Die Übernahme des deutschen Automatisierungsspezialisten Grohmann Engineering durch Tesla ist einer der Gründe dafür, dass sich die Produktion von
Elektroautos bei Mercedes verzögert. So stellte jetzt jedenfalls Michael Brecht, Betriebsratschef beim Autohersteller Daimler, die Situation dar. „Angefangen hat es vielleicht damit, dass ein anderer Autohersteller plötzlich das Unternehmen kaufte, das unsere Batteriefertigung in Kamenz aufbauen sollte“, antwortete Brecht dem Manager-Magazin auf eine Frage zu Problemen mit Batterien für das Mercedes-Elektroauto EQC.
Das elektrische SUV Mercedes EQC kann seit Frühjahr 2019 in Deutschland bestellt werden. Nach Berichten verliefen die Verkäufe zunächst so enttäuschend, dass Daimler den Marktstart seines Elektroautos in den USA auf das nächste Jahr verschob. Laut Manager-Magazin könnten sich dahinter aber auch Produktionsprobleme verbergen. Im vergangenen Jahr seien wegen der Batterie-Probleme weniger EQC produziert worden als geplant, auch 2020 werde die Produktion halbiert, schrieb die Zeitschrift. Den zweiten Teil dieser Meldung dementierte Daimler anschließend: In diesem Jahr würden wie vorgesehen 50.000 Mercedes EQC produziert.
Laut dem Magazin wurden 2019 statt geplanten 25.000 EQC nur 7000 Exemplare des Elektro-SUV gebaut. Dass dies, wie von Betriebsrat Brecht dargestellt, auch an Problemen mit der Batteriefertigung liegt, klingt durchaus plausibel: Ende 2016 hatte Tesla das deutsche Unternehmen Grohmann Engineering gekauft, das zu dieser Zeit viele Robotik-Aufträge für deutsche Autohersteller übernahm. Wenig später wurde bekannt, dass Grohmann fast nur noch für Tesla arbeiten solle, weil dort für den Produktionsanlauf des Model 3 alle Ressourcen gebraucht wurden.
Wie bislang Tesla produziert Daimler seine Batteriezellen nicht selbst, sondern kauft sie ein und integriert sie in Eigenregie zu Batteriepacks für den EQC und seine Hybridmodelle. Dies geschieht in dem Werk in Kamenz, auf das sich der Betriebsratschef im Interview bezog. Doch Probleme scheint es auch bei den zugelieferten Zellen zu geben. Der Daimler-Chef Ola Källenius habe intern den „Elektronotstand“ ausgerufen; der Produktionschef müsse jetzt täglich berichten, ob der Zell-Lieferant LG Chem auf die benötigten Stückzahlen komme, schreibt das Manager-Magazin. Außerdem ist in dem Bericht von Problemen mit den Kühlsystemen und einer hohen Ausschussquote bei Batteriepacks die Rede.
Betriebsratschef Brecht bezeichnete das Daimler-Management in der Batterie-Frage allgemein als „fast schon naiv“. Wie andere deutsche Autohersteller mache sich das Unternehmen „gefährlich abhängig“ von asiatischen Zulieferern. Der Vorstand solle noch einmal darüber nachdenken, denn gute Batteriezellen seien ein Wettbewerbsvorteil.
Tesla als Pionier bei Elektroautos lässt seine Batteriezellen derzeit fast ausschließlich von Panasonic fertigen, dies aber zumindest beim Model 3 in einer gemeinsamen Fabrik mit dem langjährigen Partner. Außerdem gilt als fast sicher, dass Tesla bald auch Zellen in Eigenregie fertigen wird – wahrscheinlich in einigen Jahren auch in der deutschen Gigafactory in Brandenburg.