Von der Anti-Dumping-Untersuchung der EU gegen Elektroautos aus China, die vergangene Woche offiziell eingeleitet wurde, sind bei weitem nicht nur einheimische Hersteller betroffen. So exportiert kein lokales Unternehmen so viele Elektroautos aus China nach Europa wie Tesla, und laut Berichten haben sich EU-Beamte bei BMW schon nach dem iX3 erkundigt, der den gleichen Weg nimmt. Zweitwichtigster Exporteur ist BYD, das dem Marktführer Tesla auch weltweit immer näher kommt – sich aber sowohl mit Blick auf das EU-Verfahren als auch auf die Größen-Konkurrenz gelassen zeigt.
Entlastung in Elektroauto-Verfahren?
Bei ihrer Ankündigung der EU-Untersuchung Mitte September sagte Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen, globale Märkte würden aktuell mit billigeren Elektroautos aus China überschwemmt. In Europa ist davon bislang allerdings wenig zu sehen, es sei denn, sie hätte sich damit auf Tesla bezogen. Mehrere Elektroauto-Hersteller in chinesischem Besitz haben zwar ebenfalls mit EU-Exporten begonnen, spielen bislang aber kaum eine Rolle – und verlangen zudem meist viel höhere Preise als in ihrer Heimat.
Tatsächlich richtet sich die Untersuchung wohl eher auf die nähere Zukunft als die Gegenwart, geht aus der offiziellen Bekanntmachung dazu hervor. Darin ist zwar die Rede davon, dass „der Marktanteil der subventionierten Einfuhren in die EU zum Nachteil des Wirtschaftszweigs der Union rasch gesteigert“ wurde, was sich auf die aktuelle Lage bezieht. Nach eigenen Angaben hat die EU-Kommission aber auch „Beweise“ dafür, dass China noch freie Elektroauto-Kapazitäten hat und sie zudem bald erheblich ausbauen will.
Damit könnte schon eher BYD angesprochen sein, das ähnlich wie andere chinesische Hersteller auf der diesjährigen IAA zeigte, was von ihnen an Elektroautos noch zu erwarten ist. Der lokale Marktführer scheint von der EU-Untersuchung allerdings nicht beirrt. BYD mache sich keine Sorgen deswegen und strebe weiter starkes Wachstum in Europa an, sagte die Executive Vice President des Unternehmens vergangene Woche der Nachrichten-Agentur Bloomberg. Man werde der EU Daten vorlegen, die belegen, dass es hinsichtlich staatlicher Subventionen nichts in Frage zu stellen gibt.
BYD: Tesla soll großen Erfolg haben
Das Wachstum bei Elektroautos sei eine Revolution, sagte Stella Li laut Bloomberg weiter. Diese werde von vielen nicht verstanden, was die Bedenken erkläre. Das hört sich verständnisvoll-großzügig an – und frei von Sorge, dass die EU tatsächlich Strafzölle auf die Einfuhr von BYD-Elektroautos erheben könnte.
Ähnlich entspannt sieht Li offenbar das globale Rennen mit Tesla, das BYD im vergangenen Jahr mit rapidem Wachstum bei reinen Elektroautos und Plugin-Hybriden begonnen hat und in diesem Jahr fortsetzt. Im dritten Quartal 2023 betrug der Tesla-Vorsprung bei reinen Elektroautos nur noch 3456 Stück. Dazu sagte die Managerin, BYD sei eigentlich gar nicht an Konkurrenz um die Position an der Spitze interessiert. Der eigene Wunsch sei, dass Tesla großen Erfolg habe, denn das werde dazu beitragen, die Bevölkerung über Elektrifizierung aufzuklären.