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Noch ist laden billiger als tanken – und jedenfalls Tesla hat sich vorgenommen, dass das an seinen Superchargern stets so sein soll, und auch im staatlich geförderten Deutschland-Netz soll elektrische Energie pro Kilometer weniger kosten als fossile. Mit dieser Rechnung könnte es allerdings bald schwierig werden, denn die Strompreise im europäischen Großhandel haben sich über den Sommer mehr als verdoppelt. Octopus Energy, Teslas europäischer Partner für Strom-Angebote, hat jetzt erklärt, was den Energie-Markt so sehr in Unruhe bringt.
Tesla-Strompartner auch in Deutschland
Octopus Energy hat seinen Sitz in Großbritannien und ist 2015 als Tochter einer Vermögensverwaltungsfirma an den Start gegangen. In der Heimat ist das Unternehmen Partner für ein Angebot von Tesla für den dortigen Strom-Markt, das mit Einbindung von Powerwall-Akkus und Solaranlagen bei den Kunden intensiv Gebrauch von neuen Möglichkeiten macht. Auch in zwei deutschen Bundesländern hat Tesla schon ein Strom-Angebot mit Octopus gestartet, und es soll bundesweit ausgeweitet werden.
Noch allerdings sind die europäischen Strom-Märkte nicht so weit, den in der steigenden Wirtschaftsleistung wieder zunehmenden Bedarf aus erneuerbaren Quellen decken zu können. In Großbritannien zum Beispiel stammen immer noch allein 39 Prozent des benötigten Stroms aus Gas-Kraftwerken, wie Octopus Energy in einem Blog-Beitrag zur aktuellen Lage schreibt. Dieser fossile Brennstoff ist zurzeit knapp, weil der Winter naht, die Speicher nicht gut gefüllt sind und Russland die Exporte verringert hat. Also steigt der Preis für Gas und mit ihm der für Strom, zunächst im Großhandel.
Speziell für Großbritannien kommt hinzu, dass dort einige Atomkraftwerke ungeplant Wartungspause machen, erklärte der CEO von Octopus zusätzlich in einem BBC-Interview. Aber auch die EU-Länder bekommen die Gas-Knappheit massiv zu spüren: Nach Daten von der Börse Epex Spot kostete Strom für den deutschen Markt Anfang dieses Jahres noch um 50 Euro pro Megawattstunde. Bis August verdoppelten sich die Preise in etwa, um seitdem sprunghaft auf zeitweise bis zu 150 Euro weiter anzusteigen.
Wird Laden am Supercharger erneut teurer?
Das spezielle Kernkraft-Problem in Großbritannien werde wohl in den kommenden Wochen gelöst sein, sagte der Octopus-CEO im BBC-Interview weiter. Am globalen Ungleichgewicht zwischen Gas-Angebot und -Nachfrage werde sich aber kurzfristig nichts ändern. Erst zum Ende des diesjährigen Winters hin rechne er mit einer Entspannung, erklärte der Tesla-Partner. Für Unternehmen wie seines, die langfristig im Voraus einkaufen, zeichne sich das allmählich ab. In der Zwischenzeit aber dürften europäische Betreiber von Elektroauto-Ladestationen einschließlich Tesla kräftig draufzahlen – wenn sie nicht selbst weiter die Preise erhöhen.