Das Feld der kleinen Elektroautos überlässt der Pionier Tesla bislang ebenso den nachrückenden Anbietern aus der Welt der konventionellen Autos wie den Markt für elektrische Vans, die viele Mitfahrer transportieren können. Doch das wird sich ändern. Die Entwicklung eines Kompakt-Tesla hatte CEO Elon Musk sowohl für China als auch für Deutschland schon angedeutet. Zuletzt vor einigen Jahren schrieb er zudem von einem Elektroauto „mit hoher Passagier-Dichte“ für Städte – und wie er jetzt auf Nachfrage erklärte, ist beides Teil weiterhin der Zukunftspläne von Tesla.
Tesla-Chef nennt keine Zeiten
Er könne keine konkreten Aussagen zur Produkt-Roadmap machen, wehrte Musk am Mittwoch eine Analysten-Frage zu kommenden Modellen zunächst ab. Dann aber ging er doch kurz darauf ein. Vernünftigerweise könne man davon ausgehen, dass Tesla „irgendeine Art von Kompakt-Elektroauto anbieten werde und wahrscheinlich ein Fahrzeug mit hoher Kapazität“, sagte Musk in der Telefon-Konferenz nach Bekanntgabe der Tesla-Geschäftszahlen im zweiten Quartal 2020.
Zu Aussagen über die zeitliche Planung ließ sich der Tesla-Chef aber nicht hinreißen. Er wies nur darauf hin, dass es mit den neuen Modellen wohl noch etwas dauern werde. Denn Tesla habe mit Model 3, Model Y und dem Semi (weitere Modelle nannte Musk nicht) vorher noch viel zu tun. Dass der kompakte Tesla und der mit Platz für viele Passagiere früher oder später kommen würde, bezeichnete er aber als „offensichtlich“.
Nach der Vorstellung des Tesla Cybertruck Ende 2019 hatte sich Musk selbst Zurückhaltung bei Aussagen zu künftigen Modellen auferlegt. Schon in diesem Januar allerdings veröffentlichte Tesla China ein Computer-Bild von einem Kompaktauto, um damit um Mitarbeiter für das lokale Design-Zentrum zu werben. Mitte Juni startete Tesla sogar einen öffentlichen Design-Wettbewerb für ein Elektroauto im „China-Stil“. Ebenso erklärte Musk Anfang Juli auf Twitter-Nachfrage, für die Entwicklung eines Hatchback-Elektroautos (also etwa in Golf-Form) eigne sich wohl gut das nahe der neuen Tesla-Gigafactory im brandenburgischen Grünheide geplante deutsche Design-Zentrum.
Lücken im Tesla-Programm schließen
Und auch das Elektroauto mit vielen Plätzen, also wohl eher einen kleinen Bus als nur einen Van mit drei Sitzreihen, erwähnte der Tesla-Chef in der aktuellen Telefon-Konferenz nicht zum ersten Mal. Neben immer bezahlbareren Privat-Elektroautos brauche die Welt auch „schwere Lastwagen und Fahrzeuge mit hoher Passagier-Dichte für städtischen Transport“, schrieb er 2016 in Teil 2 seines öffentlichen „Master-Plans“ für Tesla. Das Feld der Lastwagen ist mit dem Tesla Semi schon abgedeckt. Und wie der CEO jetzt bestätigte, will Tesla nicht nur zusätzlich ein Kompakt-Elektroauto bauen, sondern auch die diagnostizierte Lücke im Stadt-Transport elektrisch schließen.