Nicht unbedingt aus dem Stand, aber dennoch in bemerkenswert kurzer Zeit ist aus dem Energie-Konzern EnBW der mit Abstand größte Betreiber von schnellen Lade-Stationen für Elektroautos in Deutschland geworden – selbst wenn man Tesla mit seinem früh gestarteten Supercharger-Netz mit einbezieht. Insbesondere seit Herbst 2020 gibt EnBW regelmäßig neue Standorte im Dutzender-Pack bekannt, weil Vereinbarungen mit Immobilien-Firmen geschlossen wurden. Das jüngste Projekt dieser Art ist mit zunächst 3 und mittelfristig 30 EnBW-Stationen vor Super- und Fachmärkten vergleichsweise klein – aber dafür klotzt das Unternehmen an anderer Stelle umso mehr: Am Freitag gab es den Aufbau des größten schnellen Elektroauto-Ladeparks in Europa bekannt.
Größer als Tesla-Standort in Norwegen
Dieser Titel gebührt bislang wohl noch Tesla. In Norwegen betreibt das Unternehmen seine drei größten europäischen Supercharger-Stationen, die 44, 42 und 40 einzelne Säulen bieten. Einen weiteren 40-er Supercharger gibt es seit kurzem im deutschen Oberhonnefeld. EnBW aber will seinen Europa-Rekordpark mit 52 Ladepunkten ausstatten. In einer Pressemitteilung wird er als „Flaggschiff“ bezeichnet und soll vor Ende dieses Jahres in Betrieb gehen. Für mögliche andere Rekord-Versuche bleibt vorher also nicht viel Zeit.
Als Standort für den neuen „größten öffentlichen Schnellladepark Europas für alle E-Autos“ nennt EnBW das Kamener Kreuz zwischen A1 und A2 in Nordrhein-Westfalen, direkt an der Ausfahrt Kamen auf einer „grünen Wiese“. Ziemlich genau dort gibt es auch schon einen Supercharger von Tesla. Einem neueren Trend zu mehr Komfort beim Laden folgend soll der EnBW-Park außerdem eine Überdachung mit Photovoltaik, Beleuchtung und Toiletten bekommen. Die 52 Ladepunkte sollen bis zu 300 Kilowatt Leistung bieten, also vorerst mehr als genug für jedes verkäufliche Elektroauto.
EnBW-Ladepark für beliebige Elektroautos
Ein ähnlich komfortabler Park wurde im Oktober 2020 etwa 70 Kilometer südwestlich davon an einem Autobahn-Kreuz bei Hilden eröffnet. Für den Anfang bietet er 20 Supercharger-Säulen von Tesla und dazu 8 schnelle Ladeplätze für beliebige Elektroautos des Betreibers Fastned. Zu seiner Zeit war er der größte schnelle Ladepark in Deutschland und sollte später weitere 20 Supercharger plus noch einmal 14 Fastned-Säulen bekommen. Damit würde er insgesamt zum neuen größten in Europa werden – weshalb EnBW in seine Superlativ-Meldung wohl bewusst die Einschränkung „für alle Elektroautos“ eingefügt hat.
Ein nettes Detail am Rande: Das Unternehmen fügte seiner Mitteilung ein Computer-Foto des fertigen Parks aus der Luft bei (siehe oben). Darauf sind Solar-Carports in zweieinhalb Reihen mit einigen ladenden Elektroautos darunter zu sehen – rechts im Vordergrund zum Beispiel ein Tesla Cybertruck.