Bild: Produktion Mercedes EQC (Foto: Daimler AG)
Der deutsche Autokonzern Daimler will in den kommenden Jahren mehr Elektroautos anbieten – und die Zahl seiner Verbrennungsmotoren verringern. Das sagte laut einem Bericht von Car and Driver jetzt Daimler-Vorstandschef Ole Källenius bei einer Online-Konferenz anstelle des abgesagten Genfer Autosalons. Auf die Autobranche kommen laut Källenius große Veränderungen zu. Doch inzwischen müssten Unternehmen wie Mercedes und ganz Daimler nicht mehr von Regulierern dazu gedrängt werden, denn sie hätten selbst einen „mentalen Schalter“ für eine langfristig CO2-neutrale Mobilität umgelegt.
Elektroauto Mercedes EQC hinter Zeitplan
Autohersteller hätten die Wahl, zu den Architekten einer neuen, saubereren Mobilität zu gehören, oder sich auf dem Weg in diese neue Realität schreiend und tretend zu wehren, wird Källenius weiter zitiert. „Auf diesem Weg sind wir inzwischen fast unabhängig von Regulierung.“ Daimler sei bewusst, dass die langfristige Zukunft in CO2-freier, CO2-neutraler Mobilität bestehe.
Wie Car and Driver dazu anmerkt und Källenius bestätigte, liegt Daimler dabei allerdings schon hinter dem eigenen Zeitplan zurück: Das Elektroauto EQC sollte eigentlich in diesem März auf den US-Markt kommen, wird sich aber um neun Monate verzögern. Der Grund, den der Daimler-Chef dafür nennt, klingt eigentlich positiv – fast wie bei Tesla: Die Nachfrage in Europa sei weitaus höher als das Angebot, „obwohl wir die Produktion hochfahren und neue Batterie-Linien dazunehmen“.
Forschungschef: Batteriemangel behoben
Damit widersprach Källenius indirekt erneut Berichten über eine Verringerung der EQC-Produktion in diesem Jahr, die Daimler zuvor schon offiziell zurückgewiesen hatte. Eine Aussage dazu kam vergangene Woche auch von Forschungsvorstand Markus Schäfer: Der britischen Zeitschrift autocar nannte er eine Produktion von 50.000 Exemplaren des Mercedes-Elektroautos in 2020, was der ursprünglichen Planung entspreche.
Ebenfalls bestätigte Schäfer, dass es zuvor Probleme mit dem EQC gab. Das habe aber nicht an der Fabrik oder am Produktionsprozess gelegen, sondern „an der Batterie-Fabrik und -Anlagen“. Sicher habe man hier eine Lernkurve durchlaufen, und der Produktionshochlauf der neuen Batteriezell-Fabrik von LG Chem sei definitiv eine Herausforderung und ein limitierender Faktor gewesen, sagte der Daimler-Forschungschef (und Entwicklungschef bei Mercedes) autocar.
Elektro- und Hybrid-Nachfrage steigt rapide
Vorstandchef Källenius wiederum sprach davon, dass sich die Zahl der Antriebsoptionen bei Mercedes nach etwa zehn Jahren verringern werde – etwa 2025 werde „die Spitze der Komplexität“ erreicht. Ab 2030 dann werde das Antriebsportfolio wieder verschlankt, „vor allem auf der Verbrenner-Seite“.
Vom deutschen Markt berichtete der Daimler-Chef mit Blick auf reine Elektroautos und Plugin-Hybride, seit der Steuervergünstigung zu Beginn dieses Jahres würden Unternehmen zunehmend solche Autos vorschreiben. Die Folge: „Die Nachfrage ist durch die Decke gegangen.“