Mit weiteren Befragungen von Tesla-CEO Elon Musk wurde am Dienstag der Prozess von Anlegern gegen ihn und das Unternehmen wegen der angeblich überteuerten Übernahme von Solarcity im Jahr 2016 fortgesetzt. Bevor sein Bruder Kimbal aussagte, zeigte sich der Tesla-Chef weiter ungnädig gegenüber den gegnerischen Anwälten, von denen sich übrigens einer übergeben musste, was zu einer längeren Unterbrechung führte. Gelegentlich kamen in dem Verfahren aber auch interessante Informationen über das aktuelle Geschäft von Tesla heraus. So berichtete Musk von einem riesigen Auftragsrückstau bei dem Heimspeicher Tesla Powerwall.
CEO Musk wegen Solarcity vor Gericht
In ihrer Klage vor einem Gericht im US-Bundesstaat Delaware werfen mehrere Fonds Musk vor, bei der Solarcity-Übernahme vor allem an seine eigene Beteiligung an dem Unternehmen gedacht und das Tesla-Board zu der Transaktion gedrängt zu haben. Sie wollen belegen, dass der CEO anders als von ihm behauptet Tesla praktisch kontrolliert und auch bei der Übernahme federführend war. Wenn das gelingt, müsste Musk im Extremfall den gesamten Kaufpreis von rund 2,5 Milliarden Dollar an Tesla erstatten. Diesem Risiko hätte er sich nicht aussetzen müssen, denn der Rest seines Boards ließ sich auf eine außergerichtliche Beilegung mit der Zahlung von 60 Millionen Dollar durch eine Versicherung ein. Allein Musk entschied, den Solarcity-Streit mit Anlegern vor Gericht auszufechten.
Unter anderem geht es dabei um die Frage, wie schwach Solarcity vor der Übernahme wirklich war und wie sich das Geschäft seitdem entwickelt hat. Zwar hat Tesla im Energie-Bereich mit Photovoltaik und Speicher-Akkus noch viel vor, doch bislang dominiert bei weitem sein Geschäft mit Elektroautos. Insbesondere das Produkt Solar Roof, das Tesla kurz nach der Übernahme präsentierte, verfehlt das von Musk ausgegebene Ziel von 1000 Installationen pro Woche bislang wohl deutlich.
In diesem Zusammenhang ging es in dem Prozess am Dienstag auch um das 2015 vorgestellte Tesla-Produkt Powerwall, einen eleganten und relativ billigen stationären Akku für den Hausgebrauch. Die Nachfrage danach scheint hartnäckig größer zu sein als das Angebot. Dafür spricht jedenfalls die Tatsache, dass Tesla in den USA seit diesem Frühjahr Powerwalls nur noch zusammen mit einer Photovoltaik-Installation verkauft. In Europa sind sie noch einzeln zu bestellen, aber die Verfügbarkeit schwankt stark.
Chip- statt Batterie-Knappheit bei Tesla
Und wie Musk dazu jetzt sagte, liegt das in diesem Fall nicht an zu wenig Batterien bei Tesla, sondern an der weltweiten Chip-Knappheit. Diese zwingt Autohersteller weltweit zu Produktionspausen, während bei Tesla relativ wenig davon zu hören war. Im ersten und zweiten Quartal steigerte das Unternehmen seine Elektroauto-Produktion jedenfalls jeweils weiter. Bei Powerwalls aber hat die Halbleiter-Krise laut Musk auch bei Tesla voll zugeschlagen. Die Nachfrage nach dem Haus-Akku betrage derzeit 80.000 Einheiten, sagte er laut einem Bericht von CNBC, womit wohl Bestellungen gemeint waren. Produzieren werde Tesla im laufenden Quartal aber im besten Fall 30.000-35.000 Stück davon.
Das macht bei 13,5 Kilowattstunden Kapazität pro Powerwall einen Order-Bestand von gut 1 Gigawattstunde allein bei diesem Produkt. Und selbst 30.000 im dritten Quartal würden rund 400 Megawattstunden bedeuten und wären damit fast so viel, wie Tesla in den drei Monaten zuvor insgesamt an Speichern verkauft hat, inklusive der viel größeren Produkte Powerpack und Megapack. Dass es in Q3 derart viele Powerwalls werden könnten und eine höhere Produktion durch Chip-Mangel verhindert wird, ist also fast eine gute Nachricht: Die akute Halbleiter-Knappheit dürfte nach Ansicht von Beobachtern in diesem Jahr enden, und anders als früher scheint Tesla nach den Musk-Äußerungen aktuell Zugriff auf genügend Batterie-Zellen zu haben, um dann auch seinen Energie-Bereich damit zu versorgen.