Die ersten Videos über Tests mit dem grundlegend überarbeiteten Autopilot-System von Tesla waren so beeindruckend, dass schon geargwöhnt wurde, die Fahrer würden gezielt nur positive Szenen veröffentlichen. Die als FSD-Beta bezeichnete Software fand auf breiten Straßen beim Abbiegen die richtige Spur, bremste für ohne Ampel querende Fußgänger und umkurvte elegant am Rand geparkte andere Fahrzeuge. Aussagen von Tesla-CEO Elon Musk, auf dieser neuen Basis und mit der vorhandenen Sensor-Hardware werde wirklich autonomes Fahren bald endgültig möglich, bekamen dadurch mehr Glaubwürdigkeit. Aber dass das Tesla-System bis dahin noch einiges lernen muss, zeigt jetzt ein weniger gelungener Test.
Tesla Model 3 am Anfang souverän
Ein Video dazu wurde diese Woche auf YouTube von dem Nutzer Brandon M veröffentlicht. Eine Besonderheit daran ist, dass er die Fahrt aus der Luft dokumentiert: Eine Kamera-Drohne verfolgt sein weißes Model 3 und weicht dabei selbst mit einigem Geschick Hindernissen wie Stromkabeln über der Straße aus.
Und zunächst macht auch das Tesla Model 3 mit dem FSD-Autopiloten, was man nach den ersten Beta-Testberichten davon gewohnt ist. Es übernimmt nach dem Aktivieren der Funktion die Steuerung und fährt über eine relativ schmale Straße vorbei an geparkten Autos bis zum ersten Stopp-Schild. An dem hält der Tesla wie üblich recht früh an und biegt dann sauber nach links auf die Querstraße ab. Fahrer und Beifahrerin plaudern darüber, dass das System bei diesem Versuch deutlich besser funktioniert als bei früheren.
Auch das kurz darauf folgende nächste Stopp-Schild mit von der Navi-Stimme angesagtem Abbiegen nach links erscheint insofern zunächst nur Formsache, aber das ändert sich dann schnell. Wieder hält das Tesla Model 3 schon einige Meter vor der Haltelinie an, wieder setzt es sich in Bewegung, als die Querstraße frei ist, und lenkt nach links. Doch es will nicht auf die sogar mit einer gelben Markierung zwischen den Richtungen gekennzeichnete Straße, sondern in eine der schräg daran angelegten Parkbuchten.
Das wäre vielleicht weniger schlimm, wenn darin nicht schon ein Auto stehen würde, aber das ist der Fall. Der Fahrer stößt einen erschrockenen Ruf aus und steigt auf die Bremse, der Gong zur Autopilot-Deaktivierung ertönt. Außer einem Schrecken ist also nichts passiert, weil der Mann am Steuer wie von Tesla gefordert beim Beta-Testen besonders aufmerksam blieb.
Viel Lern-Material für Autopilot
„Er hat direkt in das andere Auto gelenkt und hätte nicht gebremst“, kommentiert der Fahrer bei der Weiterfahrt leicht erschüttert. Gleich darauf bekommt er aber noch einmal einen Schrecken, weil sein Tesla beim Passieren eines geparkten Pickups offenbar plötzlich voll die Bremsen betätigt. Eine schräge Kreuzung über Hügel nimmt der Autopilot im Model 3 aber wieder souverän, auch wenn er für den Geschmack des jetzt sensibilisierten Fahrers etwas zu nah an einem weiteren geparkten Auto vorbeifährt.
Es folgt ohne Probleme eine weitere schwierige Kreuzung, ganz zum Schluss des Videos aber zeigt sich das System noch einmal überfordert. Es müsste schräg links abbiegen, zögert aber auf der Straße, bis der Fahrer übernimmt. Perfekt war dieser Durchlauf also bei weitem nicht – aber er dürfte Teslas Autopilot-Team reichlich Material zum weiteren Lernen geliefert haben.