Das Tesla Model Y wird erst ab Ende dieses Jahres in Deutschland zu haben sein. Das ist seit diesem Montag insofern offiziell, als es auf der Website für Bestellungen so angegeben wird. Und am Dienstagabend dürfte jede Hoffnung auf einen pünktlichen Start in diesem Juli endgültig begraben worden sein: Tesla will seinen Antrag für die deutsche Fabrik so weitgehend verändern, dass voraussichtlich eine zeitaufwendige neue Auslegung von Unterlagen erforderlich wird, teilte die Brandenburger Landesregierung mit. Denn Teil der Änderungen sei, auf dem Gigafactory-Gelände in Grünheide bei Berlin auch eine Batterie-Fabrik zu errichten und zu betreiben.
Tesla soll sich mit Land geeinigt haben
Die große Unbekannte im Genehmigungsverfahren um die deutsche Gigafactory war zuletzt die Frage, ob die Antragsunterlagen dafür wegen Änderungen ganz oder teilweise neu ausgelegt werden müssen. Nach Auskünften von brandenburgischen Ministern hätte das mindestens zwei Monate an neuen Fristen plus anschließende Auswertung mit sich gezogen. Dass Tesla sich jetzt zu umfangreichen Änderungen am ursprünglichen Antrag entschieden hat, dürfte bedeuten, dass dieser Fall eintritt.
Der Start von Giga Berlin im Juli ist damit rechnerisch schon fast ausgeschlossen. Trotzdem könnte man sagen, Tesla hat mit der Antragsausweitung einen gordischen Knoten zerschlagen. Denn bislang war dem Unternehmen daran gelegen, eine Neu-Auslegung wegen des Zeitverzugs möglichst zu vermeiden. Wohl unter anderem deshalb wurde eine zusätzliche Halle auf dem Giga-Gelände zunächst als reines Lager beantragt; eine Umwidmung zur Batterie-Fabrik sei denkbar, hieß es dazu später. Jetzt aber soll sich das Land Brandenburg mit Tesla darauf verständigt haben, sich auf ein neues Verfahren einzulassen – und die Batterie-Fertigung dabei gleich mit zu beantragen.
Laut einem Bericht des Tagesspiegel ist nicht mehr vor Oktober oder November dieses Jahres mit einem Produktionsstart für Giga Berlin zu rechnen. Zu der neuen Angabe in Teslas Web-Konfigurator würde das gut passen. Allerdings ist nicht damit zu rechnen, dass auch die Batterien vom Start weg vor Ort produziert werden. Als Möglichkeiten für die anfängliche Bestückung des deutschen Model Y wurden bislang konventionelle Zellen von LG Energy und erste Ergebnisse der eigenen 4680-Produktion von Tesla in Fremont genannt.
Bericht über illegale Arbeiten übertrieben
Noch gebe es keine Entscheidung über eine Neuauslegung von Tesla-Anträgen, sagte eine Sprecherin des Brandenburger Umweltministeriums dem Tagesspiegel vor der Bestätigung von dessen Meldung über die neuen Pläne. Dafür müssten erst noch Unterlagen und Stellungnahmen beteiligter Behörden abgewartet werden. Laut dem Bericht wäre es aber wohl sogar ohne den Zell-Zusatz zu einer neuen Auslegung gekommen. So gesehen fügt sich Tesla in das Unvermeidliche – und macht dabei wenigstens gleich den nächsten Schritt zur Komplett-Fabrik einschließlich eigener Zellproduktion.
Weitgehend Entwarnung kann unterdessen mit Blick auf einen anderen Bericht von Dienstag über Teslas Gigafactory in Grünheide gegeben werden. Dort seien „illegale“ Arbeiten amtlich unterbrochen und ein gut zweiwöchiger „Baustopp“ bis Mitte April verhängt worden, meldeten nach gemeinsamer Recherche Business Insider und das ZDF-Magazin Frontal21. Tesla soll ohne Genehmigung monatelang Abwasser-Rohre unter der Erde verlegt haben, bis dies bei einer Routine-Kontrolle Ende März entdeckt worden sei. Daraufhin sei ein Baustopp bis Mitte April verhängt worden.
Dem Tagesspiegel bestätigte das Umweltministerium jetzt, dass ein „vorübergehender Teilbaustopp für diese Arbeiten“ verhängt worden sei, nicht etwa ein allgemeiner. Mit einer weiteren Vorab-Genehmigung vom 12. April habe Tesla dann auch mit den Rohren weitermachen dürfen. Aus informierten Kreisen hieß es, die nicht zugelassenen Arbeiten seien nach drei bis vier Tagen aufgefallen, nicht nach vielen Wochen. Zudem habe Tesla zu dieser Zeit eine Genehmigung für andere unterirdische Rohr-Arbeiten gehabt und sei davon ausgegangen, dass auch die dann gestoppten zulässig waren.