Noch gilt die Aussage des Tesla-Technikchefs Andrew Baglino von Oktober 2021, laut der das Supercharger-Netz des Unternehmens für schnelles Laden innerhalb der nächsten zwei Jahre verdreifacht werden sollte – aber dieses Ziel wird immer schwieriger zu erreichen. Denn im Jahr darauf erhöhte sich die Zahl der Supercharger-Standorte und -Säulen von Tesla nur um etwa je 35 Prozent, was hochgerechnet nur etwa 80 Prozent Wachstum in der doppelten Zeit bedeuten würde. Und im ersten Quartal dieses Jahres hat sich das Tempo des Supercharger-Ausbaus offenbar noch etwas verringert.
Supercharger-Ausbau weit hinter Ziel
Eigentlich sollte es laut Baglino ab Ende 2021 steigen. Zum Ende des dritten Quartals in dem Jahr hatte Tesla 29.281 Supercharger-Säulen und 3254 -Stationen gemeldet, was nach Angaben des Senior Vice-President eine Verdoppelung innerhalb von 18 Monaten bedeutete. Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollte eine Verdreifachung folgen, also eine Erhöhung des Tempos. Doch schon im vierten Quartal 2021 ließ es stattdessen deutlich nach. Tesla eröffnete gut 2200 neue Supercharger-Standorte, sodass ihre Zahl gegenüber Q3 nur um rund 7,6 Prozent stieg und die der Säulen um 6,8 Prozent.
In ganz 2022 schloss sich daran eine Zunahme der Tesla-Stationen wie schnellen -Ladesäulen um rund 35 Prozent an. Fünf Quartale nach der Baglino-Aussage hatte sich das Netz damit erst um gut 44 Prozent vergrößert. Für den Rest der zwei Jahre hätte das Tempo also noch drastisch anziehen müssen, doch danach sieht es im Moment nicht aus: Vergangene Woche meldete Tesla 45.000 Supercharger-Säulen weltweit – erst halb so viele, wie bis Ende dieses Jahres installiert sein müssten, um die Verdreifachung zu schaffen.
45k Superchargers around the world — and counting pic.twitter.com/DkVMdk8Cre
— Tesla Charging (@TeslaCharging) April 9, 2023
Tatsächlich scheint das Tempo zu Beginn von 2023 weiter abgenommen zu haben. Verglichen mit der Angabe von 42.419 Supercharger-Säulen weltweit im Tesla-Bericht für Ende 2022 beträgt die Zunahme innerhalb von einem Quartal plus den neun April-Tagen bis zu der Meldung etwa 6 Prozent. Das war weniger als im letzten Viertel von 2022, als die Zahl der Tesla-Säulen um 9 Prozent gestiegen war. Nicht anders sieht es bei den Jahresvergleichen aus. Gegenüber Ende März 2022 wurden es bis 9. April in diesem Jahr 33,7 Prozent mehr, in Q4 2022 hatte der Zuwachs gegenüber 2021 noch bei 35 Prozent gelegen.
Mehr Wechselstrom-Lösungen bei Tesla?
Die Verlangsamung ist also nicht sehr ausgeprägt, aber dennoch erkennbar, und eigentlich würde wie erwähnt das Gegenteil gebraucht, zumal auch die Elektroauto-Verkäufe von Tesla in Q1 erneut stärker zunahmen. Was es mit dem relativ gemächlichen Tempo auf sich hat und ob das Baglino-Ziel überhaupt noch aktuell ist, blieb zunächst offen. Ein Faktor könnte sein, dass Tesla neuerdings das langsamere Laden an Wechselstrom-Ladern stärker betont. Am besten sollten Elektroautos überall dort aufgeladen werden können, wo sie ohnehin abgestellt werden, sagte Teslas Infrastruktur-Chefin beim Anleger-Tag im März. Man arbeite daran, dass im größeren Maßstab umzusetzen.