Twitter heißt jetzt X und gehört Elon Musk, aber zu guten Teilen haben Tesla-Aktionäre für die Übernahme der Nachrichten-Plattform bezahlt – denn nach seiner Kauf-Ankündigung im April trennte sich der CEO bis Ende 2022 von Tesla-Aktien für ungefähr 23 Milliarden Dollar, was den Kurs erheblich drückte. Bis ungefähr 2025 soll Schluss mit solchen Verkäufen sein, kündigte Musk anschließend an. Aber jetzt will er Tesla offenbar direkt zur Finanzierung eines Projekts heranziehen, das mit Twitter und seinen Plänen jenseits des Vorantreibens der Energie-Transformation zusammenhängt.
Tesla-Chef mit eigenem KI-Unternehmen
Den CEO-Posten bei Twitter (oder inzwischen X) hat Musk auf Drängen von Tesla-Aktionären bereits abgegeben, doch auch unter der neuen Frontfrau Linda Yaccarino zeigt er sich intensiv mit dem Dienst beschäftigt – und sorgt mit kontroversen Kommentaren dafür, dass ihm große Anzeigen-Kunden verloren gehen. Außerdem gründete der Tesla-, SpaceX- und Boring-Chef schon Ende 2022 ein weiteres Unternehmen, dem er ebenfalls als CEO vorsteht: xAI, das nicht weniger als „die wahre Natur des Universums“ ergründen soll.
In diesem Sommer machte Musk das Projekt öffentlich, indem er ein Foto eines Cybertruck-Prototypen vor einem Büro-Gebäude veröffentlichte, auf dessen Fenstern x.AI zu sehen war (s. Foto oben). Mittlerweile hat das neue Unternehmen sein erstes Produkt namens Grok herausgebracht, ein KI-Modell, das ähnlich wie ChatGPT Fragen in natürlicher Sprache beantwortet. Fast selbstverständlich hat Musk noch viel mehr damit vor. Und wie er jetzt erkennen ließ, könnte Tesla einen Beitrag dazu leisten.
This does seem like a compelling argument, but must go through a formal Tesla board process and independent valuation
— Elon Musk (@elonmusk) November 22, 2023
Ohnehin hatte der CEO nach dem Start von Grok schon angekündigt, dass das Sprachmodell seines neuesten Unternehmens auch in den Elektroautos von Tesla genutzt werden könnte. Fans auf X sahen jedoch noch mehr Berührungspunkte. Einer von ihnen schlug am Mittwoch vor, Tesla könne xAI Geld und Zugriff auf seinen Supercomputer Dojo zur Verfügung stellen. Im Gegenzug solle das Elektroauto-Unternehmen Anteile und Rechte zur Grok-Nutzung erhalten. Ein weiterer bekannter Follower schloss sich an, und Musk erklärte, er werde darüber mit dem Board sprechen.
Musk will formalen Board-Prozess abwarten
Weil dieses Gremium seiner Kontroll-Aufgabe bei Tesla jedenfalls nach Ansicht kritischer Aktionäre kaum nachkommt, könnte man die Aussage so verstehen, als stehe der Einstieg bei xAI im Grunde schon fest. Ungewohnt regeltreu erklärte Musk aber, dass ein formaler Prozess und eine unabhängige Bewertung erforderlich seien, auch wenn die Argumente überzeugend erscheinen. Bislang allerdings hat er sich bei Tesla stets durchgesetzt, unter anderem mit dem Cybertruck, dessen Design intern höchst umstritten gewesen sein soll. Eine baldige Tesla-Beteiligung an Musks neuestem Unternehmen wäre also keine Überraschung.