Bis zum 14. September, also diesem Donnerstag, müssen die Spitzen der drei US-Autokonzerne General Motors, Ford und Stellantis eine Einigung über einen neuen Tarif-Vertrag mit der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) finden. Ansonsten drohen Streiks, und zwar zum ersten Mal bei allen „Big 3“ aus Detroit gleichzeitig, wie der UAW-Präsident in Aussicht stellte. Tesla als Auto-Hersteller ohne gewerkschaftlich organisierte Fabriken könnte in dieser Situation sozusagen zum lachenden Vierten werden.
Tesla hält Gewerkschaften draußen
Tesla tut viel dafür, dass die Gewerkschaft in seiner Produktion nicht Fuß fassen kann. Für CEO Elon Musk ist sie korrupt, und derzeit versucht das Unternehmen vor Gericht eine Entscheidung des National Labor Relations Board kippen zu lassen, laut der es Beschäftigten nicht verbieten kann, bei der Arbeit T-Shirts mit Gewerkschaftswerbung zu tragen. In diesem Zusammenhang wurde Musk auch aufgetragen, eine alte Twitter-Nachricht zu löschen, in der er indirekt drohte, Mitgliedern die Aktienoptionen zu streichen, aber auch dagegen wehrt sich Tesla.
Bislang hatten diese Bemühungen Erfolg – und im Ergebnis könnten sie jetzt dazu führen, dass Tesla weiter produziert, während die Arbeit bei GM, Ford wie Stellantis in den USA ruht. Denn am Donnerstag läuft der alte Tarif-Vertrag aus, und der UAW-Chef hat damit gedroht, zum ersten Mal in der Geschichte der Gewerkschaft bei allen Big 3 Streiks auszurufen, wenn es keine Einigung gibt. Eine Verlängerung der Frist schloss er laut einem Bericht von Bloomberg aus.
Unter anderem will die Gewerkschaft Gehaltserhöhungen um 40 Prozent und eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 32 Stunden. Der Abstand zu Tesla würde damit noch größer werden: Laut einem Bericht von Fortune bekommen Mitglieder bei den Großen Drei 64-67 Dollar pro Stunde, während Tesla Fabrik-Beschäftigten ungefähr 45 Dollar bezahlt. Zuletzt soll die UAW ihre Forderung auf 36 Prozent mehr Gehalt gesenkt haben, was die Arbeitgeber aber immer noch als nicht tragbar bezeichneten.
Bremse für Elektroauto-Pläne bei Big 3
Vor diesem Hintergrund schätzen Experten einen Streik von knapp 150.000 organisierten Beschäftigten in der US-Autoindustrie ab diesem Freitag als sehr wahrscheinlich ein. Für GM, Ford und Stellantis kommt das zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, kommentierte laut Fortune der Analyst Dan Ives von Wedbush Securities. Tesla dagegen sei gut aufgestellt, um von Arbeitskämpfen bei den etablierten Konkurrenten zu profitieren – ausgerechnet in einer Zeit, in der sie verstärkt versuchen, dem Pionier mit eigenen Elektroautos Marktanteile in dem neuen Segment abzunehmen.