Man habe in Europa mit der Installation einer neuen Generation von Superchargern begonnen, verkündete die für diesen Bereich zuständige Tesla-Managerin vergangenen Mittwoch beim Investor Day des Unternehmens. Das kam überraschend, denn bis dahin waren noch nirgendwo auf der Welt solche konkreten Aktivitäten beobachtet worden waren. Dann aber dauerte es nicht lang, bis tatsächlich der erste entstehende Tesla-Standort mit V4-Superchargern entdeckt wurde. Wie sich dort zeigte, sind die Säulen wie erwartet tatsächlich deutlich größer geworden – aber sie scheinen keine höhere Maximalleistung zu liefern als zuvor.
Hohe Gebilde an neuem Tesla-Standort
Erste Angaben zu einer neuen Supercharger-Generation hatte Tesla-CEO Elon Musk im Juni 2021 gemacht. Von den 250 Kilowatt bei der Version V3 seit 2019 werde man anfangen, auf „280, 300, 350 zu gehen“, sagte er bei der Auslieferung der ersten Model S mit dem neuen Plaid-Antrieb. Gut ein Jahr später tauchte ein Antrag für eine neue Station in den USA auf. Darin war von „alternativen“ Supercharger-Säulen die Rede, und man konnte auch Zeichnungen sehen: höher als die V3-Säulen und mit einem Ladekabel, das außen herum verlegt und befestigt ist, statt wie zuvor in einer Aussparung im Gehäuse.
Und mit der Installation solcher V4-Säulen hat Tesla in Europa jetzt offenbar tatsächlich begonnen. Die erste Bestätigung dafür in der Praxis konnte der YouTuber electrixfelix für sich in Anspruch nehmen. Am Freitag veröffentlichte er ein Video aus Harderwijk in den Niederlanden, etwa 60 Kilometer von Amsterdam entfernt. Dort werde es 2023 wirklich interessant werden, sagt er darin. Denn an dem Standort entstehe ein V4-Supercharger von Tesla – „wahrscheinlich der erste in Europa, definitiv in den Niederlanden und vielleicht in der Welt“.
Ein Schild mit der Aufschrift „Tesla Supercharger“ in einem abgezäunten Bereich war am Freitag schon fertig. Dahinter waren zwei Elektroautos von Tesla und eines von Polestar geparkt, und mehrere Personen beschäftigten sich mit einem hohen Gebilde, bei dem es sich allem Anschein nach um eine V4-Säule wie in dem Antrag von Juli 2022 handelt. Bei dieser wurde die Abdeckung entfernt, sodass Kabel und Komponenten im Inneren zu sehen sind. Drei weitere Objekte in der gleichen Form, aber mit Planen darüber, stehen in den gewohnten Abständen daneben.
Also könnte electricfeliy tatsächlich den ersten V4-Standort von Tesla der Welt entdeckt haben; andere Meldungen dieser Art blieben jedenfalls zunächst aus. Es würde auch zur bisherigen Vorgehensweise bei Supercharger-Neuerungen passen: In den Niederlanden hatte Tesla im Sommer 2020 seine ersten Säulen der Generation V3 in Betrieb in der EU in Betrieb genommen, und im selben Land begann im Oktober 2021 an zunächst zehn Test-Standorten die Supercharger-Öffnung für fremde Elektroautos, die seitdem auf viele weitere Stationen und Länder Europas sowie vergangene Woche die USA ausgeweitet wurde.
Supercharger-Leistung offenbar unverändert
In der Tesla-Karte ist für den von electricfelix besuchten Standort Harderwijk eine geplante Eröffnung im zweiten Quartal 2023 angegeben, also recht bald. Nach seinen Angaben werden dort 16 Supercharger-Säulen installiert – ob alle die neue V4-Form haben werden, ist nicht klar. Durch die größere Höhe und die Verlegung außen werden damit längere Kabel möglich. Dieses Detail hatte die Tesla-Managerin beim Anleger-Tag als einzige konkrete Information zu V4 erwähnt. Es dürfte dazu gedacht sein, die Nutzung der Säulen durch Elektroautos anderer Marken zu erleichtern, deren Ladeanschlüsse sich an anderen Stellen befinden können als bei Tesla.
In einer Hinsicht allerdings enttäuschte die Entdeckung in den Niederlanden. Nach electricfelix besuchte der Präsident eines deutschen Tesla-Clubs den V4-Standort, an dem am Samstag alle vier verdächtigen Säulen verhüllt waren und nicht daran gearbeitet wurde. Also traute er sich näher heran und machte ein Foto von einem Schild mit technischen Angaben, das wohl auf einem der Schaltschränke für die Station angebracht ist. Als Gleichstrom-Leistung für die Säule ist darauf 250 Kilowatt zu sehen, was der bisherigen Maximalleistung entspricht. Vorerst also scheinen Tesla-Supercharger nur größer und praktischer zu werden, aber nicht stärker.