef der Financial Times (FT), ließ sich von dieser Erwartung aber wie zuvor nicht abhalten, ihn zu präsentieren: Seine Empfehlung sei, für Taiwan eine Sonderverwaltungszone einzurichten. Damit würde das Land zu einem Teil von China wie Hongkong, dessen Bevölkerung damit keine guten Erfahrungen macht. Doch Musk sagte, es sei nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich, dass für Taiwan ein „milderes“ Arrangement gefunden wird.
Erneut dürfte sich der Tesla-Chef also gegen die Meinung einer Mehrheit im Westen gestellt haben. Die will, dass Russland sich aus der Ukraine zurückzieht und China Taiwan in Ruhe lässt. Musk geht es nach eigener Darstellung darum, Millionen Tote in einem eskalierenden Krieg zu verhindern. Mit Blick auf das zweite Thema bezeichnete er laut FT einen Konflikt als unvermeidlich. Wenn es dazu komme, werde nicht nur Tesla leiden, sondern die gesamte Weltwirtschaft, für die er einen Rückgang um 30 Prozent prognostizierte.
Gegen die intensive Kritik an seinem Ukraine-Vorschlag hatte sich Musk unter anderem mit dem Hinweis gewehrt, dass er das Land mit dem Dienst Starlink für Satelliten-Internet unterstütze; das habe sich SpaceX bislang 70 Millionen Dollar kosten lassen, erklärte er auf Twitter. Beifall für seinen Vorstoß bekam er trotzdem fast nur aus Russland, dessen Präsidenten Putin Musk in diesem März zu einem Zweikampf um die Ukraine aufgefordert hatte.
„Musk soll sich Politik-Berater suchen“
Die neue Idee zu Taiwan werde wohl nicht weiter verfolgt werden, legte der FT-Interviewer dieses Thema höflich beiseite. Die Nachrichten-Agentur Reuters fragte jedoch später nach Reaktionen und hörte vom chinesischen Außenministerium erstens, dass Taiwan eine Inlandsangelegenheit sei. Zweitens werde man Separatismus-Bewegungen dort „konsequent zerschlagen“. Politiker aus Taiwan wiesen ähnlich wie zuvor die Ukraine Musks Vorschlag zurück. Der Tesla-Chef solle sich einen klar denkenden Politik-Berater suchen, soll ein hochrangiger Sicherheitsbeamter gesagt haben.