Tesla hat mit dem Aufbau seiner Supercharger-Infrastruktur für das schnelle Aufladen von Elektroautos (vorerst nur der eigenen Marke) früher begonnen, aber EnBW ist in Deutschland inzwischen weiter. Vor allem seit vergangenem Sommer meldet der Energiekonzern Eröffnung nach Eröffnung neuer Gleichstrom-Ladestandorte und gab in dieser Woche bekannt, dass er Ende 2020 schon 450 davon betrieb und inzwischen sogar 500; deutsche Tesla-Supercharger dagegen gibt es erst gut 80, wenn auch mit mehr Säulen pro Station. Bei EnBW soll sich die Zahl in diesem Jahr sogar noch einmal verdoppeln – und der Konzern wehrt sich gegen Versuche, den Ausbau der Elektroauto-Infrastruktur mit staatlichem Eingreifen noch stärker in Gang zu bringen.
1000 EnBW-Standort bis Ende 2021
Der neueste Lade-Standort von EnBW wurde laut einer Mitteilung Anfang dieser Woche auf einer Raststätte an der A8 bei Sindelfingen eröffnet. Nach den Angaben bietet er acht Ladepunkte, entspricht also dem Trend, dass nicht nur immer mehr Standorte gebaut werden, sondern auch immer größere. Bei Tesla wurden zuletzt kaum noch Supercharger mit weniger als zehn Elektroauto-Säulen eröffnet, der bislang größte in Deutschland kam Ende 2020 mit satten 40 Ladepunkten. Inzwischen hat jeder der deutschen Standorte im Durchschnitt nahezu 10 Säulen, Ende 2020 waren es laut Tesla insgesamt gut 750.
Bei EnBW war die Zahl der Säulen pro Standort bislang niedriger, aber das scheint sich zunehmend zu ändern – und gleichzeitig setzt das Unternehmen seine Lade-Expansion kräftig fort. Pro Jahr investiert es nach eigenen Angaben 100 Millionen Euro in diesen Bereich und liegt im Zeitplan, bis Ende 2021 auf 1000 deutsche Standorte zu kommen. Die Zahl der einzelnen Ladepunkte an diesen Stationen wird nicht genannt, soll sich aber im Zuge des Ausbaus in diesem Jahr verdreifachen.
Niemand treibe aktuell den Ausbau der Infrastruktur für schnelles Elektroauto-Laden so schnell voran wie EnBW, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Doch sie zeigt auch, dass das Thema zugleich hochpolitisch ist. Trotz „Boom bei Elektroautos“ drohe keine Versorgungslücke beim öffentlichen Laden, ist die Mitteilung überschrieben. Im Text geht EnBW darauf zwar nicht näher ein, informiert aber ausführlich über seine eigene Ausbau-Aktivität. Dies dürfte so zu verstehen sein, dass staatliche Eingriffe in Deutschland nicht erforderlich sind.
Versorger befürchtet staatliche Konkurrenz
Und wie das Unternehmen laut einem Bericht von Welt am Sonntag deutlich machte, sieht es aktuelle Bestrebungen der Politik, selbst für eine flächendeckende Elektroauto-Infrastruktur zu sorgen, sogar als eher schädlich an. EnBW befürchte „erhebliche negative Auswirkungen auf den bestehenden Markt und den zukünftigen Wettbewerb“, zitierte die Zeitung aus einem Schreiben an das Bundesverkehrsministerium.
Der Hintergrund ist dessen Initiative, über die neue Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur ein Netz von 1000 Elektroauto-Stationen in ganz Deutschland planen und von privaten Betreibern aufbauen zu lassen. Zu den Anforderungen sollen auch Qualitätsvorgaben, die Abdeckung von für sich genommen unattraktiven Standorten sowie möglicherweise Preis-Obergrenzen zählen. EnBW kritisiert daran laut dem Welt-Bericht, dass das neue Staatsnetz bestehenden Standorten Konkurrenz machen könnte. Wie das Verkehrsministerium dazu sagte, ist allerdings im kommenden Gesetz zu schnellem Laden vorgesehen, dass Betreiber älterer Stationen in solchen Fällen eine Entschädigung bekommen können.