Elon Musk geht bei Elektroautos so strategisch vor wie bei Raketen. Bei Tesla dienten der erste Roadster und dann Model S und Model X dazu, den Einstieg in den Massenmarkt mit dem Model 3 und vielen folgenden Modellen vorzubereiten und zu finanzieren. Und mit SpaceX will der Doppel-CEO langfristig der Menschheit die Besiedelung des Mars ermöglichen – und verdient bis dahin Geld mit Transporten ins All. Bald aber soll SpaceX einen entscheidenden Schritt weiterkommen: Ende Mai beginnt „eine neue Ära der bemannten Raumfahrt“, kündigte die Nasa an: mit dem Start einer SpaceX-Rakete samt einer Kapsel mit zwei US-Astronauten an Bord, die darin zur Internationalen Raumstation (ISS) gebracht werden.
Zweite Milliarden-Firma von Tesla-Chef
Im September 2016 hatte die zweite Milliarden-Firma des Tesla-Chefs zusammen mit Boeing den Auftrag von der Nasa bekommen, je ein bemanntes System für bemannte Flüge zur ISS zu entwickeln. Seit dem Ende des Space Shuttle mussten die USA dafür Plätze in russischen Sojus-Raumschiffen buchen, was nicht nur teuer war, sondern gewiss auch etwas demütigend.
Aber diese Zeiten gehen zu Ende. In diesem Januar absolvierte einer Dragon-2-Kapsel von SpaceX erfolgreich den letzten Test ohne Besatzung, wenn man so will eine perfekt geplante Katastrophe: An der Spitze einer Falcon-9-Rakete hob sie vom Nasa-Startplatz Kennedy in Florida ab, um sich kurz darauf mit Hilfe eingebauter Triebwerke von ihr zu trennen und in den Atlantik zu stürzen; die Träger-Rakete wurde wie gewünscht in der Luft zerstört.
Und damit ist nun der Weg frei für die erste bemannte Weltraum-Mission von amerikanischem Boden in einer amerikanischen Rakete seit Juli 2011, als zum letzten Mal das Space Shuttle Atlantis landete, wie die Nasa erklärt. Interessanterweise wurde schon das Space Shuttle teilweise wiederverwendet, allerdings längst nicht so weitgehend, wie es SpaceX inzwischen bei seiner Falcon 9 macht.
Reguläre ISS-Flüge ab Herbst?
An Bord der Dragon 2 werden die Nasa-Astronauten Robert Behnken und Douglas Hurley sein, die das Vorfahren zur Startrampe in einem Tesla Model X schon geübt haben. Ohnehin hat SpaceX- und Tesla-CEO Musk angekündigt, dass die beiden Unternehmen in Zukunft enger zusammenarbeiten werden. Die Nasa adelte unterdessen die für den Start im Mai vorgesehene Falcon 9 mit ihrem klassischen Logo: „Der Wurm ist zurück“, schrieb die Raumfahrt-Agentur und zeigte die Rakete mit ihrem tatsächlich wurmartig gestalteten Schriftzug, der bis in die 1990er Jahre verwendet wurde. Jetzt bekommt also auch er ein Comeback.
Wenn alles funktioniert, sollen die beiden Neu-Pioniere an Bord von Dragon 2 am 27. Mai nachmittags Ortszeit von Florida aus starten. Ihr Ziel ist die Internationale Raumstation, deren Crew sie sich laut Nasa für einen noch unbestimmten „längeren“ Zeitraum anschließen sollen, bevor sie voller Daten zur Erde zurückkehren. Für die Nasa ist auch das noch ein Test der SpaceX-Kapsel. Schon in diesem Herbst könnten dann aber die regulären ISS-Flüge mit vier Astronauten an Bord beginnen.