Wie es seine Art ist, hat Tesla-CEO Elon Musk am Montag quasi nebenbei auf Twitter eine möglicherweise bedeutende Ankündigung fallen lassen – oder auch nicht: „Tesla-Supercharger werden für andere Elektroautos zugänglich gemacht“, beantwortete er am Vormittag deutscher Zeit eine Frage zu diesem Thema. Seinen Ausführungen ließ sich allerdings nicht entnehmen, wie konkret die Pläne oder Vorbereitungen dafür sind. Auch auf Nachfragen ging der Tesla-Chef zunächst nicht ein, sodass Neugierige mit ihren anschließenden Interpretationsversuchen unter sich blieben.
Tesla-Chef beantwortet Twitter-Frage
Den Stein ins Rollen brachte der bekannte YouTuber Marques Brownlee, der 2018 eine Fabrik-Führung in Fremont mitsamt Musk-Interview bekommen hatte. Er wolle ganz ernsthaft wissen, warum nicht mehr andere Elektroauto-Hersteller auf das Angebot von Tesla eingehen, das Supercharger-Netz mitzunutzen, schrieb er. Liege es an inkompatibler Technologie, versteckten Gebühren, Stolz? Irgendeinen Grund müsse es ja geben, lud Brownlee zu Antworten ein.
Daraufhin beantwortete der Tesla-Chef persönlich zwar nicht alle Einzelfragen, ließ aber wissen, dass es derlei Anfragen schon gebe. Diese seien allerdings „kind low key“, informierte Musk, also nicht sehr bedeutend, was sich auf die Anfragen beziehen dürfte, nicht auf bestimmte Elektroautos oder deren Hersteller. Der Tesla-Chef beendete seine Rückmeldung mit der erwähnten Auskunft, dass die Supercharger für andere „zugänglich gemacht“ würden.
They are, although it’s kind low-key. Tesla Superchargers are being made accessible to other electric cars.
— Elon Musk (@elonmusk) December 21, 2020
Das könnte ebenso gut sehr allgemein wie ganz konkret gemeint gewesen sein und enthält keine Zeitangabe; für Erläuterungen stand Musk anschließend nicht mehr zur Verfügung. Aber im ersten Teil seiner Aussage machte er klar, dass es zumindest schon Supercharging-Verhandlungen mit anderen Elektroauto-Herstellern geben muss.
Er könne gar nicht verstehen, warum auch nur ein Hersteller auf die Chance verzichte, die Tesla-Supercharger zu nutzen, führte der YouTuber Brownlee die Diskussion weiter. Dass der Grund dafür jedenfalls nicht in tiefen technischen Problemen liegen kann, zeigte sich in diesem Sommer in Deutschland: Plötzlich und kurz konnten hier beliebige Elektroautos an einem neuen V3-Supercharger laden, laut Tesla wegen eines Software-Fehlers. Allerdings war das überraschende Laden für alle kostenlos – die wichtige Frage der Abrechnung also nicht geklärt.
Andere zu stolz für Supercharger-Nutzug?
Aber wie Tesla mit seinen eigenen Kunden zeigt und wie man zunehmend auch bei anderen Säulen-Betreibern sehen kann, ist eine Authentifizierung über das Elektroauto mit anschließender automatischer Karten-Abbuchung grundsätzlich kein Problem. Also dürften – bislang – andere Gründe dafür gesorgt haben, dass die Supercharger weiter exklusiv sind.
In Frage kommt, dass Tesla wie als eine der Optionen von Brownlee vorgeschlagen zu viel Geld für den Supercharger-Zugang verlangt (oder auch andere schwierige Bedingungen wie eine einheitliche Platzierung der Lade-Buchsen). Aber Stolz ist ebenso eine mögliche Erklärung: Wie würde es denn aussehen, fragte ein Twitter-Nutzer rhetorisch, wenn Mercedes damit werbe, dass ein neues Elektroauto aus dem eigenen Haus jetzt auch bei Tesla laden können, weil das eigene Netz dafür Mist sei?