Es war eine knappe Entscheidung, aber unmittelbar vor dem lange geplanten Start einer SpaceX-Rakete mit einer Kapsel mit zwei Astronauten an Bord war die Wetterlage zu schlecht, um weiterzumachen: Bei 16 Minuten und 53 Sekunden stoppte der Start-Direktor von SpaceX am späten Mittwochabend deutscher Zeit den Countdown und sagte damit die Rückkehr der USA mit eigener Rakete von eigenem Boden nach fast zehn Jahren Pause vorerst ab. Ein neuer Versuch ist an diesem Samstag geplant.
Enges Start-Fenster reichte SpaceX nicht
Abgesehen vom Wetter war am Mittwoch alles nach Plan verlaufen. Alle Systeme der Falcon 9 und der darauf montierten Astronauten-Kapsel Crew Dragon von SpaceX funktionierten korrekt, die Treibstoff-Tanks waren schon gefüllt. Hätte der Start etwas später angestanden, wäre der Himmel über Florida womöglich frei genug gewesen. Aber wie ein Nasa-Moderator in einer Live-Übertragung erklärte, lässt sich ein Start nicht so einfach verschieben. Maximal 5 bis 10 Minuten seien möglich, dann beginne sich der flüssige Sauerstoff in den Tanks zu erwärmen und seine Charakteristik zu verändern, was man zumal mit Menschen an Bord nicht riskiere.
Das nächste Fenster für einen Flug zur ISS mit der von Tesla-Chef Elon Musk gegründeten Weltraum-Firma SpaceX bietet sich jetzt am Samstag um 15.22 Uhr in Florida, also 21.22 Uhr deutscher Zeit. Die Aussichten für gutes Start-Wetter wurden nach dem Abbruch aber erneut als nur mäßig angegeben. Für die beiden Astronauten, die insgesamt mehr als drei Stunden im Raumanzügen in der Kapsel erst auf den Start warteten und dann auf die Öffnung der Klappe durch Personal von außen, beginnt damit die Prozedur von neuem – und bei einem weiteren Abbruch erneut.
In einem weißen Tesla Model X waren sie zuvor passend zur neuen Zeit in der Raumfahrt zu ihrer Rakete gefahren worden, deren Kapsel sie über eine Brücke in luftiger Höhe bestiegen. Nach der Start-Absage mussten die beiden noch mehr als eine Stunde darin ausharren. Denn erst wurde der Treibstoff aus den Tanks ausgelassen; anschließend durften die Astronauten immerhin schon ihre Helm-Visiere öffnen.
Dann dauerte es erneut eine Weile, bis die Nasa-Kameras ein vielköpfiges Team in schwarzen Overalls mit Hauben und Masken in der Brücke vor der Kapsel einfingen. In einer komplizierten, aber laut Moderator vielfach eingeübten Operation schlossen sie die Gangway luftdicht an und machten sich mit vielen Handgriffen und verschiedenen Werkzeugen an der Klappe zu schaffen.
Nächster Rückkehr-Versuch am Samstag
Gegen 23.45 Uhr deutscher Zeit war die Klappe geöffnet, und die beiden Astronauten in der Crew Dragon konnten ihre Sitze – nach weiteren Minuten Verzögerung für weitere Checks – in Richtung Ausgang drehen lassen. Assistiert von je einer schwarzen Gestalt lösten Robert Behnken und Doug Hurley ihre Gurte und verließen nacheinander die Kapsel – bis zum nächsten Versuch zur US-Rückeroberung des Weltraums mit Hilfe von Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk am Samstag.