Im November 2021 war die Welt für Tesla-Aktionäre noch in bester Ordnung. Getrieben von Analysten-Hochstufungen nach guten Geschäftszahlen im dritten Quartal und dann der Nachricht, dass der Vermieter Hertz 100.000 Model 3 bestellt hat, erreichte Tesla Anfang des Monats den bis dahin höchsten Schluss-Kurs von 1229,91 Dollar. Seitdem ging es allerdings mit zwischenzeitlichen Erholungen rapide abwärts, und an diesem Freitag schloss Tesla bei ziemlich genau der Hälfte des früheren Rekords. In diesem Umfeld beginnen Anleger, Rückkäufe der Aktie durch das Unternehmen zu fordern – was von CEO Elon Musk zumindest zur Kenntnis genommen wird.
Tesla-Aktionäre wollen einen Rückkauf
Bei 204,99 Dollar ging die Tesla-Aktie am Freitag aus dem US-Handel – ein Verlust von 7,55 Prozent in einem Gesamtmarkt, der durch neue Daten zur erwarteten Inflation ebenfalls einen weiteren schlechten Tag hatte. Einer Halbierung des Kurses seit dem Rekord im vergangenen November entspricht das deshalb, weil es in diesem August einen Aktien-Split im Verhältnis 3 zu 1 bei Tesla gab. Der um diesen Effekt bereinigte Höchstkurs lag also bei 409,97 Dollar.
Derartige Rücksetzer haben sich bei Tesla bislang stets als günstige Kauf-Gelegenheit erwiesen, was aber keine Garantie dafür ist, dass es auch dieses Mal so sein wird. Der große private Aktionär Leo Koguan scheint das zu erwarten – in den vergangenen Wochen meldete er immer neue Tesla-Käufe in den Abwärtstrend hinein. Außerdem sprach er sich dafür aus, dass auch das Unternehmen bei den niedrigen Kursen zugreifen solle. Ein solcher Aktien-Rückkauf verringert die Zahl der Papiere, auf die der Gewinn zu verteilen ist, wirkt also stützend für den Kurs.
An open letter to Tesla’s Board of Directors – see attached.
With $TSLA selling at its lowest forward P/E (37x on WS 2023 EPS) since Covid, with $18.9B in cash and no debt and an investment grade rating, now seems an ideal time for Tesla’s BOD to consider a $10B+ share buyback. pic.twitter.com/NX7vKJnxOr
— Gary Black (@garyblack00) October 13, 2022
Auch der Fondsmanager Gary Black, in dessen Future Fund Tesla die größte Position darstellt, sprach sich am Donnerstag für eine solche Maßnahme aus. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie sei derzeit so niedrig wie noch nie, das Unternehmen habe einen Cash-Bestand von knapp 19 Milliarden Dollar und lasse für 2023 weitere 20 Milliarden Dollar freien Cash-Flow erwarten, schrieb er in einem offenen Brief an das Tesla-Board. Über einen „aggressiven Rückkauf“ mit einem Volumen von mindestens 10 Milliarden Dollar solle deshalb dringend nachgedacht werden.
CEO Musk durch Kursverlust unter Druck
Auf diesen Vorschlag reagierte Tesla-CEO Musk zunächst nicht, aber verspätet auf den von Koguan von Anfang des Monats: „Zur Kenntnis genommen“, antwortete er am Donnerstag auf dessen Twitter-Nachricht mit der Information, mehr Tesla gekauft zu haben, aber weitere Verluste zu befürchten, gegen die nur eine Gewinn-Verdoppelung oder ein Aktien-Rückkauf helfen könne. Eine Zusage war das nicht, aber zumindest ein Hinweis darauf, dass Musk die Nöte seiner Aktionäre nicht egal sind.
Zudem gerät der Tesla-Chef durch die Verluste der Aktie selbst unter Druck, weil er sie zur Finanzierung der Twitter-Übernahme braucht, die jetzt möglicherweise doch noch ohne Urteil und vor Ende Oktober vollzogen wird. Bei einem höheren Kurs müsste er für seinen Eigenkapital-Anteil von bis zu 33 Milliarden Dollar weniger Tesla-Aktien verkaufen oder beleihen. Laut dem Fondsmanager Black wäre sogar möglich, Rückkauf und Musk-Verkäufe zu kombinieren: Nach Auskunft von Kapitalmarkt-Juristen könne Tesla einen Rückkauf von zum Beispiel 10 Milliarden Dollar beschließen und 5 Milliarden davon direkt dem CEO abnehmen.