Die CEOs von traditionellen Auto-Herstellern haben es an der Börse nicht leicht – noch verkaufen die meisten von ihnen viel mehr Fahrzeuge als Tesla, was gemessen an den Aktien-Kursen aber relativ wenig Zukunft hat, weil sie mit Elektroautos erst langsam auf Touren kommen. So geht es auch Mary Barra als der Chefin von General Motors (GM). Ähnlich wie zuvor der Ford-Chef versuchte sie jetzt, vor professionellen Anlegern bessere Stimmung zu machen, hatte mit Blick auf Elektroautos aber nicht unbedingt gute Nachrichten.
Tesla bei Elektroauto-Aspekten vorn
Ihren Auftritt hatte Barra, von US-Präsident Biden als die Person gelobt, die bei Elektroautos die Branche angeführt habe, laut der Nachrichten-Agentur Reuters vergangene Woche bei einer Konferenz für Profi-Anleger in Detroit. Dort habe sie zum einen die Prognose wiederholt, mit der Autonomie-Tochter Cruise, die bereits Taxi-Dienste in mehreren US-Städten anbietet und expandieren will, bis 2030 auf 50 Milliarden Dollar Jahresumsatz zu kommen. Noch allerdings verliere GM mit Cruise rund 2 Milliarden Dollar pro Jahr.
Zum Thema Elektroautos sagte Barra laut Reuters, damit sei man beim Marktstart in China zu langsam gewesen. In dem Land ist GM über das Joint-Venture SAIC-GM-Wuling an dem gefragten Mikro-Elektroauto Hongguang Mini EV beteiligt, aber mit seinen im Westen bekannten Marken elektrisch noch nicht vertreten. Jetzt sollen Chevrolet und Cadillac innerhalb der nächsten 18 Monaten Elektroautos auf den chinesischen Markt bringen, sagte die CEO laut dem Bericht. Das werde entscheidend sein, um Anteile zurückzugewinnen.
In dem Land mit den weitaus höchsten Elektroauto-Verkaufszahlen weltweit hat es GM mit starker lokaler Konkurrenz zu tun. Im Westen ist immer noch eher Tesla der Maßstab, und mit Blick auf den einheimischen Konkurrenten wird Barra mit der Aussage zitiert, er sei bei Technologie, Profitabilität und Skalierung vorn – also wohl allem, was Erfolg bei Elektroautos ausmacht. Diese Tesla-Führung werde jedoch nicht von Dauer sein, sagte die GM-Chefin, offenbar ohne nähere Erläuterung oder zeitlichen Horizont.
GM-Chefin: Batterien bis 2030 zu teuer
Zumindest einen ungefähren Zeitrahmen nannte Barra aber für eine andere Prognose: Noch seien die Kosten für Batterien zu hoch, um profitabel Elektroautos zu Preisen von 30.000-40.000 Dollar zu verkaufen, sagte sie laut dem Bericht; ändern werde sich das erst in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts, vielleicht ein wenig später. Das dürfte sich auf das eigene Unternehmen bezogen haben, das für die USA zunächst auf Pouch-Batterien mit LG Energy setzte, zuletzt aber einen Umstieg auf das 4680-Format wie bei Tesla geplant haben soll. Mit der Produktion solcher Batterien scheint Tesla selbst weit hinter dem Zeitplan zu liegen – insgesamt aber laut Barra zumindest noch lange vor GM.