Wenn es keine geopolitischen Verstrickungen gäbe, hätte Tesla wahrscheinlich am liebsten einfach eine weitere Gigafactory in China gebaut. Tatsächlich soll es konkrete Pläne dafür geben, die aber angesichts von Überkapazitäten in der Elektroauto-Branche von der Zentralregierung ausgebremst werden. Stattdessen gab das Unternehmen im März den Bau einer Fabrik in Mexiko bekannt. Zunächst sollte die Produktion eines kleineren Elektroautos dort vor Ende 2024 beginnen. Jetzt nannte Tesla laut einem Bericht Anfang 2025 – und zwar gegenüber chinesischen Zulieferern, die großen Anteil daran haben sollen.
Tesla Mexiko soll in Q1 2025 starten
Von Tesla selbst kamen bei der Bekanntgabe des Standorts im mexikanischen Bundesstaat Nuevo Leon im März keine konkreten Angaben zum angepeilten Produktionsstart. Bestätigt wurde lediglich, dass in der neuen Gigafactory erstmals das noch namenlose Tesla-Elektroauto unterhalb von Model 3 und Model Y entstehen soll, und zwar in enormem Volumen und so bald wie möglich. Genauer wurde dann der Gouverneur von Nuevo Leon: Die Fabrik in Mexiko solle die weltweit größte nicht nur von Tesla werden und noch 2024 Elektroautos produzieren, sagte er in Interviews.
Den Zeitraum von Baubeginn bis Produktionsstart veranschlagte der Gouverneur Anfang Juni auf 12-15 Monate, und kündigte an, alle nötigen Genehmigungen würden innerhalb von 10-15 Wochen erteilt. Das hätte für einen Start der Produktion in 2024 noch ausgereicht, doch intern soll Tesla sich davon inzwischen verabschiedet haben: Laut einem Bericht der Publikation Late Post hat das Unternehmen chinesische Zulieferer aufgefordert, sich auf einen Produktionsstart im ersten Quartal 2025 vorzubereiten.
Das war laut dem Bericht gleichlautend von mehreren Zulieferern zu hören und mit einer Art Drohung verbunden: Wem es nicht gelinge, bis dahin eine lokale Produktion in Mexiko einzurichten, der werde sich nicht nur schwertun, Aufträge für die neue Gigafactory zu bekommen, sondern könne auch bisherige Aufträge für Fabriken in den USA verlieren, soll Tesla zu verstehen gegeben haben. Eine feste Zusage, für Elektroautos aus Mexiko bei dem jeweiligen Zulieferer einzukaufen, wenn er rechtzeitig vor Ort produziert, soll damit nicht einher gegangen sein. Auch Unterstützung bei der Ansiedlung soll Tesla nicht leisten.
Chinesische Gigafactory in Nordamerika
Dass Tesla auf lokale Produktion besteht, dürfte wie die Entscheidung für den Standort Mexiko selbst mit dem Inflation Reduction Act der USA zusammenhängen. Das Gesetzespaket sieht 7500 Dollar Subvention für den Kauf von Elektroautos vor, aber nur wenn sie in Nordamerika produziert werden und gleichzeitig Komponenten vor allem für den Akku zu jährlich steigenden Anteilen aus den USA oder Handelspartner-Ländern stammen. Mit ganzen Elektroautos oder auch nur wichtigen Bauteilen aus China wären diese Anforderungen kaum zu erfüllen gewesen.
Stattdessen setzt Tesla darauf, dass in Mexiko eine weitestgehend lokale Lieferkette für seine Elektroautos entsteht – wie zuvor in China, wo der lokale Anteil 95 Prozent betragen soll. Laut dem Bericht von Late Post ist das dem Unternehmen in diesem Fall sogar höhere Kosten wert: Nach Angaben eines Zulieferers biete Tesla für Produkte in Mexiko 18-20 Prozent mehr an als in China; 15 Prozent sollen die höheren Kosten unter anderem für Arbeitskräfte in dem Land ausgleichen, außerdem seien 3 Punkte mehr Marge für die Partner vorgesehen, die mit nach Mexiko kommen. Die neue Tesla-Fabrik soll also in Nordamerika stehen, aber offenbar trotzdem möglichst chinesisch werden.