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Tesla-Woche 9/25: „Liebe“ für Model S & X, FSD China, Taxi-Antrag, Musk und Aktie unter Druck

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Bild: Tesla

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Die zurückliegende Woche hätte eine rundum positive für Tesla werden können: Noch am Sonntag wurde bekannt, dass die Premium-Elektroautos Model S und Model X nicht etwa auslaufen, sondern bald eine Überarbeitung bekommen sollen. In China lieferte Tesla zudem erste Model Y in aufgefrischter Form aus und schaltete dort wie zuvor angekündigt FSD-Funktionen wie in den USA frei. Überschattet wurde all das dann jedoch von schwachen Verkaufszahlen in Europa, und die Tesla-Aktie erlebte den zweitschwächsten Monat ihrer Geschichte – während an vielen Orten weltweit und teils gewaltsam gegen CEO Elon Musk protestiert wurde.

Model S & Model X sollen bleiben

Mit dem Model S brachte Tesla in 2012 nach dem Roadster auf Basis eines Lotus-Verbrenners sein erstes von Grund auf entwickeltes Elektroauto auf den Markt. Drei Jahre später folgte auf der gleichen Plattform das Flügeltür-SUV Model X. Beide werden im Tesla-Stammwerk im kalifornischen Fremont produziert. Anfang 2021 gab es die jüngste Auffrischung der beiden Premium-Elektroautos, die unter anderem den neuen Plaid-Antrieb brachte. Den Abwärtstrend beim Verkauf konnte die Modell-Pflege allerdings nicht aufhalten, und Tesla-Chef Musk schrieb Model S und Model X schon 2019 nur noch sentimentalen Wert zu.

Alles zusammen weckte Spekulationen, die Produktion von beiden werde möglicherweise bald enden. Aus einem Podcast-Interview mit Lars Moravy, VP für Fahrzeug-Technik bei Tesla, geht jedoch das genaue Gegenteil hervor: Später in diesem Jahr würden Model S und Model X etwas „Liebe“ bekommen, kündigte er auf Nachfrage an. Jeder bei Tesla habe für diese beiden Elektroautos einen Platz im Herzen. Dass ihre Überarbeitung schon in diesem Jahr vorgestellt werden soll, sagte Moravy anders als zum Teil berichtet nicht. Aber er machte klar, dass jedenfalls keine Einstellung geplant ist.

Kommerziell spielen Model S und Model X mit in 2024 nur noch rund 85.000 Verkäufen einschließlich Cybertruck keine große Rolle mehr. Aber sie bildeten immer wieder die vorderste Front der Elektroauto-Technik, und Tesla könnte versuchen, daran anzuknüpfen. Falls die von Moravy zugesagte Zuwendung weniger umfangreich ausfällt, wäre zumindest mit der Einführung von Ambiente-Licht und einer vorderen Stoßstangen-Kamera wie soeben beim Model Y zu rechnen. Und Tesla könnte auch bei Model S und Model X den Blinker-Hebel zurückbringen, der bei ihnen zuerst weggefallen war, im neuen Model Y aber wieder zu finden ist.

Tesla startet FSD in China

Von dem aufgefrischten Tesla-Bestseller wurden unterdessen in China die ersten Exemplare ausgeliefert, und Europa dürfte Ende dieser Woche folgen. Ebenfalls in China schaltete Tesla am Dienstag für neuere Elektroautos mit bezahlter Option FSD-Funktionen frei. Damit können sie wie in Nordamerika jetzt nicht nur Spur und Abstand halten, sondern auch eigenständig abbiegen oder an roten Ampeln anhalten. Die Einführung von FSD in China hatte Tesla-CEO Musk im Herbst 2024 für Q1 2025 angekündigt – ebenso wie für Europa. Dazu schrieb er am Freitag auf X, man warte auf die behördliche Zulassung.

Aus China aber hagelte es bereits Videos mit Tests der neuen Tesla-Funktionen, die dort anders als in den USA nicht als „full self-driving (supervised)“ beworben werden. Laut einer Zusammenfassung von CarNewsChina verliefen sie insgesamt trotz Fehlern beeindruckend – wenn man bedenke, dass Tesla in China nur begrenzt Daten sammeln und auswerten könne. Musk wiederholte dazu, dass die lokale FSD-Software nur mit öffentlich verfügbaren Videos von Straßen und Schildern im Simulator trainiert worden sei. Mehr lässt nach seinen Worten das schwierige Verhältnis zwischen den USA und China bislang nicht zu.

Tesla-Verkauf in Europa sinkt um 50%

Trotzdem bietet Tesla FSD-Funktionen jetzt erstmals auch auf einem fremden Kontinent an. An der Börse führte das jedoch nicht zu besserer Stimmung. Die Aktie, die nach einem Allzeithoch Mitte Dezember bereits zunehmende Verluste verzeichnete, gab allein am Dienstag weitere rund 8 Prozent ab, wohl nicht wegen, sondern trotz der Ankündigung in China. Denn viele Berichte vom selben Tag griffen ein ganz anderes Thema auf: Der Auto-Verband ACEA veröffentlichte Daten zu den europäischen Neuzulassungen im Januar – und die zeigten deutlicher als zuvor, dass Tesla hier massiv verloren hat.

Nur für die EU beträgt das Tesla-Minus gegenüber Januar 2024 etwas mehr als 50 Prozent. Die Verkäufe haben sich also glatt halbiert – in einem insgesamt um rund ein Drittel gewachsenen Elektroauto-Markt. Auf dem gesamten Kontinent einschließlich Großbritannien sah es für Tesla mit einem Rückgang um rund 45 Prozent nicht viel besser aus. Eine nicht unerhebliche Rolle dürfte dabei die Auffrischung des Model Y gespielt haben, die lange im Vorfeld erwartet und in der vorletzten Januar-Woche offiziell wurde.

Musk-Proteste teils mit Gewalt

Aber auch dem politischen Wirken von Tesla-Chef Musk als engem Vertrauten des neuen US-Präsident Donald Trump schreiben Beobachter zunehmend eine negative Wirkung zu. In der Maga-Bewegung hat Musk neue Anhänger in den USA gefunden, in Europa aber stößt seine offensive Einmischung in nationale und EU-Politik auf viel Widerwillen. Das dürfte erst recht seit Freitag gelten, nachdem Trump mit seinem Vize JD Vance vor laufenden Kameras Ukraines Präsidenten heruntergeputzt hatte. Selbst manche Republikaner-Wähler zeigten sich davon entsetzt. Musk aber erklärte auf X, Selenskyj habe sich in den Augen des amerikanischen Volkes selbst zerstört.

Schon vorher hatte Wut auf Musk Menschen in vielen westlichen Ländern vor Präsenzen von Tesla getrieben, um dort gegen das politische Wirken des Unternehmers zu protestieren und zum Boykott seiner Elektroautos aufzurufen. Die Überlegung dahinter: Musk soll dazu gebracht werden, entweder Politik-Zurückhaltung zu üben oder als Tesla-CEO zurückzutreten.

Gruppen und Personen in den USA wie Deutschland machen dabei auch vor Gewalt nicht Halt. Im US-Bundesstaat Colorado wurde am Montag eine Frau festgenommen, die Elektroautos in einer Tesla-Filiale beschmiert und einen Molotov-Cocktail bei sich gehabt haben soll. Bei Berlin brannten in der Nacht auf Dienstag Kräne und Kabel der Deutschen Bahn, was Bekenner laut Berliner Zeitung mit technokratischem Faschismus bei Tesla begründeten. In anderen Städten und Ländern gab es ebenfalls Musk-Proteste, die aber weitgehend friedlich blieben.

Tesla-Aktie mit zweitschwächstem Monat

Parallel dazu versuchte eine große US-Gewerkschaft, über die Börse Einfluss auf Musk und Tesla zu nehmen. Der Präsident der American Federation of Teachers forderte laut Reuters große Fonds-Gesellschaften auf, ihre Bewertung des Elektroauto-Herstellers zu überdenken. Probleme dort würden angesichts der Nähe des CEO zu Präsident Trump möglicherweise übersehen. Der Februar allerdings war schon vor Bekanntwerden dieses Briefes am Donnerstag für die Aktie der zweitschwächste Monat aller Zeiten. Nur im Dezember 2022 hatte Tesla mit rund 37 Prozent noch mehr verloren.

Der Februar endete für Tesla an der Börse bei 292,98 Dollar pro Aktie und einem Gesamtwert von rund 940 Milliarden Dollar, nachdem er im Dezember 2024 schon fast 1,5 Billionen Dollar betragen hatte. Allein in dem Monat betrug das Minus jetzt knapp 28 Prozent. Ohne das Plus von Freitag um rund 4 Prozent wäre es sogar noch höher ausgefallen.

Zu dem festen Abschluss von Woche und Monat könnte neben technischen Faktoren eine Meldung von Donnerstagabend beigetragen haben: Tesla hat in Kalifornien eine Lizenz für einen freien Taxi-Dienst ähnlich wie Uber beantragt, berichtete Bloomberg. Um Robotaxis ohne Fahrer, wie Musk sie ab Juni in der texanischen Stadt Austin einsetzen will, handelt es sich dabei noch nicht. Aber die Bewerbung soll zeigen, dass Tesla konkret in den Markt für Fahrdienste einsteigen und damit den Start echter Roboter-Taxis vorbereiten möchte. Zudem schrieb CEO Musk auf X zuletzt wieder häufiger über Tesla – am Freitagmorgen zum Beispiel mit Blick auf die Aktie, das langfristige Ergebnis werde sehr hoch sein.

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