Am heutigen Donnerstag sollen bei einer großen Veranstaltung in der Gigafactory Texas die ersten Cybertrucks an Kunden übergeben werden, und am Vorabend hat CEO Elon Musk ein langes Interview beim DealBook Summit der New York Times (NYT) gegeben. Darin ging es allerdings relativ wenig um Tesla oder seinen stählernen Pickup und viel um andere Themen, mit denen der Mehrfach-Unternehmer beschäftigt ist. Für eine als antisemitisch empfundene Nachricht auf X entschuldigte er sich – hatte aber gleichzeitig nur Beschimpfungen für Anzeigen-Kunden, die deshalb ihre Buchungen bei X unterbrachen.
Musk mit Entschuldigung und Angriffen
Mit Äußerungen auf Twitter und jetzt X ist Musk schon viele Male angeeckt, doch die Reaktion auf einen Kommentar von ihm Mitte November dürfte die bislang heftigste gewesen sein: Er habe die „tatsächliche Wahrheit“ verkündet, bescheinigte er einem Nutzer, der behauptet hatte, jüdische Gemeinschaften würden dialektischen Hass gegen Weiße verbreiten. Dafür wurde Musk unter anderem vom Weißen Haus scharf kritisiert, und erneut wurden Rufe nach seiner Ablösung als Tesla-Chef laut.
Zunächst ging Musk auf die breite Kritik nicht weiter ein, ließ aber diese Woche mit einem Besuch in Israel erkennen, dass er dem Land nicht feindlich gegenübersteht – und dass seine Führung immer noch bereit ist, ihn zu empfangen. Das Interview beim DealBook Summit der NYT nutzte er jetzt sogar für eine Entschuldigung. Er hätte dem Nutzer gar nicht oder wenn doch ausführlicher antworten sollen, erklärte der Tesla- und X-Chef. Stattdessen habe er Menschen, die ihn hassen, und echten Antisemiten „eine geladene Waffe in die Hand gedrückt“, und das tue ihm leid.
This is one of the most extraordinary 5-minute clips I’ve ever seen on this app. An epoch-making exchange. pic.twitter.com/DbAFF5MkWD
— Joel Berry (@JoelWBerry) November 30, 2023
Gegenüber den teils großen Anzeigen-Kunden, die sich nach dieser Äußerung aus Sorge um ihre Marken von X zurückgezogen hatten, zeigte sich Musk allerdings weit weniger versöhnlich. „Ich hoffe, sie hören auf“, unterbrach er die beginnende Frage zu diesem Thema und erklärte auf die erstaunte Nachfrage hin, dass sie keine Anzeigen bei X mehr schalten sollen. Empört wirkend sprach Musk von „Erpressung durch Geld“. Und falls das nicht deutlich genug war, sagte er an die abgewanderten Kunden sowie konkret an den Disney-Chef Bob Iger gerichtet mehrfach „f*ck yourself“.
„F-Y“, sagte Musk noch einmal, als der Moderator fragte, was diese Haltung für das Geschäft von X bedeute. Dann erklärte er, der Anzeigen-Boykott werde dieses Unternehmen „töten“, und die ganze Welt werde dann wissen, dass die Ex-Kunden dafür verantwortlich seien. Diesen Umstand werde X ausführlich dokumentieren, und dann könne „die Erde“ selbst entscheiden, welcher Seite sie Glauben schenken will. Seiner Meinung werde der Schluss lauten, dass Disney einen Fehler macht. Ein Boykott gegen den Medien-Konzern habe schon begonnen.
Tesla Cybertruck soll bedeutend sein
Das hörte sich fast so an, als habe Musk das für ihn und Tesla-Aktionäre teure Twitter-Projekt gedanklich schon abgeschrieben und suche nur noch jemanden, dem er die Schuld für das Scheitern geben kann. Zu Tesla äußerte er sich am Mittwoch weniger, aber auch selbstbewusster: Das Unternehmen habe mehr für die Umwelt getan als irgendein anderes weltweit und er damit mehr als irgendein anderer Mensch. Das Model Y werde in diesem Jahr das meistverkaufte Auto aller Klassen und Antriebsarten werden, bekräftigte Musk frühere Prognosen. Und zu den bevorstehenden ersten Cybertruck-Auslieferungen sagte er, diese würden der weitem größte Produkt-Start jeglicher Kategorie in diesem Jahr werden.