Bild: Deutsche Gigafactory-Baustelle im Dezember 2020 (Foto: Tobias Lindh)
Der Bau der Gigafactory von Tesla in Grünheide bei Berlin schreitet trotz Winter-Wetter weiter voran, und Sprecher des Unternehmens beharrten in dieser Woche darauf, dass der geplante Start-Termin in diesem Sommer noch gilt. Eine große offene Frage war aber bislang, wie es mit den Batterien für die dort zu bauenden Elektroautos aussieht. Laut CEO Elon Musk sollen auch diese vor Ort entstehen, aber bislang wurde nicht einmal einen Antrag dafür gestellt. Doch auch dazu gibt es jetzt Neuigkeiten: Tesla hat beim zuständigen Landkreis Oder-Spree den Bau einer weiteren großen Halle auf dem Giga-Gelände beantragt – und in dieser sollen die Batterie-Zellen für das Model Y produziert werden.
Weniger Platzbedarf dank Trocken-Beschichtung
Das Landratsamt habe bestätigt, dass „ein Bauantrag von Tesla für eine Lagerhalle“ auf dem Grundstück für die Giga Berlin eingegangen sei, berichtete am Freitagabend der Berliner Tagesspiegel. Eine Batterie-Fabrik sei damit nicht beantragt worden, habe ein Sprecher der Behörde dazu gesagt. Doch laut der Zeitung ist das nur eine Frage der Zeit: Die Halle solle zunächst für andere Zwecke genutzt werden, aber später die Zellproduktion von Tesla beherbergen, schreibt sie unter Berufung auf nicht näher eingegrenzte Informationen.
Die beantragte Halle habe eine Größe von drei Standard-Fußballfeldern, also rund 22.000 Quadratmeter, heißt es in dem Bericht weiter. Schon das zeige, dass Tesla damit mehr planen müsse als nur einen geschützten Lager-Ort.
22.000 Quadratmeter klingen im Vergleich zum Giga-Hauptgebäude in Grünheide nicht nach besonders viel: Die eigentliche Elektroauto-Produktionshalle hat laut den ersten veröffentlichten Plänen dafür eine Grundfläche von knapp 600.000 Quadratmetern, ist also etwa 27-mal so groß. Die Größe seiner Zellfabrik zusammen mit Panasonic im US-Bundesstaat Nevada gibt Tesla mit rund 176.000 Quadratmetern an. Sie soll inzwischen eine Kapazität von 35 Gigawattstunden pro Jahr erreicht haben, bei einem Mittelwert von 65 Kilowattstunden pro Akku-Paket genug für gut 500.000 Elektroautos pro Jahr.
Doch auch die deutlich kleinere „Lagerhalle“ in Grünheide könnte tatsächlich ausreichen, um Zellen für ähnlich viele Fahrzeuge zu produzieren. Denn beim Batterie-Tag Ende September 2020 stellte Tesla-CEO Musk nicht nur die eigene Zelle im neuen XL-Format 4680 vor, er sprach auch über die Pläne für ihre Produktion – und sagte, der Platzbedarf dafür sei um den Faktor 10 geringer als bisher. Unter anderem ein neues Verfahren für die trockene Beschichtung von Elektroden soll das möglich machen.
Tesla-Batteriefabrik ohne Umwelt-Prüfung?
Darüber hinaus hat Musk schon angekündigt, dass Tesla in Grünheide die erste Fertigung von Batterie-Zellen im Großmaßstab errichten will. Eine Pilotanlage war schon zur Zeit des Batterie-Tag neben dem Elektroauto-Werk im kalifornischen Fremont in Betrieb und soll laut Musk bis Ende 2022 auf 10 Gigawattstunden pro Jahr kommen. Intensiv daran beteiligt ist nach Informationen von teslamag.de der deutsche Spezialmaschinenbauen Saueressig mit einem Patent für die Trocken-Beschichtungen, der auch schon Aufträge für die deutsche Gigafactory bekommen hat.
Dass Tesla in Grünheide auch Zellen produzieren will, steht also außer Frage – und auch die Größenordnung der jetzt vom Tagesspiegel gemeldeten Halle scheint dazu zu passen. Möglicherweise versucht das Unternehmen sogar, ohne eine Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz auszukommen, wie sie beim Bau der restlichen Fabrik schon einige Verzögerungen ausgelöst hat: Ein Antrag für eine Batterie-Produktion liege bislang nicht vor, wiederholte Brandenburgs Umweltminister in dieser Woche im Landtag. Aber ein hoher Beamter aus seinem Ministerium sagte, das Verfahren dafür könne möglicherweise auch rein nach dem Baugesetz ablaufen, also ohne aufwendige Umwelt-Prüfung.