Ein echtes elektrisches Raumwunder gibt es von Tesla noch nicht – das Model X bietet zwar optional sieben Sitzplätze, aber die hintersten zwei sind recht beengt. Nach Angaben von Tesla-CEO Elon Musk soll ein Tesla mit hoher Passagierdichte in Zukunft kommen. Einstweilen aber überlässt er das Feld der Elektroautos im Van- oder Kleinbus-Format konventionellen Herstellern wie Mercedes oder Opel. Und wie ein neuer Bildband zeigt, hätte sich beinahe auch Porsche dazugesellt und neben dem Sport-Elektroauto Taycan einen schnellen E-Bus angeboten.
Drei Visionen, ein reines Elektroauto
15 spektakuläre Fahrzeugvisionen präsentiert Porsche nach eigenen Angaben in einem gedruckten Bildband mit dem Titel Porsche Unseen, drei davon wurden in dieser Woche vorab im Web veröffentlicht. Einige der in dem Buch präsentierten Studien sollen später auch im Porsche Museum zu sehen sein.
Zum Auftakt zeigte Porsche im Web drei Modelle aus den Jahren 2017 bis 2019, von denen nur der Van ein rein elektrisches ist. Der Porsche 919 Street basiert auf dem Antrieb des 919 Hybrid mit 900 PS und sollte Privatleuten ein Rennfahr-Erlebnis bereiten, doch er brachte es nicht über ein Ton-Modell hinaus. Zwei Jahre später kam der Vision Spyder, eine Wiederaufnahme des Porsche 550-1500 RS Spyder von 1954. Der hätte sicher ein interessantes Retro-Elektroauto abgegeben, aber auch als Verbrenner verfolgte Porsche ihn nicht weiter.
Das gilt auch für das einzige Elektroauto, das zu den ersten drei ehemals geheimen Studien gehört. Es trägt den interessanten Namen Renndienst und stammt aus dem Jahr 2018 – laut Porsche „die freie Interpretation eines familienfreundlichen Raumkonzepts für bis zu sechs Personen“. Wie bei Tesla befindet sich „die vollelektrische Antriebstechnologie“ im Unterboden und sollte ein großzügiges Raum- und Reiseerlebnis zusammen mit Porsche-Flair bieten.
Warum aus dieser Studie kein Serienauto wurde, erklärt Porsche wie bei den anderen nicht, und auch nicht, warum in einem Raum-Auto der Fahrer allein vorne in der Mitte sitzen sollte – ohne echten Grund scheint das mindestens einen Sitzplatz zu kosten. Wohl ebenfalls dem Versuch geschuldet, auf irgendeine Weise besonders zu sein, ist das Fenster-Konzept für den Elektroauto-Van: Seitlich herausschauen können die fünf Passagiere auf den hinteren Reihen nicht, weil es in ihrem Bereich nur einen schmaler werdenden und dann verschwindenden Fenster-Schlitz weit oben gibt.
Schneller E-Van wohl nur von Tesla
Wie Tesla mit dem Model X konnte sich Porsche also nicht dazu durchringen, auf einem Elektroauto-Skateboard einfach eine praktische Karosserie für möglichst viele Passagiere unterzubringen – dabei hat der Renndienst-Van sogar eine geschlossene Nase mit dem typischen Knick des Model 3. Aber dass der schnelle E-Van bei Porsche nicht weiter verfolgt wurde, ist sogar verständlich: Wenn der Sportwagen Taycan die eigenen schnellen Verbrenner abhängt, mag das noch in Ordnung sein, aber ein elektrischer Mini-Bus? Das wird sich wohl nur Tesla trauen.