Bild: "Zell"-Gebäude für deutsche Gigafactory (Tesla/Arcadis)
Langfristig will Tesla ganz von dem problematischen Akku-Rohstoff Kobalt weg und kommt mit seinem Partner Panasonic schon heute mit weniger davon aus als die Batterien anderer Elektroauto-Hersteller. Das kleinste Model 3 aus China dürfte zudem schon in den nächsten Wochen mit einem Akku des neuen Tesla-Partners CATL produziert werden, der dank LFP-Chemie weniger kostet und gar kein Kobalt enthält. Trotzdem zeigt Tesla jetzt, dass das Ende von Kobalt noch nicht gekommen ist: Laut Berichten hat sich das Unternehmen bis zu 6000 Tonnen davon pro Jahr gesichert, geliefert von Glencore und unter kontrollierten Bedingungen abgebaut.
Kobalt-Klage gegen Tesla
Der Großteil des heute verwendeten Kobalts kommt aus der Demokratischen Republik Kongo (DRC), wo es teils unter fragwürdigen Bedingungen und mit Kinderarbeit in Minen gefördert wird. Zusammen mit anderen Technologie-Unternehmen wurde Tesla Ende 2019 deshalb schon zum Ziel einer Klage einer US-Menschenrechtsorganisation.
In seinem vor kurzem veröffentlichten Impact Report für 2019 hat sich Tesla auch über Kobalt und die problematischen Aspekte davon geäußert. Man erkenne an, dass in der Lieferkette für den Rohstoff ein höheres Risiko für Menschenrechtsverletzungen und insbesondere Kinderarbeit in der DRC bestehe, erklärt das Unternehmen. Tesla habe deshalb intensiv an Prozessen gearbeitet, die diese Risiken minimieren sollen. Auf der anderen Seite habe Kobalt-Abbau, wenn er verantwortlich und ethisch gehandhabt werde, große Bedeutung für das wirtschaftliche und soziale Wohlergehen der lokalen Bevölkerung.
Genug für 750.000 Teslas pro Jahr
Auch weiterhin werde Tesla deshalb Mineralien einschließlich Kobalt aus Ländern wie der DRC beziehen, wenn sichergestellt sei, dass die liefernden Minen Sozial- und Umwelt-Standards einhalten, schreibt Tesla. In diesem Zusammenhang dürfte auch die jetzt gemeldete Vereinbarung über die Belieferung von Tesla durch Glencore stehen. Laut der Financial Times ist der Schweizer Rohstoff-Riese Glencore eines von nur zwei in der DRC tätigen Unternehmen, die eine Zertifizierung durch die Responsible Minerals Initiative (RMI) anstreben. Diesen Standard verlangt Tesla nach Angaben in seinem Umwelt-Bericht von Rohstoff-Lieferanten.
Laut der Agentur Bloomberg würden nach Berechnungen von diesem Januar 1200 Tonnen Kobalt ausreichen, um die Akkus von bis zu 3000 Tesla Model 3 pro Woche aus der Gigafactory in China zu produzieren. Deren Kapazität wird aber bereits auf 4000 pro Woche erhöht, und neben dem ersten Gebäude entsteht schnell ein zweites für das Model Y, das ebenfalls Akkus und damit Kobalt braucht. Tesla muss es aber nicht selbst verarbeiten, sondern kann es für Spezialfirmen wie CATL kaufen, um die saubere Herkunft sicherzustellen. 6000 Tonnen pro Jahr würden jedenfalls rechnerisch für 15.000 Akkus in der durchschnittlichen Größe des Tesla Model 3 reichen – pro Woche, was einer Jahresproduktion von 750.000 Elektroautos entspräche.
Material für deutsche Tesla-Fabrik
Über eine kommende Kooperation zwischen Tesla und Glencore war schon in diesem Januar berichtet worden, jetzt scheint sie zu stehen (beide Unternehmen gaben aktuell aber keinen Kommentar ab). Ein weiteres interessantes Detail in den neuen Berichten: Ein Teil des Materials soll für Teslas deutsche Gigfactory bei Berlin vorgesehen sein, deren Bau vor kurzem begonnen hat. Planungen dafür zeigen tatsächlich ein Gebäude mit der Kennzeichnung „Cell“, und Tesla hat sich bereits um staatliche Unterstützung für Batteriezell-Fertigung in Deutschland beworben.