Wie von Tesla zuvor angekündigt, hat am Wochenende die Verbreitung eines so genannten Holiday Update mit neuen Funktionen für schon verkaufte Elektroautos begonnen. Wie erste Meldungen von Kunden zeigen, ist eine der interessanteren davon aber einstweilen auf Fahrzeuge begrenzt, die nicht mit Ultraschall-Sensoren ausgestattet sind. Ebenso fehlt dem Tesla-Update zu Weihnachten in Deutschland die anderswo eingeführte Warnung vor Tempo- und Rotlicht-Kontrollen. Und überraschend bringt es auch in Europa Autopilot-Aussetzungen bei mehrfacher „unsachgemäßer Nutzung“.
Teslas ohne Ultraschall bevorzugt
Heiß erwartet wurde nach der Tesla-Ankündigung zum Holiday Update für 2023 insbesondere eine Funktion, die darin als „High Fidelity Park Assist“ bezeichnet wurde: Beim Parken wird aus einer Vogel-Perspektive das gesamte Fahrzeug und seine Umgebung auf dem Bildschirm dargestellt. Mit der Verbreitung von Software-Versionen ab 2023.44.25 am Wochenende kam sie tatsächlich. Allerdings gilt das vorerst nur für solche Elektroautos, die nicht mehr mit Ultraschall-Sensoren ausgestattet sind.
Auf diese Technologie begann Tesla im Oktober 2022 zu verzichten, nachdem zuvor schon die Radar-Sensoren abgeschafft worden waren. Ohne Ultraschall fehlte den eigenen Fahrzeugen zunächst jede Unterstützung beim Parken, bis ein Update in diesem März zumindest ungefähre Distanz-Angaben auf der Grundlage von Kamera-Bildern brachte. Bislang funktioniert dieses System weniger zuverlässig als die frühere Ultraschall-Lösung. Die Bevorzugung beim Holiday Update könnte also eine Art Wiedergutmachung sein.
Yes, it should eventually go to cars that have ultrasonic sensors as well.
— Ashok Elluswamy (@aelluswamy) December 17, 2023
Dass der Hifi-Parkassistent vorerst nur begrenzt verbreitet wird, bestätigte noch am Wochenende Ashok Elluswamy aus dem Autopilot-Team bei Tesla auf X: Letztlich dürften wohl auch Fahrzeuge mit Ultraschall die Funktion bekommen, schrieb er auf eine Nachfrage hin denkbar vorsichtig und unkonkret. Außerdem erklärte er sie in ihrer aktuellen Form zu v1, die mit späteren Versionen noch verbessert werde.
Dieser Teil des Holiday Update 2023 wird den größten Teil der weltweiten Tesla-Flotte also vorerst nicht erreichen. In Deutschland fehlt nach Angaben von Tracker-Diensten zusätzlich die neue Funktion, die auf Englisch als „Speed Cameras on Your Route“ bezeichnet wird. In der Tesla-Navigation werden also Symbole für Kontrollen der Geschwindigkeit (sowie von Rotlicht-Verstößen) angezeigt. In vielen Ländern Europas ist das allerdings verboten oder zumindest heikel, und tatsächlich scheint diese neue Funktion unter anderem in Deutschland ebenfalls zu fehlen.
Das war wegen der unterschiedlichen Rechtslagen zum Teil schon erwartet worden. Für Europa überraschend aber bringt das Update auch strengere Autopilot-Kontrollen. Diese dürften mit dem Rückruf für das System zusammenhängen, den die US-Verkehrsbehörde NHTSA vergangene Woche veröffentlichte: Weil Tesla Autopilot-Missbrauch nicht konsequent genug verhindert, sollen alle rund 2 Millionen Elektroautos der Marke seit dem Model S in Nordamerika neue Software bekommen.
Strengere Autopilot-Kontrolle Europa
Auch dieser Rückruf wird in den Versionshinweisen zu 2023.44.30 als solcher erwähnt – Tesla hat ihn in den USA also mit dem Holiday Update zusammengelegt. Laut der Beschreibung bei dem Software-Tracker TeslaFi gehören dazu größere Warnhinweise und strengere Überwachung der Fahrer-Aufmerksamkeit bei Autopilot-Nutzung. Außerdem kommt eine neue „suspension policy“: Wenn das System fünfmal nach mehrfachen vorherigen Warnungen zwangsweise deaktiviert wurde, wird es für eine Woche gesperrt.
Für Europa wurde eigentlich mit keiner derartigen Autopilot-Sperrandrohung gerechnet, weil die niederländische Behörde RDW nach dem US-Rückruf erklärt hatte, wegen unterschiedlicher Funktionsweisen werde er in ihrem Zuständigkeitsbereich nicht nötig sein. Doch auch die deutschen Hinweise zu der neuen Tesla-Software enthalten laut Nutzer-Meldungen den Punkt „Aussetzung des Autopiloten“ (s. Bildschirm-Foto oben). In Europa scheint sich das Unternehmen also ganz ohne behördliches Drängen entschieden zu haben, konsequenter gegen Missbrauch seines Assistenz-Systems vorzugehen.